Herbstimpression statt Hochsommer – Kennt ihr die Marke Farah und genießt gerade die schwüle Sommerhitze? Ich könnte Wetten abschließen, dass mindestens die Hälfte unter uns bei beiden Punkten mit einem entscheidenden „NEIN“ antwortet. Ich gehöre zumindest zu diesem Teil, denn weder bei dem Modelabel, noch bei dem vorgezogenen Herbstwetter kann ich mit „JA“ antworten. Bislang zumindest, ich kläre auf…
Julian
„Was geht in manchen Köpfen vor?“ – Das war meine erste Frage, als sich die Blogs und Nachrichtenmagazine, völlig zu Recht, auf den spanischen Moderiesen Zara gestürzt haben. Anlass war der mehr als geschmacklose und morbide Entwurf eines Kindershirts in Ringeloptik und gelbem Stern auf der Brust. Erste Assoziationen wecken sofort die Erinnerung an die Uniform von KZ-Häftlingen und den Judenstern. Das Shirt wurde mittlerweile aus dem Verkauf genommen, eine Entschuldigung des „eigentlichen Sheriff-Shirts“ folgte sofort …
Sportlicher Einwurf zum Wochenende: Ab heute gibt es die neue Nike Tech Pack Collection im Online Store! Wie bitte was, Nike Tech als heutiges Thema? Ist das irgendeine halbseidene Art von Schleichwerbung? Erste Antwort: Ja, denn die neue Sportbekleidung hat mich so sehr begeistert, dass ich die Bilder samt Video gerne mit euch teilen möchte. Zweite Antwort: Nein bezüglich der Werbeabsichten, denn ich glaube nicht mal im Traum daran, dass ein Label wie Nike diese Art von Artikel zur Präsentation seiner Produkte nötig hat.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich letztes Jahr durch die Straßen Londons gezogen bin und fast vom Glauben abkam, als ich die Schlange vor einem Nike-Store wahrgenommen hatte: Kein Scherz, es waren gefühlte Hundert Modeverrückte, die auf ein bestimmtes Paar Sneakers hofften. Eine Gruppe asiatischer Teenager hatte mich aufgeklärt und darauf verwiesen, dass dieser Tag mindestens in die Kategorie „epic moment“ fallen würde.
Ich war weniger von dem beschriebenen Sneakern fasziniert, als von den Kapuzenpullis der Damen. Ausnahmsweise hatte ich mal Interesse an einem weniger schlichten Modell gefunden. Kleine Details, Funktionalität und eine schlanke Passform – so etwas wollte ich haben. Bis zum gestrigen Tag als ich die Pressemail von Nike gesichtet habe, blieb meine Suche erfolglos. Jetzt aber, die neue Nike Tech Pack Collection bietet genau dass, was ich das ganze letzte Jahr über gesucht habe:
Außergewöhnliche Formen, die Naht der Kapuze verläuft nicht einfach in der Mitte und die Verarbeitung von weichem Fleecematerial. Fleece? Bislang weckte das Knistermaterial eher Assoziationsketten à la Bergsteigerausrüstung in meinem Kopf, hier finde ich es mehr als passend. Ich freunde mich sogar mit dem Gedanken an, den Pullover als Kombination zur Jeans im Alltag zu tragen. Was denkt ihr und vor allem was haltet ihr von dem bewegten Bildmaterial?
Natur und Inspirationsquellen en masse – Wer sich für Kunst und Architektur interessiert, nicht allzu weit von Neuss entfernt wohnt und dem Heuschnupfen gekonnt den Mittelfinger zeigen kann: Auf zur Museumsinsel Hombroich! Ich habe die circa 23 Hektar große, grüne Kulturoase für mich wiederentdeckt und bin, trotz laufender Nase, nachhaltig begeistert …
Wie bereits angekündigt, lasse ich bei der Berichterstattung über die Mercedes-Benz Fashion Week Berlin bewusst etwas Zeit verstreichen und komme erst peu à peu auf die vielversprechendsten Designer zu sprechen:
Klare Schnitte, Minimalismus und eine dezente Farbauswahl – Diese Woche widmen wir uns der Frühjahr/Sommer 2015 Kollektion von Hien Le und finden uns in einem Traum aus fließender Seide wieder.
„Oh come here, copycat!
You’re my puppet, you know I love it!
