Ein ganzer Sommer in Sonntagskleidern – Louis Vuitton Women Spring-Summer 2012

Zart und sanft wird modern. Wie schon bei Miucca Prada lautet das Motto bei Louis Vuitton: Sweetness.
Im kommenden Sommer ist die Frau in LV eine Art Prinzessin in weißen oder pastellfarbenen Sonntagskleidern aus über und über bestickten und mit aufgenähten Stoffblüten veredelten Organzas, mal mit mal ohne die alles noch mal weichzeichnende Extra-Lage Organza oder Seiden-Cellophan drüber und drunter. Wie schon Karl Lagerfeld für Chanel und Alber Elbaz für Lanvin wagte Marc Jacobs mit dieser Prêt à porter Kollektion der Klasse Premium Extra eine sehr an duftige Couture-Kleidchen erinnernde Hommage an das Handwerk der Exklusivschneiderei. An all jene Fähigkeiten und Fertigkeiten, aus denen zauberhafte Effekte und ungesehene Looks entstehen, die nicht so einfach von den Trendscouts und Abpausern der Textilketten kopiert werden können.

Mein Daisy Geständnis: An diese Kollektion musste ich mich aber erst mal langsam herantasten. Während mich die erste Sichtung aller achtundvierzig Modelle beziehungsweise Outfits leicht irritierte und wegen der hohen Lochstickerei-Kragen-Dichte noch ratlos zurückließ, wurde mir mit jedem neuen Durchgang klarer, wie diese Kollektion gemeint ist und wer in diesen Sachen ganz toll aussehen wird. Mit so vielen feenhaften Wesen in Mädchenkleidern hatte ich nicht gerechnet und ich finde auch, dass manche der viel zu jungen und unsicheren Models sehr verloren aussehen in den etwas zu groß geschnitten wirkenden Kleidern. Die sommerlichen Sonntagskleider von Marc Jacobs sind ganz eindeutig für erwachsene Frauen aller Altersklassen gemacht. Auch mal für solche, deren Typ nicht schon auf den ersten Blick zart und lieblich daherkommt. Man schlüpft in eines der Prinzessinnen-Sommerkleider und erfüllt sich vielleicht die Sehnsüchte nach der Sichtbarmachung von junger, unschuldiger und zarter Schönheit, um den eigenen, abgeklärten und coolen Look auf überraschende Weise zu konterkarieren. Für mich eine wirklich spannende und neuartige Idee, erst recht für ein etabliertes Luxuslabel wie Louis Vuitton.

Man macht sich also wieder hübsch für sich und Andere. Und dazu ist wirklich fast jede Kombination aus der Feder von Marc Jacobs perfekt geeignet. Nicht überzeugen konnten mich lediglich die paar Kleider mit diesen zu bauschigen weißen Oberteilen und übergroßen Knöpfen. Dafür bin ich von den Hochsommermänteln mit dieser Blumenlochstickerei, die auf fließenden, sehr leichten Wollstoff appliziert wurde, umso mehr hingerissen. Sowohl der Gelb-Weiße Mantel, dessen Bild wir an den Beginn der Bilderparade gesetzt haben als auch der Karomantel mit Blauen Lochstickerei-Applikationen sind selbst für verwöhnte Liebhaberinnen der Ideen Marc Jacobs tolle Teile und edle Hingucker im Straßenbild. Unter den Kleidern ist Vieles, das brav wirkt und nach etwas Rauigkeit in Kombination und Styling verlangt. Das wird man noch besser erkennen und zu tragen lernen, wenn die ersten Hochglanzmagazine und deren Fashion Editors und Stylisten ihre Editorials mit den Kleidern und Kostümen dieser Kollektion gestalten.

Ob dieser Look auch im Arbeitsalltag von erfolgreichen Frauen außerhalb der Mode- und Beautybranche ankommen wird, das frage ich mich. Was denkt ihr? Welche Frauen erscheinen vor eurem geistigen Auge im zarten weißen oder candypastellfarbenen Organzatraum, mit Laser-CutOuts, Stickereien, Applikationen und Seiden-Cellophan-Layers und übergroßen Blütenspitzen-Bubikragen? Ist es mal wieder Anna Dello Russo, die sowas bestimmt zu schätzen weiß oder seht ihr da schon so eine Art neue Welle der textilen Romantik für Realistinnen auf uns zukommen?

Einen Sommer lang von Sonntagskleidern Träumen und Schwärmen kann uns aber nur recht sein. Der Kleiderschrank ist voll mit all den Rüstungen und Uniformen für toughe und moderne Frauen, die auch mal Prinzessin sein wollen….. So scheinbar schwebend zart und für uns selbst und Andere hübsch gemacht, wollen wir doch auch manchmal sein, oder?

Bilder: style.com