Schreibgeräte

Innovative Momente mit … Montblanc

(Bild: Montblanc)

Ein Bericht über das Hamburger Unternehmen Montblanc gehört für mich schon fast zur Gewohnheit, vielmehr zur Horstson’schen Tradition. Im Vierteljahrestakt erreichen mich Informationen zu Neuheiten, Relaunches und Innovationen. Letztere sorgen immer wieder für Nervenkitzel-Momente, man erinnere sich z.B. an die Lancierung der Sfumato-Kollektion in London, die Hamburg-Edition des Meisterstücks oder aber New York. Da stehe ich plötzlich neben Charlotte Casiraghi und Hugh Jackman auf der Spitze des Rockefeller Centers und darf zudem auch noch den Creative Director Zaim Kamal zum Interview treffen. Klar, nicht zu Unrecht kommt bei Aufzählungen dieser Art der Verdacht auf, dass ich dem bloggertypischen Eventheißhunger verfallen sein könnte. Und? Raus mit der Sprache!

Ich für meinen Teil bin bei Veranstaltungen dieser und ähnlicher Art immer wieder versucht, eine kritische Rolle meiner Selbst anzunehmen. Kurz mal neben mich stellen und abgleichen: „Hello, Julian. Aufsaugen, genießen und schöne Eindrücke speichern – nicht mehr, nicht weniger!“ Bislang fahre ich mit dieser Methode sehr gut, finde ich zumindest. Dabei mache ich es mir nie zu gemütlich, à la rasender Reporter halte ich lieber in meinem Notizbuch Stichworte oder Zeichnungen fest. Anschließend werden Nachtschichten eingelegt, schließlich wollen die Berichte neben dem meist umfangreichen Pressereisenprogramm auch geschrieben werden. Zudem verzichte ich (eigentlich) immer auf Alkohol, beschwipst und verschwommen kann ich mir eh nichts merken.
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Der ein oder andere wird aufhorchen, warum das eigentlich und warum in Klammern gehalten? Zugegeben, ich habe eine Ausnahme gemacht. war wieder einmal mit Montblanc unterwegs und habe ordentlich ins Glas geschaut. Vielmehr in die Maß, sie stand vor mir und wurde das ein oder andere mal leergetrunken. Anlass war der allererste Besuch auf der Wies’n, das Traditionsunternehmen hatte eingeladen und ich folgte. Ausgestattet mitsamt Lederhose und blauem Lanvin-Hemd (ich habe mir professionellen Rat von Einheimischen eingeholt, die vor omnipräsentem Touristenkarohemd warnen und stattdessen auf wertige Bux samt Schuhen plädieren), streunte ich neugierig auf dem Festplatz herum und kehrte mit einer Gruppe von Journalisten und Bloggern in der Käfer-Schänke ein.
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Verflixt leckeres Essen, deftig und viel. Eine ausgelassene Stimmung, sodass selbst ich – Körperklaus und Steifhemd – mit auf den Bänken tanzte und großen Spaß hatte. Revue, beschwipst und verschwommen: Ein toller Abend und am Rande auch der Austausch über eine neue Innovation – juhu, da haben wir es doch… Ich habe ein paar Details/ Fakten parat, die ich an dieser Stelle etwas näher beleuchten werde: AUGMENTED PAPER heißt das Stichwort. Das handgeschriebene Wort, Montblancs größte Stärke überhaupt, wird in die digitale Welt übertragen. Immer und immer wieder taucht der Name des Hamburger Unternehmens seit 1906 in der Geschichte der Schrift(en) auf, eine Liste der populärsten und historisch einflussreichsten Träger des Füllfederhalters würde an dieser Stelle das Format sprengen.
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Bild: Montblanc

Vor ein paar Jahren habe ich ausführlich über die Fertigung der filigranen Schreibgeräte berichtet, ein unglaublich aufwändiger und faszinierender Prozess – Pioniergeist vom Feinsten. Schon damals hatte ich immer folgende Gedanken im Hinterkopf: Wie wird sich der Markt entwickeln? Gerade in Hinsicht auf die zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft. Traut man Forschern und Experten, die einen Blick in die Zukunft wagen, unheilvoll klingen und die Handschrift totsagen? „Hoffentlich nicht“, dachte ich mir damals in der Hamburger Manufaktur und denke es noch immer. Der Gedanke blitzt immer wieder auf, spätestens wenn ich eben jenes Notizbuch zu Recherchezwecken nutze.
Klar, auch ich kann mich nicht vom i-Phone-Daumen und einer mehr oder weniger flinken Rechnerhand freisprechen. Das geschriebene Wort ist und bleibt jedoch immer Bestandteil meiner Arbeit – digital future und smart city hin oder her. Jetzt ist es endlich soweit und Montblanc präsentiert eine Revolution in der Schreibkunst. Ganz ohne großen Knall, Skyline oder Starauftritt, vorerst zumindest. Beinahe versteckt und in vertraut kleinem Rahmen wird mir die Innovation im Hinterzimmer einer der Boutiquen vorgestellt. Das Augment Paper schafft eine Symbiose vom handschriftlich geschriebenen Wort und der weiteren Verwendung auf mobilen Endgeräten. Ein fieses Wort, und doch stimmt der Begriff und entspricht dem Zeitgeist.
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Bild: Montblanc

