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Selektiver Veganismus? – Armin Morbach für Peta

Unter der Überschrift Armin Morbach: Ich bin veganes Frischfleisch erfahren wir im Zeitgeistmagazin, dass der Vorzeige-Visagist und Hairstylist der Bundesrepublik sich als Neu-Veganer outet. Die Tierrechtsorganisation Peta ließ bitten und Armin Morbach macht sich obenrum frei, um in der Rolle des Homo-Humanus für vegane Lebensweise zu werben. So weit, so gut.
Wenn ein prominenter Missionar als Überzeugungstäter für die an sich gute Sache wirbt, riskiere ich sinnbildlich gesprochen gerne noch einen zweiten Blick.

Und wenn ich mich da nicht irre, bedeutet Veganismus auch den Verzicht auf alle Erzeugnisse tierischer Herkunft. Verboten sind neben Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten, etc. nicht nur Honig, Wolle und Leder, sondern auch Kosmetika und Make-Up-Produkte, in denen tierische Erzeugnisse verwendet wurden. Kurz zusammengefasst bedeute das: Beinahe alles, das gut und teuer ist und von Menschen wie uns benutzt wird. Und Fachleuten wie Armin Morbach bleibt schon aus rein beruflichen Gründen nichts anderes übrig, als tief in ebendiese Töpfe zu greifen. Oder?
Liebe Peta-Aktivisten – habe ich da etwas verschlafen?
Kann ein so guter und vielbeschäftigter Visagist, mit eigenem Beauty-Lifestyle-Magazin (Armin Morbach ist Mr. TUSH) und eigener Künstler- bzw. Stylisten-Agentur ohne Pinsel mit Tierhaaren und sonstige Errungenschaften der Kosmetik, allesamt unter Beteiligung tierischer Rohstoffe hergestellt, seinen Job erfolgreich weiter führen? Verzichtet der Peta-Akteur konsequent auf Luxusparfums mit natürlichen Rohstoffen? Auf Düfte, in denen die Fixateure Amber, Zibet und Moschus Verwendung finden, um nur drei der unverzichtbaren Essenzen aus dem Tierreich zu nennen.

Wir von Horstson sind ja schnell und gerne dafür zu haben, wenn Verzicht und bewusster Konsum zu einer besseren und gerechteren Welt führen. Aber müssen wir uns dabei, verantwortungsbewusste Konsumenten zu sein, wirklich in die eigene Tasche lügen?
Mir ist es lieber, jemand hat insgesamt eine halbwegs vertretbare Ökobilanz, als das Herauspicken einzelner Verzichtsbereiche plakativ vor sich herzutragen. Und da mag es Menschen geben, die Fisch, Fleisch und andere tierische Erzeugnisse vernünftig hergestellt und in Maßen konsumieren und dennoch am Ende die bessere Gutmenschen-Bilanz erzielen, als der eine oder andere Peta-Aktivist.
Aber hier erst mal der Film zum Bekenntnis

Selektiver Veganismusmus, als freie Entscheidung, auf einige Nahrungsmittel zu verzichten, kann für den einen oder anderen eine gute Entscheidung sein. Warum nicht. Den konsequenten Verzicht auf alles, das Veganismus als Lebensform streng genommen mit einschließt, nehme ich dem Hunde- und Tierfreund Armin Morbach wie vielen anderen Veganern nicht ab.
Was sagt ihr dazu, liebe LeserInnen?
Bin ich zu streng mit Peta und Armin Morbach? Oder will man uns hier durch die doppelte Hintertür ein schlechtes Gewissen machen, weil die Peta-Schwächlinge unter uns (ich bin mit dabei) fallweise beherzt in ein Steak vom Bio-Rind beißen und ihren Latte Macchiato nicht mit Sojamilch aus Gen-manipulierten Sojabohnen anreichern, sondern mit Biomilch von Andechser?

