(Foto: Courtesy of Dawid Tomaszewski)
Der in Berlin lebende Dawid Tomaszewski steht für klassische Eleganz und für ein Modebild, das sich an Frauen wendet, die eher den Stil als saisonale Trends suchen.
Sein Bild der Mode setzt auf Material & Luxus und wenig auf Jugendwahn; es tendiert eher zwischen sehr „angezogenen“ Looks und spielt mit Opulenz. Dawid Tomaszewskis Zielgruppe hat kein Alter – die gestandene Kundin findet bei ihm genau so etwas in seinen Kollektionen, wie die jüngere, die nicht auf Streetwear, sondern auf Klassiker setzt, die man viele Jahre im Schrank haben kann und die immer wieder kombinierbar sind.
Neben seinen polnischen Wurzeln sind seit vielen Jahren die Designphilosophie und vor allem die Grafik des deutschen Bauhauses ständiger Inspirationsquell.
Fotos: Courtesy of Dawid Tomaszewski
Wir trafen Dawid Tomaszewski während der Berliner Fashion Week, wo er eine Kollektion präsentierte, die mit Patrizia Ayrton entstanden ist. Das polnische Label Patrizia Ayrton gilt in seinem Heimatland als Luxuslabel, das man in Deutschland am ehesten mit Escada vergleichen würde. Die für die Kreation zuständige Patrycja Cierocka, Tochter der Gründerin, verfolgt seit vielen Jahren die Arbeit von Dawid Tomaszewski und fand, dass er der ideale Partner zur Auffrischung ihrer Linie wäre, da sich die Werte und beiderlei Philosophie perfekt ergänzen. So entstand in einer – von beiden Seiten mit großer Freude beschriebenen Zusammenarbeit – das Ergebnis, das ab 1. September 2017 in den Stores erhältlich ist.
Fotos: Courtesy of Dawid Tomaszewski
Die Looks sind ein Mix aus David Tomaszewski und Patrizia Ayrton. Die Kollektion besteht aus zwei Parts: Ein Teil ist postmodern, also sehr feminin und klassisch, der zweite Teil eher minimalistisch, unisex und mehr für den Alltag bestimmt. Die beiden Partner haben sich auf Farben und hochwertige Stoffe konzentriert. Dazu gibt es viele Details, wie zum Beispiel Spitze oder ungewöhnliche Schmuckränder.
Wir interessieren uns wie immer natürlich dafür, wie der Designer arbeitet und was seine Einflüsse bei dieser Kollektion waren, dazu ging ich mit ihm der Sache mal ein bisschen auf den Grund.
Horstson: Greifst du heute noch selbst zu Nadel und Faden? Sprich: entwirfst du nur auf dem Papier oder nähst du auch noch selbst?
Dawid Tomaszewski: Ich mache bis heute alles mit und supporte mein Team. Im Moment habe ich leider keine Zeit zu nähen, da wir expandieren und weiter wachsen. Aber ich arbeite sehr eng mit meinem Team zusammen und drapiere und arbeite mit den Materialien gern an der Puppe oder am Modell.
Welche Einflüsse haben Dich für Deine neue Kollektion inspiriert? Gibt es Filme, Bücher oder auch eine bestimmte Epoche, die einen besonderen Einfluss haben?
Mich faszinieren die Looks und kulturellen Strömungen der 80er Jahre, Marrakesh mit seiner Farbenvielfalt (Anmerkung der Redaktion: Yves Saint Laurent lässt grüßen) und wie immer die zeitgenössische Kunst, die ich gern in Galerien oder Ausstellungen erkunde.
Die Herbst/Winter-Kollektion ist mit Patrizia Aryton entstanden. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Wir haben uns hier in Berlin getroffen. Aryton hat nach frischem Wind gesucht und wollte den Look der Marke erweitern und um eine neue Facette bereichern und dadurch ein neues Image und die Aufmerksamkeit von weiteren Zielgruppen bekommen. So haben wir einfach angefangen eine Kollektion zu entwickeln und durch meine Anregungen und ihre Tendenzen ist ein wunderbarer Schaffensprozess ausgelöst worden.
Patrizia Aryton ist, genauso wie Du, polnischer Herkunft. Gibt es eine Art „polnische Trachten“, die in Eurem Stil mitschwingen? Polen steht ja in erster Linie für seinen traditionellen Folklorestil und Einflüsse!
Unsere Kollektion hat nichts mit polnischen Trachten zu tun. Dass wir beide aus Polen sind, ist purer Zufall. Ich persönlich schätze die Marke sehr, meine Mutter ist seit Jahren Kundin bei Aryton. Ich habe mich deswegen über die Anfrage sehr gefreut und hab viel gelernt in dieser fruchtbaren Zusammenarbeit.
Gibt es so etwas wie ein Statement, das die Kollektion in einem Satz beschreibt?
Modern, rotzig und sehr luxuriös.
Fotos: Courtesy of Dawid Tomaszewski
Hast Du eine Stilikone oder einen besonderen Typus von Menschen, an den Du bei Deinen Kleidungsstücken denkst, wenn Du sie kreierst?