Wo ist die Eleganz und Raffinesse hin entschwunden, seitdem jeder auf seinem iPad rumdonnert und eine vermeintliche Feinfingerigkeit samt Touchscreen suggeriert wird? Das feine Kratzen von Federn auf Papier? Ich ertappe mich selbst immer wieder dabei, wie ich auf die Tastatur meines Rechners haue oder das Smartphone malträtiere. Da lob ich mir ein klitzekleines bisschen die analoge Welt, in der zur Schönschrift und gerades Sitzen angehalten wird. Nein, ich bin kein konservativ-verkopfter Jungspund, der unserer Zukunft mit angsterfülltem Blick begegnet. Ich denke immer wieder und gerne: „Wow, dann schauen wir mal, wo das hin führt – klingt spannend!“ Genauso begegne ich auch dem ganz besonderen Paper, das wie ein Organiser aus Leder gestaltet wurde.
Schlicht und elegant in schwarzem Mantel kommt es daher, enthält ein Notizbuch und natürlich auch ein Schreibgerät von Montblanc – mit Bedacht bleibt die eigentliche ID des Unternehmens erhalten, kluger Schachzug. Ich schlage also das neue Innovationskunststück auf und stelle erstmals fest: Alles wie immer, zeitlos. Beinahe zurückhaltend. Keine 30 Sekunden später tauche ich jedoch ein, in die Zukunft des Schreibens. Ein einziger Knopfdruck neben dem Notizbuch genügt und der Inhalt schnellt in Windeseile auf dem Display von Smartphone und Tablet auf. „Bing“, schon ist meine Grundschulschrift festgehalten und kann bearbeitet werden. Kann ebenso geteilt, in einen digitalen Text verwandelt werden.
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Ich sitze vor dem Notizbuch und überlege, was ich in der Kürze alles verewigen könnte – im doppelten Sinne natürlich. Mal male ich, dann schreibe ich Botschaften, off- und online. Ich habe jede Menge Spaß und bin kurz davor, das kleine Gold-, äehm, Lederstück einfach mitzunehmen: „Tschüss, passt perfekt zu mir. Bis bald dann mal, adieu, adieu!“ Natürlich würde ich damit nicht weit kommen, zurecht. Denn das Augmented Paper ist holy exclusive und erst ab Oktober diesen Jahres in Europa, den USA, Kanada, Singapur, Hongkong und Korea erhältlich. China, Japan, Taiwan, Mexiko und die Emirate müssen sich noch bis November gedulden.
Apropos Länder: Die innovative Technologie bietet eine Handschrifterkennung in sage und schreibe 12 Sprachen, mitunter Deutsch, Englisch, Russisch, Spanisch, Italienisch und Chinesisch. Ich, gefühlt besonders schlau und listig, schreibe extra unordentlich auf Deutsch, Englisch und Französisch. Ergebnis? Exakt, sauber und absolut verlässlich in der Erkennung! „Na, dann versuche ich mal meine drei italienischen Wörter und gestalte das e und l von bella furchtbar verschnörkelt“. Bingo, trotzdem alles richtig erkannt. Die einzelnen Notizen werden sehr übersichtlich gespeichert, langes Suchen und Post-It’s in den eselohrgeknickten Seiten vermieden. Klar, jetzt wird der ein oder andere garantiert die identitätsstiftende Haptik eines gelesenen Buches als Argument gegen das Paper anbringen (meine ersten Arbeitserfahrungen habe ich im Buchladen gesammelt, ich bin von alteingesessenen Buchhändlern und Bibliothekaren geimpft).
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Bild: Montblanc

Ich für meinen Teil bin gar nicht traurig, dass das eigentliche Notizbuch fortan etwas sauberer gestaltet bleibt. Es ist schließlich auch handschriftlich festgehalten, nichts fällt weg. Ein weiterer Vorteil: Anders als Tablet oder Laptop, die nur bei geladenem Akku funktionstüchtig sind, dient die Notiz als Back-up für das Papier und umgekehrt. Mit seinen handlichen Maßen ist das Augmented Paper zudem der ideale Reisebegleiter, um überall komfortabler schreiben zu können (ich denke da z.B. an Textarbeit im Zug oder Flugzeug, wo jeder Zentimeter klug ausgefüllt werden muss). Ein kurzes Statement seitens Jérôme Lambert, dem CEO von Montblanc:
„Das Gefühl, auf Papier zu schreiben, ist einfach unvergleichlich. Allerdings ist es unverzichtbar geworden, seine Arbeiten und Gedanken in einer digitalen Welt zu teilen. (…) Augmented Paper schlägt eine Brücke zwischen diesen beiden Welten. Als ebenso einfaches wie hochfunktionales Produkt lässt es dem Besitzer die Freiheit, seiner Kreativität mit einem Schreibgerät auf Papier freien Lauf zu lassen, anstatt ihm die Verwendung von Maus und Tastatur aufzuzwingen.“ Als Resümee für diesen Bericht reicht ein Blick auf den Namen der Innovation: Augmented Paper. Eine Erweiterung, kein Ersatz. Ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen hinter der technischen Neuheit im Hause Montblanc auch in Zukunft mit kreativen und intelligenten Lösungen auftrumpfen werden. In dem Fall wird kein Ass im Ärmel benötigt, das StarWalker Schreibgerät sollte genügen.

Was haltet ihr von der innovativen Idee aus dem Hause Montblanc? Ich freue mich über euer Feedback und wünsche bis dahin eine schöne Zeit!

  • Sven Alexander Simmer
    29. September 2016 at 17:12

    Will ich haben! Denn Mitschriften auf dem iPad in den Vorlesungen sind nicht so der Hammer …. „schreibe“ nun mal lieber….