Einen schöne Kolumne hat die SPON-Autorin Silke Burmester zum Thema verfasst: Warnung an Veganer: Die Bahn bremst auf Schweinen

  • Lotte
    18. März 2013 at 12:06

    Also ich verstehe die Aussage „ich bin mich vegan“, ausschließlich auf den Verzicht tierischer Lebensmittel. Nicht zwingend auf den Verzicht aller tierischer Rohstoffe im Alltagsgebrauch. Das wäre zwar die nächste, logische Konsequenz, aber eben nicht die Vorraussetzung.

  • Lotte
    18. März 2013 at 12:06

    Sollte heißen: „Ich bin vegan“ …

  • Alex
    18. März 2013 at 12:16

    Also ich lese auf dem Plakat von Peta: ich ERNÄHRE mich vegan.

  • lokonda
    18. März 2013 at 12:49

    Im ersten Augenblick, der weniger als eine Sekunde währte, dachte ich: „HORST, sind sie Das?!?!“ 😉

  • Daisydora
    18. März 2013 at 13:06

    @Lotte

    Wenn es darum geht, dass man als Veganer Tiere nicht ausbeutet, dann gehört da alles dazu … aber aus dem Grund, den Du anführst, bezeichne ich den gelebten Veganismus dieser Leute auch als selektiven Veganismus …. 🙂

    @Alex

    Genau, das lese ich auch. Aber der Verzicht auf Nahrungsmittel tierischer Herkunft macht einen noch nicht zum Veganer 😉

    @lokonda

    Oh nein 🙂

  • Hannes
    18. März 2013 at 16:19

    Mein Name ist Armin Morbach und die armen Tiere sind mir vollkommen egal, so lange ich meinen tollen Körper in die Kamera halten kann und im Gespräch bleibe.

  • Siegmar
    18. März 2013 at 17:37

    sorry, ich dachte zuerst ein neues “ Schwulenheftchen “ ist auf dem Markt “ und ich tendiere zu Hannes, das Bild ist mir auch sehr „fotoshop “ bearbeitet.

  • Pirelli
    18. März 2013 at 18:47

    Es geht hier um das Wort vegan und nichts anderes
    Enge Freunde und Familienmitglieder leben seit jahren vegan, und es ist ein länger Prozess sein leben darauf vorzubereiten. Man wird kein Veganer, wenn man auf tierische Produkte beim essen weglässt, sondern in allem Bereichen seines Lebens vegan lebt was bei Bekleidung anfängt und Kosmetik aufhört…..
    Deswegen finde ich die Überschrift falsch mein beste Freund hat als Vegetarier angefangen und über Monate dich informiert hat was ein Veganes leben beinhaltet und das ist mehr als essen
    Und bitte verurteilt keine Menschen der in der einer findungsphase ist wir Herr morbach, der dann sein Foto so bearbeitet um für die Kranke Gesellschaft so auszusehen hat oder würdet ihr auf das Bild schauen wenn es unbearbeitet wäre ( dann würden andere lästern der hätte ja was machen können)
    Also informiert euch und leistet euren Beitrag für eine bessere Welt kleine Gesten sind ein Anfang und Kisten nicht viel besonders nicht eure wertvolle zeit

  • Jana H.
    18. März 2013 at 22:44

    I’ve been drinking coffe with some people that called themselves vegans, and they never thought about not wearing leather shoes, or just carrying their stuff in a cotton bag. And not using make up without making sure they did not use any animal ingredients was not an issue. I believe many „veganer“ just practice their „veganism“ at home or when they eat.
    Glaubt jemand alle veganer wissen was es wirklich bedeutet?? Nee. die tragen nicht alle Stoffshuhe.

  • PeterKempe
    19. März 2013 at 00:48

    Ich weiß gar nicht warum sich alle Männer die mit Mode zu tun haben, immer das Hemd vom Körper reißen müssen – das gefällt mir schon bei Marc Jacobs & Co nicht! Wer mit Mode und Beauty zu tun hat muss sich doch nicht immer selbst ausstellen! Und ich wette das die meisten aus der Mode zumindest ’ne Jacke mit Puschel-Pelz-Kapuze haben ….

