Milan Fashion Week

It’s Milano Babe – Crazy for Fendi Winter 2015

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Bild: Fendi; PR

Für mich gab es während der Mailänder Schauen zwei Sternstunden. Von einer soll in diesem Bericht die Rede sein: Fendis Fall-Winter Kollektion, entworfen von Karl Lagerfeld, der seit offiziell 1965 für das Haus arbeitet, und Silvia Venturini Fendi, die außer der Herrenkollektion auch die äußerst erfolgreichen Accessoires-Linien verantwortet. Zu Venturini Fendis Kreationen gehören auch die Bestseller „Baguette“ sowie die „Peekaboo“ und jede Saison kommen neue Accessoires hinzu, die Karl Lagerfeld dann mit Gadgets bereichert.
Parallel zur Schau überraschte Lagerfeld, der mit acht Kollektionen für Chanel plus Fendi und diverser Nebenjobs, zuletzt bei Opel, anscheinend nicht genug zu tun hat, mit der Ankündigung, dass er ab Juli in jeder Saison eine Haute Couture Linie für Fendi präsentieren wird …

Fendi, seit Jahrzehnten mit Haute Fourrure und eigenen Massateliers in Rom ansässig, steigt in das immer wichtiger werdende Metier ein, das bei Chanel oder Dior Rekordzuwächse verbucht und das sich trotz enormen handwerklichen Aufwand rechnet und schwarze Zahlen schreibt: die Haute Couture. Die Handwerker bei Fendi können das sicher aus dem Stand: Fendis Prêt-à-porter gehört zu den qualitativ Besten ihrer Art. Hinzu kommt, dass Lagerfeld über ein sehr gutes Netzwerk für Spezialgewerke verfügt. Man darf auf die Linie sehr gespannt sein, denn seit dem Abtritt Lacroixs und der Krise in der Couture in den Neunzigern feiert die Haute Couture zurzeit ein fulminantes Comeback. Der wahre Luxus und das Unikat sind gefragter denn je, denn, im Gegensatz zur Prêt-à-porter, gibt es die Haute Couture nicht weltweit zu kaufen und so kehren die Kunden zu den Grundwerten der Schneiderkunst zurück.
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Bilder: Fendi; PR

Die Winterkollektion von Fendi verblüfft durch das Spiel mit den Volumen und einer X-Silhouette. Im Vordergrund stehen traumhafte Mäntel und Jacken und die neue Optik der Daunen. Weit weg von Sportlichkeit, Glanzoptik und Massenmarkt erhält die Feder in dramatischer Caraco-Silhouette, flanelliger Cashmere-Optik und opernhafter Hülle eine neue Wertigkeit.
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Bilder: Fendi; PR

Hochtaillierte Directoire-Mäntel, inspiriert von Paul Poirets „Fin de Siècle“-Kollektionen, werden in edlem wollweissen Kaschmir zu grafischen Unterteilen und flächig-dreidimensionalen Looks kombiniert. Breiter werdenden Schultern und eine Fülle, die weiter wird und komfortabel die Körper umspielt, ist Fendis Vision für den nächsten Winter. Die Farben sind in Camel-Nuancen, Weiss und Chinalack Rot angesiedelt. Sehr schön auch die geraden Kleider mit geknöpften Riegeln und Faltenwürfen, die Godet-Röcke in Jersey in Kombination zu Mohairspullis und natürlich das Spiel mit flächigen Patchwork-Leder zu konstruierten „Schürzen-Effekten“.
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Bilder: Fendi; PR

Teilungsnähte und grafische Aufteilung spielen für Karl Lagerfeld in der Fendi-Kollektion die Hauptrolle. Die fast altmodische Reformjacken vom Anfang des 20. Jahrhunderts – der Suffragetten-Look lässt grüßen – in Kombination zu Röcken und Kleidern, die wirken, als seien einzelne Flächen aus Nappaleder und Ponyfell zusammengesetzt. Typisch für Fendi sind hingegen die großzügigen Skipullover aus Pelz, die Kleider aus feinstem Lammleder in cleaner Optik und das Shearling als Applikation bei Cashmere und Stoff, Galons oder aufgesetzte Taschen.
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Bilder: Fendi; PR