Oh come here copycat
You can sit on my lap
Looking while I work, baby girl
You could do it, you could do it
You, you could do it, I did it already!“
Wie steht man eigentlich zu dreistem Ideenklau? Tom Fords Statement vom letzten Jahr: „Ich hasse es, von Zara kopiert zu werden!“ (Dailymail UK, 16.04.2013).Das Über-Hip-Label Céline hielt Gerüchten zufolge sogar Fotos vergangener Resort-Kollektionen zurück und Isabel Marant bringt im Gespräch mit den Kolleginnen von Modepilot ihre ganz eigene Meinung auf den Punkt: „Ich glaube, ich will zeigen, dass mir diese Ideen gehören. Denn ich werde schon sehr bestohlen und extremst kopiert von vielen Marken. Irgendwann wissen die Kunden gar nicht mehr, von wem das Ursprungsdesign überhaupt kommt.“. Kein Wunder also, dass sie im vergangenen Jahr mit H&M kooperiert und eigenständig günstigere Variationen ihrer Ideen auf den Markt gespült hat …
Bild: Julian Gadatsch
Die Mercedes-Benz Fashion Week Berlin liegt schon eine Weile zurück, der letzte Medienansturm ebenso: Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, erst jetzt über meine Erlebnisse im Erika-Heß-Eisstadion zu berichten. Warum? Weil ich der Meinung bin, dass die Designer nicht nur ein, bis zwei Wochen Newsfeed bei Google verdient haben, sondern 365 Tage im Jahr.
Also los, den Anfang macht Sissi Goetze: Die Dame mit dem unverwechselbaren Gespür für zeitlose Herrenbekleidung hatte am letzten offiziellen Modewochentag nach Wedding geladen und trotz schmerzender Füße (nie wieder ungetragene Marc Jacobs-Slipper ohne Socken!!!) muss ich sagen: „Es hat sich mehr als gelohnt, vorbeizuschauen!“ Vollauf begeistert von den gezeigten Outfits, habe ich die Designerin anschließend zum kurzen Gespräch gebeten …
Wie bereits letzte Woche berichtet, habe ich mich auf neues Terrain begeben und erstmals im Beauty- und Haarbereich reingeschnuppert: „Wheadon – Wohlfühlen ist Hautsache“ und Hendrick`s Gin haben zum „Salon of Curiosities“ nach Berlin geladen und neben jeder Menge leckerer Drinks auch Grooming- und Beauty-Services angeboten. Aufgrund meines geringen Bartwuchses oder vielmehr Nicht-Wuchses kam ein Grooming eher nicht infrage, eine Gesichtsbehandlung dafür umso mehr. Selten hat sich meine jugendtraumatisierte Haut so ebenmäßig angefühlt, unbedingt empfehlenswert! Nichtsdestotrotz habe ich für alle Barträger unter uns ein paar Impressionen eingeholt und dafür Miguel Gutierrez, internationaler Barber und besser bekannt als Online-Phänomen „The Nomad Barber“, zum Gespräch gebeten …
Los geht’s, erzähle mir etwas über dich!
Ich wusste eigentlich schon immer, dass ich nicht studieren möchte und habe mit Sechzehn die Schule beendet. Ein Bekannter war damals ziemlich erfolgreich als Barber: Vier Salons, teure Autos und ein eigenes Haus. „Das will ich auch“, dachte ich mir und habe meinen Weg ebenfalls als Barbier eingeschlagen. Vor zwei Jahren bin ich einen Schritt weitergegangen und habe die berufliche Passion mit meinem Faible fürs Filmen und Reisen verbunden: „The Nomad Barber“ ist ein Reisetagebuch der etwas anderen Art, bei dem ich Barber und Grooming-Profis aus aller Welt treffe. Innerhalb der letzten zehn Monate war ich in zwanzig Ländern unterwegs und halte alle Begegnungen auf verschiedenen Social-Network-Kanälen fest.
Facebook, Instagram & YT?
Überall! Die Resonanz ist auf allen Kanälen riesig, innerhalb kürzester Zeit hatte ich um die fünf Millionen Klicks auf YT. Die „Gefällt mir“-Zahlen auf Facebook sind enorm gestiegen und auf Instagram folgen mir über 70.000 Menschen.
„Chapeau, Hut ab!“ – Was sind die stärksten Erinnerungen der letzten Monate?
Es war und ist unglaublich (lacht). Die Hälfte meiner Erfahrungen habe ich schon wieder vergessen, glücklicherweise habe ich alles auf Video. Manchmal nutze ich die wenige, freie Zeit und schaue mir vergangene Aufnahmen an.
Gemeinsam mit Tausenden von täglichen Followern…
Das ist gerade das Schöne an der gegenwärtigen Situation: Ich hatte die Aufnahmen vorrangig für mich persönlich gemacht und mittlerweile bekomme ich tägliches Feedback von Menschen aus der ganzen Welt. Das Projekt „The Normad Barber“ hat sich zu einer echten Geschäftsidee entwickelt.
Hört sich nach einem arbeitsintensiven und aufregenden Projekt an. Wie bleibst du fit?
Das Reisen hält mich ziemlich auf Trab, zuhause gehe ich jedoch zum Boxtraining. Natürlich habe ich ein bis zwei Übungen für unterwegs, jedoch ist das Gepäck-Schleppen mit am Besten in den Alltag integrierbar. Das hält dich fit und glaub mir: Die Arbeitsausrüstung für einen Barber ist nicht leicht. Gerade wenn man abwechselnd mit dem Flugzeug, Nachtbus oder Zug unterwegs ist, spürt man jedes Gramm zu viel auf dem Rücken.