  • Daisydora
    19. März 2013 at 11:34

    @Hannes

    Keine Ahnung, ob da auch ein wenig mit dem Hintergedanken der PR gespielt wird. Nötig hat er es sicher nicht. Aber als Gutmensch im Gespräch zu sein schadet nie …. 😉

    @Siegmar

    Ich habe Armin Mobach schon vor zwei bis drei Jahren im Prospekt für ein höllisch gutes Fitnessgerät, das de Muskeln auf der Grundlage von elektromagnetischen Schwingungen trainiert, entdeckt. Drum könnte es auch sein, dass Training zu diesem Oberköper geführt hat 🙂 Schau mal …. http://www.miha-bodytec.com/miha/index.php/home.html

    @Pirelli

    Du beschreibst es schön und richtig, dass Veganismus eine allumfassende Lebensweise und Haltung beinhaltet. Vor der ich Respekt habe, wie wohl ich weiß, dass es fast unmöglich ist, in unseren Breiten streng vegan zu leben. Gelästert habe ich nicht über Armin Morbachs Haltung, ich hatte nur in Zweifel gezogen, dass er das bei seinen gschäftlichen Engagements auch wirklich einhalten kann.

    @Jana H.

    Das glaube ich auch. Viele Veganer vermeiden Produkte tierischen Ursprungs, so gut sie das eben gerade durchziehen können und ich habe absolut nichts dagegen.

    Aber man sollte sich davor hüten, das wie eine Monstranz mit dem Allerheiligsten vor sich herzutragen und andere Menschen dafür zu verurteilen, dass sie möglicherweise einer anderen Vermeidungs-Philosophie folgen, oder auch nicht. 🙂

    @Peter Kempe

    Ich hatte auch sofort an Marc Jacobs gedacht … und selbstverständlich hat jeder Mensch aus der Modebranche, so auch Armin Morbach, jede Menge Dinge im Schrank,die für Veganer nicht ganz astrein sind. 🙂

  • Monsieur_Didier
    19. März 2013 at 11:53

    …es ist ein Weg, und er ist lang und keineswegs einfach…

    aber was macht Armin Morbach mit den Kosmetik- und Haarprodukten, die er bewirbt?
    ich denke, die sind absolut jenseits von veganem Leben…

    es ist klar dass er Geld verdienen muss und ich finde das auch richtig und alles andere wäre verlogen zu behaupten, aber ich bin gespannt, wie er seinen Weg weitergeht und ob er sich für vegane Produkt- und Werbepartner entscheidet…

  • claude
    19. März 2013 at 17:03

    Sorry. Da muss ich absolut subjektiv sein:

    DER TYP IST NE VOLL-KATASTRPOHE und zumindest für PETA NULL authentisch.

    Was ist das überhaupt für ne Aussage? Ich ernähre mich vegan.
    Herzlichen Glückwunsch, Herr Morbach hat seinen kleinen Dienst für das Gute getan, und kann jetzt mit seiner Alligator Birkin davonzischen (wenn er denn eine hat 😉

  • Daisydora
    20. März 2013 at 10:44

    @Monsieur_Didier

    Das wird in der Tat interessant zu beobachten sein, ob er seine Kooperationspartner positiv beeinflussen kann oder neue Werbepartner danach auswählen wird…. 🙂

    @Claude

    Ich stehe der Aussage Armin Morbachs auch ambivalent gegenüber, da mir noch nie jemand aus diesr Branche begegnet ist, der nicht bei Luxus tierischer herkunft zugegriffen hätte …. Und die berufsbedingte Rumfliegerei tötet auch Tiere … von den charmanten, vemeidbaren Billigflügen nach Barcelona & o., die viele Leute ganz selbstverständlich konsumieren, ganz abgesehen …

    Für alle hier in kleiner Tip zum Thema:

    Im Spiegel, Ausgabe 11/2013 findet sich ein guter Artikel. Unter der Überschrift „Die Besse-Essis“ beschreibt der Autor, wie Veganer in der Praxis ihren Veganismus leben.