Highlights sind die Daunen-Karos, die als schulterfreies Kleid getragen werden – die Fendi-Frau ist nicht oberflächlich sexy, sondern hat einen eher intellektuellen Look. Kunstelemente, beeinflusst von Lagerfelds Inspiration, der Malerin und Grafikerin Sophie Taeuber-Arp, werden durch Muster, Designs und dem Patchwork der langen Mäntel in raffiniertesten Materialkombinationen zitiert.
Shearling spielt bei Fendi die Rolle, die in anderen Modehäusern einfache Stoffe bilden: ganze Ensembles werden darin gezeigt und das Material wird, um interessante Effekte zu erzeugen, von rechts und links verarbeitet. Trapez-Silhouette und Lagerfelds Erfolgs-Trägerrock aus seiner Zeit bei Chloé sind wieder da. Die Schlichtheit im Stil der Sixties werden durch große Zierknöpfe betont. Nerz und Persianer gibt es im kommenden Winter in klassischen langen Kutscher-Optiken, aber immer neu überdacht und anders verarbeitet. Und sie sind immer mit einem Gadget versehen, das man erst auf den zweiten Blick entdeckt.
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Bilder: Fendi; PR

Fendi rückt in den letzten Jahren immer mehr in eine grafische pure Linie, die über die Materialien lebt. Schnitttechniken von Pelzen werden auf Stoffe gelegt, um die Alleinstellung mit Leder perfekt umgehen zu können.
Das Traditionshaus hat den Sprung in die erste Reihe der tonangebenden Modehäuser geschafft. Fendi setzt völlig eigenständige Maßstäbe, die voll verblüffender Innovationen steckt und jede Saison eine fast unglaubliche Bandbreite von Neuentwicklungen hervorbringt. Bei Fendi scheint ein starkmotiviertes, kreatives Klima zu herrschen, das die Römer zu Höchstleistungen bewegt. Die schönsten Mäntel des nächsten Winters und der Mailänder Modewoche gab es eindeutig hier zu sehen. Die grafischen Taschen, bei denen es so schien, als ob aus ihnen Blumen herauswachsen, werden sicherlich zu Bestsellern. Eine Mailänder Sternstunde der Mode …

  • Siegmar
    3. März 2015 at 12:12

    mir gefällt es sehr

  • Monsieur_Didier
    3. März 2015 at 12:23

    …bis auf den Patchwork-Krempel alles sehr sehr schön…
    irgendwie hab‘ ich Fendi nie so im Blick, aber wenn ich dann Sachen wie die obigen sehe (ausser besagtem Patchwork-Kokolores 😉 ) dann bin ich meistens sehr angetan, bisweilen auch begeistert…!

  • thomas
    3. März 2015 at 13:29

    wenn ich eine frau wäre, wüsste ich jetzt schon, was ich im nächsten winter tragen würde

  • Trouvi
    3. März 2015 at 14:27

    Bis auf Einzelteile nicht meins, obwohl ich Pelzmäntel mag.

  • Markus
    3. März 2015 at 15:39

    super Kollektion

  • Frooonk
    4. März 2015 at 15:15

    Die Outfits sehen wunderschöne aus!
    In diesen Sinne: Ich bin gegen Mode, die vergänglich ist. Ich kann nicht akzeptieren, dass man Kleider wegwirft, nur weil Frühling ist.

    LG Frooonk

  • No Fur, no Fur, no Fur, but it’s an Industry – Karl Lagerfeld über Pelze | Horstson
    11. März 2015 at 08:43

    […] in der Mode. Anlass des Interviews war die “Haute Fourrure”-Kollektion für Fendi, die Lagerfeld erstmalig im kommenden Sommer in Paris präsentieren wird. Bevor ich mich jetzt […]

  • Ausstellung: "Karl Lagerfeld. Modemethode" in Bonn | Horstson
    26. März 2015 at 09:45

    […] woher Lagerfeld immer noch das Steigerungspotential nimmt. So wird Fendis Sortiment ab Juli diesen Jahres um eine Haute Fourrure-Kollektion erweitert. Links: CHANEL Haute Couture; Herbst/Winter 2013/2014; Zeichnung © Karl Lagerfeld; rechts: Skizze […]