Wie kommst du auf deine Beiträge/Ideen?
In meiner Branche bietet es sich auf jeden Fall an, kreativ zu sein. Gerade wenn es zu Kooperationen oder einer Zusammenarbeit kommt, sollte man gut im „Out of the Box“-Denken sein: Viele Menschen haben Angst vor Risiken, die musst du jedoch bewältigen um wirklich erfolgreich sein zu können.
Momentan unterhalten wir uns bei „Wheadon“, einem Beauty Concept Store in Berlin und schlürfen Drinks von Hendrick`s Gin. Ist das nicht irre?! Solche Kooperationen fallen nicht einfach vom Himmel, hier haben kreative Köpfe an der richtigen Stelle zueinander gefunden.
Trendthema Bart: Was sollten potentielle Neuträger beachten?
Immer ein Referenzfoto bei sich tragen und auf den richtigen Barber setzen (lacht). Ganz wichtig dabei: Realistisch bleiben! Ich schmunzele immer wieder über Kunden, die dünnes, helles Haar haben und schwarze Rauschebärte bevorzugen. Das ist natürlich für alle Beteiligten sehr, sehr schwer zu realisieren.
Wie motivierst du dich in solchen Situationen?
Denke einfach daran, was dein „großes“ Ziel ist, worauf willst du hinaus? Wofür arbeitest und reist du um die Welt? Sei motiviert, gebe niemals auf! Ich persönlich möchte Erfolg haben, unabhängig bleiben und eines Tages auf der ganzen Welt mit Salons vertreten sein.
Auf eine vielversprechende Zukunft, endlich mal ein Prost zum Drink! Dein (aktuell) größter Luxus?
Luxus? Im Nachtbus? Beim Schleppen vom Equipment (lacht)? Nein, Quatsch. Spaß beiseite! Ich habe eine Sammelleidenschaft für Parfüms entwickelt.
Ahh, wie findest du die Montale-Düfte?
Witziger Zufall, ich habe mir gerade hier einen Montaleduft gekauft, riecht sogar ein bisschen nach Hendrick`s. Zurück zum Luxus: Duft und Schuhe sind meiner Meinung nach immens wichtig für den Mann.
Keine schlechte Adresse zum Arbeiten, irgendwelche Styling-Tipps?
Manchmal reicht eine Jeans mit den passenden Boots. Ich finde Looks sollten niemals zu laut sein, All-Over-Looks in teurer Klamotte vermeide ich.
Wie sieht 2014 der perfekte Bart aus?
Definitiv gepflegt. Nicht zu lang und passend zum Haarschnitt gestutzt.
Irgendwelche Tipps für die Haare?
Rock´n`Roll und 50er Jahre-Einfluss: Die Haare nach hinten stylen um das Gesicht zu betonen.
Ich fühle mich ertappt: Tagtäglich versuche ich die Haare nach vorne zu stylen um Geheimratsecken zu kaschieren…
Mit dem Problem bist du nicht alleine auf der Welt! Es kommt immer darauf an, wie selbstbewusst du mit Geheimratsecken umgehst. Waren wir nicht gerade beim Thema Rock`n`Roll!? Passt auch hier ziemlich gut: „Rock it!“. Es gibt genügend Männer, die selbst mit Geheimratsecken klasse aussehen.
Jude Law!
Na also. Zum Beispiel Jude Law (lacht). Das muss ja nicht bedeuten, dass du deine Haare abrasieren musst. Ein kleiner Trick: Achte beim nächsten Friseurbesuch darauf, dass sie dir vorne, am Pony, die Haare etwas kürzer schneiden als an den Seiten. So kannst du mithilfe einzelner Strähnen Geheimratsecken bedecken.
Notiert – Vielen, vielen Dank für das Gespräch und die tollen Tipps!
Bild: Hendrick’s
Der Beauty Concept Store „Wheadon – Wohlfühlen ist Hautsache“ setzt auf einen bewussten Umgang mit Kosmetik und den Einsatz von feinen, sauberen Marken. Große Kosmetikkonzerne? Fehlanzeige! Nachhaltig, qualitativ und geschlechterübergreifend ansprechend? Definitiv! Nicole Wheadon hat sich nach jahrzehntelangem Einsatz in der Beautybranche ihren Traum verwirklicht und begrüßt in Berlin Mitte sowohl Frauen als auch Männer, Gesichtsbehandlung und Grooming-Service inklusive…
Bereits in meinem Vorstellungspost habe ich von meiner Leidenschaft für Acne berichtet, anlässlich des neuen Spring/Summer 2015 Menswear Lookbooks ist es endlich an der Zeit mein Lieblingslabel auch inhaltlich einzubinden: Bloggingaffine Leser werden an dieser Stelle vermutlich gähnen und mir, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, Mainstream vorwerfen. Klickt man sich einmal durch die virtuelle Modelandschaft, kommt man(n) an dem schwedischen Überlabel definitiv nicht vorbei, bei den Damen ganz zu schweigen …