  • Horst
    21. März 2013 at 10:26

    Grundsätzlich find ich ja super das Armin sich für peta einsetzt und eine Position bezieht. Allerdings weiß ich nicht ob er da nun wirklich der richtige Protagonist ist.
    Den Zwiespalt, dass er von berufswegen aus schon gar nicht sooooo vegan sein kann, ist wohl irgendwann Peta auch aufgefallen und sie haben halt „Ich ernähr mich vegan“ als Message genommen. Auf der Seite von Peta steht aber, dass er vegan ist: http://www.peta.de/web/sexy_outing_von.7026.html , was ja so nicht unbedingt hinhaut 😉

  • Wochenrückblick #35 » ÜberSee-Mädchen
    24. März 2013 at 14:18

    […] Selektiver Veganismus ist kritisch, oder? […]

  • Lidia
    27. März 2013 at 10:54

    Was genau nimmst du den anderen Veganern denn nicht ab? Dass sie hinterfragen warum wir Hunde streicheln, Hühner essen und Rinder tragen? Dass sie der Meinung sind Erwachsene Menschen sollten den Kälbchen nicht ihre Muttermilch wegtrinken? Dass es falsch ist männliche Küken zu verschreddern, vergasen oder einfach in die Tonne zu kloppen weil sie für die – ja auch Bio Industrie nutzlos sind? Dass es nicht sein darf, dass Ferkel betäubungslos kastriert werden damit sie besser schmecken? Oder findest du es lächerlich, weil man es ja sowieso nie zu 100% schaffen kann, denn ja auch Veganer fahren ab und an mal mit der Bahn, die auf Schweinefett bremst. Rätst du uns jetzt nur noch mit dem Fahrrad zu fahren, damit du noch ein schlechteres Gewissen haben kannst? Oder meinst du wir könnten dann ja gleich auch ne Stopfleber essen, wenn wir schon aus der Bahn steigen? Dann könntest du vielleicht auch wieder beherzt dein Stück getötete Lebenskraft zu dir nehmen ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
    Veganismus hat im übrigen nichts mit Religion zu tun, die einem vorschreibt was zu tun und zu lassen ist! Veganismus ist ein Ideal was man in der heutigen Zeit offensichtlich nicht erreichen kann, so blauäugig sind Veganer in der Regel auch nicht, aber man kann sich dennoch daran orientieren! Und für manche Menschen ist es halt einfacher auf ein Stück Bio Rind zu verzichten, als aus durch jahrelang erarbeiteten beruflichen Gründen auf einen mit echtem Karmin gefärbten Lippenstift!
    Und definiere doch mal „halbwegs vertretbare Ökoblianz“ und „vernünftig hergestellt und in Maßen konsumiert“. Und dann erkläre uns wie man denn mit dieser halbwegs vertretbaren Ökobilanz und dem Verzehr von angeblich vernünftig hergestellten, in Maßen konsumierten tierlichen Lebensmittel eine bessere „Gutmenschen-Bilanz“ haben soll als so manch sich vegan ernährender Peta-Aktivist? Und dann wüsste ich auch gerne welchen Unterschied diese Gutmenschen-Bilanz für Tiere macht, denn gezüchtet, versklavt und geschlachtet werden sie alle gleich!
    Übrigens, wenn man auf Bio Rind und Bio Muttermilch achten kann, dann ja wohl auch auf regional angebautes Bio Soja! Wo ist das Problem? Das gen-manipulierte Soja landet nämlich zu 99% als Mastfutter im (Nutz)Tierfutter! Bio macht nur 1% aus. Da würde mich doch auch mal interessieren wie konsequent und wo du dein Bio Rind und die Biomilch im Kaffe überall konsumierst? Denn konventionell hergestelltes tierliches essen kommt dir ja wohl nicht aufn Teller und Alternativen wie Sojamilch scheinst du ja auch nicht zu wollen. Und noch kurz zur Ökobilanz: Mit dem Wasserverbrauch zur Produktion von 1 Kg Rindfleisch könnte man 1 Jahr lang duschen. Abgesehen davon spart es auch unheimlich viel Anbau- und Weidefläche würde man das Getreide direkt verzehren und es nicht indirekt über das Rind konsumieren.

