Allgemein

Filmtipp: „THE TRUE COST – Der Preis der Mode“

Man muss schon reichlich naiv sein, um zu glauben, dass ein T-Shirt für 5 € auch nur im Ansatz unter fairen Bedingungen hergestellt werden kann. Selbst bei einem Shirt für 20 € wird es knapp, zumindest dann, wenn die Näherin, der Designer, die Putzkolonne in der Fabrik, der Einkäufer, der Verkäufer, der Transporteur und noch einige andere Menschen, die direkt oder indirekt dafür sorgen, dass das Teil irgendwann traurig an der Stange beim Textildiscounter hängt, einigermaßen fair bezahlt werden sollen – Arbeitsschutz, Rente, Versicherungen gar nicht mit eingerechnet. Und dennoch: Die Vertikalen der Branche verzeichnen hohe Zuwachsraten, die Anzahl der Haul-Videos – also der Videos, in denen Teenager stolz ihre Schnäppchen in die Handykamera halten – schießen in den Himmel und bei der aktuell laufenden Fashion Week in Berlin findet die wahre Schau vor dem Zelt statt: Zara, H&M, gefälschte CHANEL-Taschen geben sich ein Stelldichein im leicht ergrauten Schneematsch beim Brandenburger Tor. Was scheren mich die Probleme der jungen Frau, die das Zeug in Bangladesch in einer schmuddeligen Fabrik näht, während das Kind auf dem Boden liegt (Minute 1,35 im Trailer)? Bangladesch ist weit weg und das Kind eh schon tot, who cares?

Das Ungleichgewicht in der Welt wird den meisten Menschen erst dann bewusst, wenn es einem direkt betrifft. Die Flüchtlingskrise ist so ein Beispiel dafür. Was war es jahrelang einfach, sich während der Tagesschau in der heimischen Komfortzone über die Zustände in Flüchtlingslagern im Gazastreifen und Jordanien aufzuregen, immer getreu dem Motto: Denen muss doch geholfen werden! Kaum stehen die Flüchtlinge im wahrsten Sinne vor der Tür, wird ihnen selbige vor der Nase zugeschlagen.
Auch die Arbeiter aus Bangladesch werden – und haben teilweise schon – mitbekommen, dass sie für die Kleidung, die wir konsumieren, den eigentlichen Preis zahlen müssen. Der Preis ist wesentlich höher, als die 5 €, die das T-Shirt kostet: Mehr als 1.130 Fabrikarbeiter starben 2013 in den Trümmern eines Fabrikeinsturzes in Rana Plaza in Bangladesch.

Die Dokumentation „THE TRUE COST – Der Preis der Mode“, die jetzt in die Kinos kommt, macht sich auf die Suche nach Antworten, warum Kleidung so billig sein kann, und verfolgt eindrucksvoll den Weg, den die Kleidung macht, bevor sie zu uns ins Geschäft kommt.

THE TRUE COST – Der Preis der Mode
USA 2015, 92 min – Farbe – deutschVO/OmU – FSK: ab 6

Ab dem 21.1. in folgenden Kinos:
Apollo, Aachen
Kino Bad Driburg, Bad Driburg
Lichtspielhaus, Bamberg
Acudkino, Berlin
B-Ware, Berlin
Rollberg, Berlin
Kant, Berlin
Filmtheater am Friedrichshain, Berlin
Filmclub Mittendrin, Chemnitz
Kinopolis, Darmstadt
Sweet 16, Dortmund
PK Ost, Dresden
Lamm Lichtspiele, Erlangen
Babylon, Fürth
Kommunales Kino Gießen
Gröbenlichtspiele, Gröbenzell
3001, Hamburg
Koki, Hannover
Citykino, Hersbruck
Kinemathek, Karlsruhe
Filmhauskino, Köln
Cineding, Leipzig
Kommunales Kino Lübeck
Moritzhof, Magdeburg
Capitol, Marburg
Monopol, München
Cinema, Münster
Filmhauskino, Nürnberg
Cine-K, Oldenburg
Kino im Beutel, Regensburg
Kino im Waldhorn, Rottenburg
Filmhaus Saarbrücken

  • Philipp
    20. Januar 2016 at 20:13

    Sicherlich sehr aufrüttelnd und sehenswert! Vor allem Billigklamotten-Fanatiker sollten mal mit diesem Film konfrontiert werden und ihre Kaufgewohnheiten hinterfragen!

  • MM
    21. Januar 2016 at 00:33

    Guter Tipp, ändern wird auch der Film leider nix. Ich warte auf den Stream.

  • Siegmar
    21. Januar 2016 at 10:44

    Das ist alles richtig, leider ist aber so, dass nicht nur die vertikalen in Asien produzieren lassen, sondern auch die großen Namen, wenn ich für ein paar Sneaker von Jil Sander über 400€ ausgebe und lese “ Made in China “ kann ich davon ausgehen, dass die Arbeiter von diesen teuren Schuhen genauso wenig profitieren wie von billigen Klamotten.
    Ich will mit Sicherheit nicht die Unternehmen verteidigen, ich war mal für ein Unternehmen geschäftlich in Südchina, in einer Fabrik für Zifferblätter, da werden die Zifferblätter für sehr gut, teure Marken produziert. Die Menschen sitzen im einem Verschlag, sprühen völlig ungeschützt mit Lackfarben und der Raum ist nicht belüftet. Ich fragte über einen Dolmetscher ob er mit seiner Arbeit zufrieden sei, der antwortete ja natürlich, ich verdiene Geld und kann meine Familie ernähren ohne die Fabrik könnte ich das nicht, das ist die andere Seite davon. Solange sich hier die Unternehmen und Verbraucher keine Gedanken wird sich nicht ändern.

  • Burberry: Saisons sind last season | Horstson
    5. Februar 2016 at 12:40

    […] präsentieren. Von der Tatsache, dass ganz andere den wahren Preis für die Mode zahlen, ganz zu schweigen […]