Setzen wir uns kurz in einer Zeitmaschine und katapultieren uns zurück ins Jahr 1995. Musikalisch sieht es düster in Deutschland aus: The Kelly Family und Rednex führen die Hitparaden an und selbst für Die Schlümpfe und Die Doofen ist man sich nicht zu schade. Ganz anders präsentiert sich die Deutschland in der Kunst – fünf Millionen Menschen strömten nämlich zum Berliner Reichstag, den Christo und Jeanne-Claude mit silberfarbenem Gewebe verhüllten. Es war das erste Kunstwerk, über das ein gewähltes Parlament diskutieren und abstimmen musste – und das, obwohl es noch nicht einmal existierte. Jahre der technischen Vorbereitung erlaubte es Christo und Jeanne-Claude 1995 dann endlich, das große wilhelminische Gebäude in 100.000 m² Stoff und 15.600 m blaues Seil zu verhüllen.
Wer es verpasst haben sollte: Auf der Präsidialebene des Reichstagsgebäudes werden in der Dauerausstellung „Dokumentation Verhüllter Reichstag, Berlin, 1971-95“ noch bis Ende 2019 rund 400 Exponate vom „Wrapped Reichstag“, so der offizielle Name des Kunstprojekts, gezeigt. Zudem ist ein begleitendes Buch im TASCHEN Verlag erschienen.
Jetzt kommt Christo, Jeanne-Claude starb 2009, ein weiteres Mal nach Berlin – allerdings nicht, um ein weiteres Gebäude in der Hauptstadt zu ver-, sondern um zwei Bücher zu enthüllen.
Vom 18. Juni bis zum 03. Juli 2016 konnte man über den Iseosee in Italien wandeln (zur Erinnerung: Harald Stoppelkamp berichtete damals für uns über das Projekt). Für Christo und Jeanne-Claudes „The Floating Piers“ wurden unglaubliche 70.000 Quadratmeter gelber Stoff über ein modulares Schwimmdocksystem aus 220.000 hoch verdichteten Polyäthylenwürfeln gelegt, um für 16 Tage einen drei Kilometer langen Steg über die Oberfläche des Sees zu bilden, der das Festland mit den Inseln Monte Isola und San Paolo verbindet.
Von „The Floating Piers“ und „Wrapped Reichstag“ ist heute natürlich nichts mehr übrig, zumindest dann, wenn man von entsprechenden Büchern absieht, die während der Zeit entstanden sind und die Schönheit und Aufwand zweier Kunstwerke dokumentieren, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
Am Montag, den 13. Februar, von 17 bis 19 Uhr, signiert Christo im TASCHEN Store auf der Schlüterstraße seine Bücher „Floating Piers“ und „Wrapped Reichstag“.
Eine schöne Gelegenheit, einen Künstler aus nächste Nähe zu erlebe, der es uns ermöglicht hat, über Wasser zu wandeln.
Christo Signierstunde im TASCHEN-Store in Berlin
Montag, den 13. Februar, von 17 bis 19 Uhr
TASCHEN Store Berlin
Schlüterstraße 39
10629 Berlin
Siegmar
8. Februar 2017 at 10:15Auf alle Fälle, es war ein Fest, die Verhüllung des Reichtages !
Horst
15. Februar 2017 at 08:57Warst Du nun da?