    Zum Schluss möchte ich erwähnen, dass ich weder ein Peta Anhänger noch ein Armin Morbach Fan bin und es mag gut sein, dass Armin Morbach nicht der Vorzeige Veganer schlechthin ist. Und natürlich wäre es mir als überzeugte Veganerin lieber, wenn Armin Morbach bald auch auf vegane Pinsel und Kosmetik umsteigen würde. Aber ich respektiere erstmal die den Lebensumständen entsprechenden Grenzen und würdige seine ersten Schritte in die richtige Richtung! Und ich bin der Meinung, dass man nur etwas oder jemanden kritisieren sollte, wenn man in den Punkten selbst objektiv besser handelt! Außerdem macht es ihn und den Veganismus vielleicht sogar ein stück „menschlicher“ oder zugänglicher.
    Aber es sind doch immer die von schlechtem Gewissen geplagten Geister, die am lautesten aufschreien. Die stärksten Kritiker in meiner Anfangszeit, die penibel darauf geachtet haben was ich esse & trage waren witzigerweise keine Veganer, sondern die sich aus welchen Gründen auch immer bedroht fühlenden Mischköstler!

    Schade, dass Horstson die Kampagne und den Veganismus als vermeintlich gute Sache einleitet um ihn dann schlussendlich doch zu diskreditieren und in Frage zu stellen.

  • Daisydora
    27. März 2013 at 13:22

    @Lidia

    Eines vorneweg: Ich bin gegen jede Form von Fundamentalismus.

    Nichts gegen ein gesundes Sendebewusstsein, aber mit den Vorwürfen, die Veganer gerne als Pauschalverurteilungen an alle Nicht-Veganer richten, befinden sie sich zumindest zum Teil auch auf dünnem Eis.

    Und nichts anderes als diesen Zwiespalt, den es naturgemäß auch bei anderen Konsum- und Ernährungs-Philosophien gibt, wollte ich hier zur Diskussion stellen.

    Es ist vergleichsweis einfach, zu postulieren, jemand, der Frischmilch in seinen Kaffee tut, trinkt damit den Kälbchen die Milch weg. Wirklich inmitten unserer partiellen Überflussgesellschaft zu verzichten und sich rundweg verantwortungs- und rücksichtsvoll, als Humanist zu verhalten, dafür muss man wesentlich weiter gehen, als Veganer das tun.

    In dem Artikel im Spiegel Ausgabe 11/2013 war zu lesen, dass der weitaus überwiegende Teil vegan essender Menschen das als Teilzeit-Veganer, praktiziert. warum auch nicht. Wenn ich aber im selben Artikel sowas wie Flexitarier, Dauer- oder Teilzeit-Veganer und ähnlichen Käse lese, dann entsteht bei mir das innere Bild einer Überzeugung, die mehr scheinen will, als sie bei vielen der „Jünger“ de facto ist.

    Damit wir uns richtig verstehen: Auch ich esse mal vegane Gerichte und vegetarische Küche schon so lange, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wann ich damit begonnen habe. Jedenfalls gab es damals Tofu noch nicht mal in allen Reformhäusern. Bio-Märkte oder Supermärkte gab es weltweit noch keine. Und ich kaufe Fleisch, Fisch und andere Produkte tierischer Herkunft erstens relativ selten (Ausnahme Milch) und nie bei solchen Quellen ein, die sich nicht darum scheren, ob es direkt oder mittelbar zu Leid bei Mensch und Tier kommt.

