Eine bekannte deutsche Modejournalistin soll der Legende nach mal gesagt haben: “Wozu brauche ich Strümpfe, solange ich bodenlange Pelze tragen kann?” Okay, die Dame ist nun schon seit Langem nicht mehr aktiv im Geschäft, ihre Aussage über Pelz habe ich aber immer noch im Hinterkopf. Karl Lagerfeld wird die Einstellung der Journalistin mit Sicherheit verstehen – zumindest äußerte er sich vor einigen Tagen in einem Interview mit der New York Times in vielerlei Hinsicht denkwürdig über den Einsatz von Tierfell in der Mode. Anlass des Interviews war die „Haute Fourrure“-Kollektion für Fendi, die Lagerfeld erstmalig im kommenden Sommer in Paris präsentieren wird.
Bevor ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehne, überlasse ich das Wort Matthew Schneier von der New York Times und frage mal in die Runde, wie ihr zum Einsatz von Pelz in der Mode steht …
Fendi
Ich bin ja so verliebt! – wen es getroffen hat? Weder eine Sie noch einen Er – ich habe mich in eine Glühbirne verliebt! Doch natürlich schlägt mein Herz nicht für eine gewöhnliche Glühbirne … Obwohl, auch bei Glühbirnen gibt es Ausnahmen: wie zum Beispiel die des schrulligen Briten in Mittelengland, bei dem seit 1936 eine Flur-Glühlampe, wie es offiziell heißt, hängt und die niemals kaputt zu gehen scheint. Sein Glühkörper ist der laut Guinness-Buch der Rekorde langlebigste auf der Welt …
Für mich gab es während der Mailänder Schauen zwei Sternstunden. Von einer soll in diesem Bericht die Rede sein: Fendis Fall-Winter Kollektion, entworfen von Karl Lagerfeld, der seit offiziell 1965 für das Haus arbeitet, und Silvia Venturini Fendi, die außer der Herrenkollektion auch die äußerst erfolgreichen Accessoires-Linien verantwortet. Zu Venturini Fendis Kreationen gehören auch die Bestseller „Baguette“ sowie die „Peekaboo“ und jede Saison kommen neue Accessoires hinzu, die Karl Lagerfeld dann mit Gadgets bereichert.
Parallel zur Schau überraschte Lagerfeld, der mit acht Kollektionen für Chanel plus Fendi und diverser Nebenjobs, zuletzt bei Opel, anscheinend nicht genug zu tun hat, mit der Ankündigung, dass er ab Juli in jeder Saison eine Haute Couture Linie für Fendi präsentieren wird …
Silvia Venturini Fendi widerlegt alle Vorurteile, die es gegenüber Menschen aus der Fashionbranche gibt und die als oberflächlich gilt. Silvia Fendi wirkt bescheiden und macht zusammen mit Karl Lagerfeld seit Jahren einen fantastischen Job in der Women’s Wear. Der Men’s Wear gibt Fendi, ohne Lagerfeld, eine sehr eigenständige Note und bringt sie immer mehr nach vorne …
Längst hat sich FENDI von „nur Pelz“ in ein ganz anderes Brand mit vielen Facetten verwandelt. Sicherlich können die Römer gut mit Leder und Lammfell umgehen, aber genauso stark sind sie bei den Stoffen und Strick. Dass die Baguette-Tasche zu einem Synonym für Verkaufserfolge geworden ist, war nur Silvia Fendis erster Streich – mittlerweile hat sich die nächste Tasche, die Peekaboo, endgültig zum Klassiker mit Humor entwickelt und gehört zum festen Repertoire des Hauses. Silvia scheint es hingegen nicht wichtig zu sein, was sie selbst trägt und so ist ihr persönlicher Stil leise und zurückhaltend; sie ist intellektuell und man kann sie eher mit einer Perle in einer Muschel vergleichen: Es ist schwer, an sie heranzukommen, aber hat man sie geknackt, offenbaren sich Humor, Kreativität und eine wunderbar fantasievolle Frau, die voller Ideen steckt – und sie auch umsetzt.