Ikone, Pose & Sex? Foto im Kasten! Für mich gibt es keinen besseren Modefotografen als Mario Testino, zumindest als Erfolgsgarant für die Umsetzung der aufgezählten Attribute: Seine Fotos sind zu 99,9% stimmig (der Miley-Ausrutscher auf dem Cover der amerikanischen Vogue sei ihm verziehen) und ich liebe es einfach, seine Fotostrecken bis ins kleinste Detail zu studieren. Der Peruaner gilt nicht umsonst als einer der einflussreichsten zeitgenössischen Vertreter seines Metiers und bittet die Crème de la Creme der Adels-, Film- und Modebranche vor seine Linse …
Ich kann mich noch genau an dem Moment erinnern, als ich das Vogue-Abo meiner Mutter beim Postboten abgefangen habe und Claudia Schiffers barbusiges Cover in den Armen hielt: „Da stimmt alles,“ dachte ich mir und blätterte durch die mehr als gelungenen Editorials. Damals stieg mir die Schamesröte ins Gesicht, als ich Testinos Aktfotografien von gutgebauten Brasilianern (und natürlich Brasilianerinnen, wobei diese weniger Röte in meinem Gesicht verursacht haben) sah. Erotik und Sex werden bei ihm weder tabuisiert, noch bricht er sie auf die verruchte Porno-Ästhetik á la Terry Richardson herunter.
Testinos Modelle strahlen unbeschreibliche Eleganz und Vitalität aus, Gisele Bündchen ist nur eines von vielen Beispielen dafür. Oftmals hat man den Eindruck, dass es sich vielmehr um private Schnappschüsse, als um offizielle Porträts handelt. Ich ertappe mich immer wieder dabei, die Widersprüchlichkeit seiner Aufnahmen erklären zu wollen: Wie schafft er es, einerseits die spießigsten Königsfamilien spektakulär in Szene zu setzen und andererseits, beinahe voyeuristisch, auf die Körper sich liebender Menschen draufzuhalten? Letzteres verbinde ich immer wieder mit seinen Arbeiten aus Brasilien – direkt, intim und gleichermaßen ästhetisch.
Zu meiner Begeisterung kommt Testino nun zum ersten Mal mit seinen Arbeiten nach Berlin, juchu! „Mario Testino: In your Face“ kann ab dem 20. Januar 2015 in den Ausstellungshallen am Kulturforum, einem der Hauptstandorte der Staatlichen Museen zu Berlin, bestaunt werden und ich bin mir zu 100% sicher, dass die Ausstellung ein voller Erfolg werden wird (Obacht: Nur zu 99,9%, falls Mileys Aufnahmen eingebunden werden.) Insgesamt 125 Bilder sollen die ganze Bandbreite seiner fotografischen Arbeit zeigen und setzen dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die provokanten Kontraste. Juchu, die Zweite! Von Testino provoziert zu werden, stelle ich mir durchaus erquicklich vor.
Ich verspüre absolute Vorfreude und bin gespannt, ob und inwiefern Swarovski als Partner der Ausstellung miteingebunden wird? Nadja Swarovski, Mitglied des Swarovski Executive Boards, lässt schon einmal Folgendes verlauten: „Wir freuen uns sehr, im Rahmen unseres kontinuierlichen Swarovski-Engagements für Kultur und Kreativität das Europa-Debut von „Mario Testino: In your Face“ zu unterstützen. Mario Testion ist ein Visionär an der Schwelle zur Mode, Kunst und Fotografie. Die dynamischen Bilder seiner Ausstellung sprühen vor Glanz und Vitalität und zeigen uns, wie Testino im Laufe seiner, drei Jahrzehnte umspannenden, Karriere unsere Kultur geprägt hat und die Welt durch seine Leidenschaft und Kreativität bereichert.“
Alle Testino-Fans unter uns werden gelangweilt die Augen verdrehen, trotzdem noch ein paar Randnotizen: Die Ausstellung „In your Face“ feierte bereits 2012 im Bostoner Museum of Fine Arts Premiere, zog anschließend ins Museo de Arte Latinoamericana de Buenos Aires und machte Halt im Museo de Arte Brasileira in Sao Paolo. Erst jetzt wird Europa anvisiert und anlässlich des Standorts Berlin, hat Testino drei vor Ort fotografierte Bilder exklusiv mit in die Ausstellung miteinfließen lassen: „Ich bin begeistert diese Schau zum ersten Mal in Europa und Berlin zeigen zu können, einer Stadt, die in der Entwicklung meines Werks eine sehr wichtige Rolle gespielt hat.“
Auf, auf ins Museum – Ich bin gespannt, wie ihr die Ausstellung findet und wünsche bis dahin eine schöne Zeit! Als Anreiz gibt es schon einmal bewegtes Bildmaterial…
Mario Testino: In Your Face
Kulturforum
Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin
10785 Berlin-Tiergarten, Matthäikirchplatz.
20. Januar – 26. Juli 2015, Sonderausstellungshallen am Kulturforum