    Ich weiß sehr gut über die Produktionsbedingungen bei den Marken und Bauernhöfen bescheid, deren Produkte bzw. Erzeugnisse in meinem Einkaufskorb landen und ich vermeide auch sonst vieles, das streng genommen überflüssig ist, auch wenn das manchmal gar nicht so leicht fällt. Letzteres praktiziere ich seit mehr als sechs Jahren, ersteres seit mindestens fünfzehn Jahren. Das meine ich mit: Persönliche Ökobilanz.

    Insgesamt konsequent verantwortungsvoll zu konsumieren wurde ja nicht von Veganern erfunden.

    Vor Sojamilch ekelt mir regelrecht. Da trinke ich lieber gar keine Milch.

    Meiner Information nach, kann man sich bei Soja und anderen Getreidesorten leider nicht drauf verlassen, dass deren Ursprung nicht Monsanto ist. Aber Sojaprodukte wie Tofu und Sojabohnen sind dennoch regelmäßig auf meinem Speiseplan, weil mir Tofu schmeckt, allerdings auch in Misosuppe und Sukiyaki, mit Fleisch.

    Mein Fazit: In Sachen Ernährung haben wir neben dem zu hohen Fleischkonsum und einer Nahrungsmittel-Industrie, die zum Teil vollkommen außer Rand und Band ist, in Deutschland noch eine ganze Reihe von Problemen, zum Beispiel das, dass Kinder auch in Deutschland in manchen Familien nicht genug zu essen bekommen. Morgens schon hungrig zur Schule gehen müssen. Gerade auch in Berlin, wo sich laut Spiegel die Hochburg der veganen Bewegung befindet.

    Wollen wir die alle in’s La Mano Verde schicken, wo sie sich dann ethisch vollkommen korrekt vegan satt essen können?

    Du übersiehst im Eifer der an sich richtigen Sache der veganen Bewegung möglicherweise, wie aufwendig und vergleichsweise teuer es ist, vegan zu kochen und viele Mäuler damit satt zu bekommen. Aber klar wäre es besser für die Familien, die damit gemeint sind, mehr Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide und Obst zu essen.

    Wüssten die Menschen, wie man so kocht oder überhaupt halbwegs brauchbar kocht … und billig ist Gemüse zum satt essen ja ach nicht gerade.

    Aber vielleicht fehlt den Leuten ja nur einfach das passende Kochbuch von Attila Hildmann 😉

    Die Wahrheit liegt, wie in vielen Dingen auch hier irgendwo in der Mitte. Wir von Horstson finden jede Art von bewusstem und maßvollem Konsum wesentlich besser, als kritiklos und selbstsüchtig alles zusammen zu ramschen, was in einem Einkaufwagen passt.

    Möge jeder vegan essen, der das für sich so entschieden hat, aber ich weiß aus der Motivforschung, wie viele Lippenbekenntnisse der so genannte moderne Mensch heut so im Laufe eines Tages abgibt.

    Vielen Dank für Deinen ausführlichen und sehr Denkanstoß-enden Kommentar. Daisy.

  • Lidia
    27. März 2013 at 15:51

    Dass man in unserer Überflussgesellschaft und in Anbetracht der Globalisierung wesentlich weiter gehen sollte als sich rein auf den Veganismus zu beschränken ist natürlich richtig und logisch. Dennoch sollte man in den Veganismus nichts reininterpretieren und ihn auf das beschränken was er eigentlich ist: eine Einstellung, Lebensweise oder Ernährungsweise, die eine Nutzung von Tieren und tierischen Produkten ablehnt. Das kann gesundheitliche, moralische sowie politische Gründe haben.
    Das hat also erstmal wenig mit insgesamt konsequent verantwortungsvollem Konsum zu tun, sondern ist lediglich etwas was viele vegan lebende Menschen (die ich zumindest kenne) ohnehin anstreben.