Ich denke an jede Frau, die sich für Mode interessiert und von Mode begeistert ist. Ganz besonders denke ich an meine Mutter, die mich seit jeher inspiriert. Die Frauen, die mich umgeben, tragen dazu bei, dass ich immer wieder erfahre, wie sich Frauen kleiden möchten, die ein gutes Stilempfinden haben.
Welche Looks und Kombinationen sind besonders wichtig? Gibt es Materialien, mit denen Du besonders arbeitest oder die für dich im Vordergrund für die neue Kollektion stehen? Lieblingsteile?
Ich liebe Kaschmir, Wolle und perfekt geschnittene Mäntel. Drapieren steht für mich ebenfalls im Vordergrund, aber der Fokus liegt auf Mäntel – die liebe ich über alles.
Welche Produkte bei Dir prägen das neue modische Bild besonders? Inwiefern?
Der Mantel ist der Ausgangspunkt meiner Looks und die feinen Materialien, die immer in Vordergrund stehen und tolle Schnitte, die nicht vergänglich sind.
Wessen Meinung zählt zur Beurteilung deiner Kollektion?
Ganz klar an erster Stelle: Die Meinung meiner Mutter und natürlich meiner Kunden. Außerdem ist mir das Feedback der Einkäufer sehr wichtig.
Wie bewertest Du den durch Gucci ausgelösten Dekorationshype einerseits und die sportiven Athleisure-Einflüsse andererseits? Wie schlägt sich das in Deiner Kollektion nieder? Findest du, dass man diese Tendenzen miteinander verbinden kann?
Heutzutage kann man alles miteinander verbinden, es gibt keine richtige Moderichtung. Dekorative Mode fand ich schon immer sehr spannend und sie erlaubt auch mehr Gestaltungsfreiheit.
Was war eigentlich dein erstes Erlebnis mit Mode, das den Ausschlag gab, dass Du Dich dafür entschieden hast Designer zu werden?
Es gibt so viele Einflüsse aus meiner Kindheit. Ich fand die Mode schon immer toll und habe mich seit frühester Jugend von dieser Welt angezogen gefühlt.
Hast du ein persönliches Lieblingsstück oder ein Accessoires von dem du dich nie trennen würdest? Das Du, egal was modern ist, immer anziehen oder kombinieren würdest?
Meinen Dawid-Tomaszewski-Mantel! Ich habe den in 10-facher Ausführung und in jeder Farbe …
Yves Saint Laurent hatte einen Talisman, ein Herz, dass er in jeder Schau als Glücksbringer über den Laufsteg schickte, gibt es so was vielleicht auch versteckt bei Dir auch?
Unser Bauhausmuster und bald kommt dazu ein Symbol, welches unsere Firma ausmacht. Ich liebe die grafischen Motive! Sie spielen immer eine Rolle und sind zu einer Art Tomaszewski-Code geworden.
Fotos: Courtesy of Dawid Tomaszewski
Wenn du auf kein Budget der Welt achten müsstest, welches Material oder welche Handwerkstechnik würdest du dann gern in deine Kollektion einbringen?
Ich würde eines der rarsten und edelsten Materialien verwenden – Vikunja. Und dazu nur handgewebte Stoffe!
Wenn du einen Gutschein für ein Kleidungsstück oder Accessoires ohne Limit bekommen würdest, was würdest du dir persönlich davon kaufen? Hast du so etwas wie ein Objekt der Begierde?
Von den Objekten der Begierde gibt es bei mir wahnsinnig viele, nicht nur ein Teil. Aber wenn ich mich jetzt entscheiden müsste: eine oversize Birkin von Hermès.
Gibt es außer deinem Label noch irgendein Modehaus oder Highend-Brand, für das du gern arbeiten würdest oder wo du ein Angebot schwer nein sagen könntest?
Escada in Deutschland und international: Madeleine Vionnet. Sie hat alle ihre Entwürfe selbst an der Schneiderpuppe drapiert und steht neben der Erfindung des Schrägschnittes auch für absolut zeitlose Perfektion. Ihre Kleider aus den dreißiger Jahren könnte man heute sofort tragen, ohne dass sie in irgendeiner Weise veraltet wirken.
Wo siehst du dein Label in fünf Jahren?
Mehr international aufgestellt und weiterhin von einem tollen Team umgeben. Ich möchte gerne für mindestens 2-3 weitere Brands parallel arbeiten und viele spannende Projekte machen.
Wie sieht Du den Stellenwert Berlin als Modestandort?
Wir arbeiten dran …
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir jetzt schon mal viel Erfolg mit deiner Winterkollektion Dawid Tomaszewski x Patrizia Aryton.
Siegmar
8. Februar 2017 at 10:13sehr gutes Gespräch, die Mode von ihm ist wirklich gelungen und tragbar und trotzdem besonders, er ist jemand der sich mit seinen Entwürfen international behaupten kann. Leider ist die FW Berlin immer mehr zu einem C-Promitreffen verkommen, wo es wichtiger ist irgendeine Tussi aus dem Dschungel abzulichten, als die Mode und die Designer. Ich würde es sehr begrüßen, wenn man sich darauf wieder besinnt und eine Alternative mit guten deutschen Designer zu den anderen Fashion Weeks bildet. Dawid Tomaszewski gehört auf alle Fälle dazu. Vielleicht ist ja mal eine Idee, solche Interviews mit deutschen Designern zu führen und hie zu veröffentlichen.
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