Walter van Beirendonck Tag: Erwin Wurm x Walter Van Beirendonck – Wear Me Out

Rege Diskussionen darüber, ob Mode irgendwie doch eine Form von Kunst ist, hat jeder von euch schon mal verfolgt. Da könnte man ja auch stundenlang drüber philosophieren, ohne am Ende auf einen gemeinsamen Grünen Zweig zu kommen. Denn Mode kann Kunst sein, aber in der Regel ist sie das natürlich nicht…auch wenn ich jetzt etwas sehr grob vereinfache, was man in epischer Breite dazu sagen könnte.
Die Kuratorin Sara Weyns hat sich für das Middelheim Museum in Antwerpen daran gemacht, diese Frage dem österreichischen Bildhauer und Performance-Künstler Erwin Wurm von offizieller Kunstbetrieb-Seite zu stellen, nachdem ihr die Idee des renommierten Künstlers vorgestellt wurde, die durch eine schon begonnene, spielerische Zusammenarbeit mit dem von Wurm sehr verehrten Designer Walter van Beirendonck zustande kam. Am Anfang war wirklich nicht mehr, als diese kleinen Ideen des Künstlers auf Modelle van Beirendoncks gekritzelt, die er in Magazinen entdeckte…. das Ergebnis hat er an van Beirendonck geschickt, der seine Idee dazu beisteuerte und so ging das einige Male hin und her.

Zwar sind Übermalungen und Verfremdungen eine namhafte Größe im Kunstbetrieb, aber Wurm ist ja Bildhauer und beschäftigt sich seit nunmehr über dreißig Jahren damit, das neu zu definieren, zu verfremden und aufzubrechen, was die Skulptur in der Kunst zu sein hat oder besser gesagt sein könnte. Da spielen Kleider immer auch eine Rolle, sagt Wurm, weil sie eine zweite Haut sind und sich die Grundform des Objektes mit ihnen beliebig verändern und verfremden lässt.

Seinen internationalen Durchbruch hatte er mit den wirklich witzigen One Minute Sculptures, die so eine Art früher Vorläufer heutiger Trends wie Planking sein könnten. Es geht im Kern darum, dass wir Teil des Kunstbetriebs oder eines Kunstwerks sind, sobald wir der Einladung des Künstlers folgen, nach Anregung beziehungsweise auf Anweisung des Künstlers unsere eigene Skulptur zu sein. Und sei es für nur eine Minute. Auf nur einem Polaroid oder einer Skizze von Erwin Wurm festgehalten. Das geht – als hätte der in Wien lebende Künstler damit vorweggenommen, welcher Selbst-darstellungssehnsucht wir heute öfter nachgeben, wenn wir Fotos von uns beim darstellen von Figuren in Soziale Netzwerke stellen, um sie für alle Welt sichtbar zu machen.
Dass diese Public Performance Art längst in vielen Teilen des Lebens angekommen ist, kann man auch am Video der Red Hot Chilli Peppers zu Can’t Stop festmachen, das bestimmt dazu beigetragen hat, die Idee der One Minute Sculptures populär zu machen. Schaut mal, wenn ihr neugierig darauf seid.

Von den fünfundzwanzig Exponaten, die das Middelheim Museum im Rahmen von Wear Me Out zeigt, sind fünf das Ergebnis der Kollaboration zwischen Walter van Beirendonck und Erwin Wurm. Zusätzlich zu diesen Objekten sollen am 6. August und 25. September in Anwesenheit von Walter van Beirendonck und Erwin Wurm unter deren Anleitung Performative Sculptures kreiert und gezeigt werden. Da bewegt sich dann wieder so einiges im Raum und man kann sicher mitmachen.
Wundert euch also bitte nicht, wenn es dann in der Presse ein von Kunstkritikern besprochenes Foto von Horst gibt, auf dem er von unten nur durch Orangen gestützt auf dem Boden liegt, mit einem Eimer über den Kopf gestülpt und einem ausgestopften Overall von seinem weltweiten Lieblingsdesigner Walter van Beirendonck und Erwin Wurm zur Wear Me Out One Minute Sculpture verwandelt. Ihr wisst ja: Horst wird es lieben und noch Jahre von dieser Kunsterfahrung schwärmen.
Hier noch ein O-Ton der Beiden zur Kollaboration:

‚Wear Me Out‘ läuft seit dem 29. Mai im Middelheim Museum in Antwerpen und endet am 25. September 2011.