    Veganismus ist sicherlich nicht die ultimative Lösung und das Allheilmittel für die Probleme unserer verkorksten Welt! Aber die Umsetzung ist zumindest eine der einfacheren Wege für sich, die Tiere und die Umwelt einen wesentlichen Unterschied und Beitrag zu leisten. Und sich vegan ernähren ist nicht zwingend teurer wenn man bewusst konsumiert! Da gehen halt dann vielleicht statt 10% ganze 11% vom Einkommen ab. Bio vegan, fair und ökologisch korrekt zu LEBEN ist natürlich teurer, aber das dürfte für einen ökologisch bewussten Konsumenten, der sich Bio Rind und Biomuttermilch leisten kann dann ja auch kein Problem sein, oder?
    Und zum Thema Spiegel und Veganismus in Berlin mit hungernden deutschen Kindern und La Mano Verde zu kommen finde ich sehr anmaßend! Pöser Veganismus…lässt die armen Kinder hungern! Es leben die subventionierten Billig Schnitzel und für dich natürlich Bio Rind und Biomuttermilch! 😉

    Oh ja, Lippenbekenntnisse sind nicht sehr schön, aber auch das hat wiederum nichts mit Veganismus zu tun sondern mit falschen Menschen! Und so eine wischiwaschi, sich irgendwo in der Mitte positionierende Mentalität zeugt auch nicht gerade von Charakterstärke und Willenskraft. Aber gut, jedem das seine…würden da nicht ein paar millionen Lebewesen für gekillt werden.
    Hach, wenn ich mir meine persönliche Ökobilanz so angucke, dann bräuchte ich eigentlich auch nicht vegan leben. Obwohl…naja, besser geht’s ja irgendwie immer! *winkmitdemzaunpfahl*
    Und Sojamilch ist – wie du sicherlich dank Attila Hildmann weißt auch nicht die einzige und ultimative Alternative! Da gibt’s Reis-, Hafer-, Dinkel- oder Mandelmilch um nur mal einige zu nennen. Und ja, der erste Sojalatte schmeckte auch mir fürchterlich. Doch wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe.

    Und wenn ich mir dein Lippenbekenntnis und dann folgendes Zitat angucke, dann kaufe ich dir die ein oder andere Aussage bezüglich der sehr guten Kenntnisse über die Produktionsbedingungen bei den Marken und Bauernhöfen, deren Produkte bzw. Erzeugnisse auch nicht mehr wirklich ab: „Wenn jemand das ohne Wenn und Aber durchzieht, bittesehr, mein Respekt. Aber wer verzichtet schon auf unbeschwerte, spontane Retaurantbesuche mit Nicht-Veganern, auf das Treffen I’m Café, in dem es nur Milch zum Kaffee gibt und so weiter. Bei sehr vielen Leuten sind das doch nur chice Lip-Services… :-)“ Soso, welche Restaurants besuchst du denn so spontan wo du auch über die Herkunft so genau Bescheid weißt 😉

    Mein Fazit: Wir sind alle Menschen. Die einen sind stärker, bewusster und tun ein bisschen mehr, die anderen halt ein bisschen weniger. Und wenn dich nur irgendwelche Lippenbekenntnisse irgendwelcher Leuten stören, dann trage das nicht auf dem Rücken einer für viele sehr ernste und wichtige Sache wie den Veganismus aus und lerne zu differenzieren. Danke 🙂

  • Daisydora
    28. März 2013 at 12:29

    @Lidia

    Das ist selbst bei uns selten, dass Leser sich so viel Zeit nehmen und Mühe beim Kommentieren machen. Dankeschön. Ich kann dann aber erst nachmittags antworten. 🙂

  • Horstson » Blog Archiv » A Place @ The Table
    31. März 2013 at 13:15

    […] anzuschlagen. Eigentlich wollte ich sofort bei Beginn der angeregten Diskussion zum Thema der Peta-Veganismus-Kampagne mit Armin Morbach mit diesem harten Kontrast-Bericht kommen. Und auch zu Foodwatch möchte ich schon lange […]