Paris Fashion Week

Chanel Croisière 2014 – Mademoiselles Quintessenz von Karl Lagerfeld

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Bild: Chanel

Würde man mich bitte, zehn Teile herauszusuchen, um der Nachwelt den Stil von Mademoiselle Chanel zu dokumentieren, würde mir das im Frühjahr 2014 mit der Croisière-Kollektion spielend gelingen. Die Kollektion geht nämlich auf die frühen Wurzeln der Jahrhundert-Modeschöpferin zurück und erklärt auf eine sehr tragbare Weise vieles aus der Geschichte des Hauses. Und, dazu wurde die Croisière-Kollektion ja auch mal geboren, bietet sie so etwas wie die Grundgarderobe und die Basics der „Chanel-Frau“.
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Bilder: Chanel

Weit weg vom Stammhaus in Paris, in Singapore, wurde diesmal die Croisière-Kollektion gezeigt und, sicherlich auch aufgrund des Standortes der Show, war unter den Gästen natürlich Asien stark vertreten. Im Gegensatz zu den großartigen Dekoren der Prêt-à-porter Schauen im Grand Palais, entdeckte Karl Lagerfeld bei der Wahl der Location diesmal den „Shabby Chic“ und das „Downsizing“ der Show stand in einem reizvollen Kontrast zur Pureness und Geradlinigkeit der gezeigten Modelle. Eine ehemalige Militär-Basis bildete den Ort, an dem die eigentliche Show stattfand, der am Vorabend übrigens die Premiere von Karl Lagerfelds 18-minütigen Film „Once Upon A Time…“ im Raffles Hotel in Singapore vorausgegangen war.

Der Film ist eine Hommage an das Jahr 1913, in dem Gabrielle Chanel ihre erste Boutique in Deauville eröffnete und die Grundlagen ihres Stils, hier wunderbar gezeigt, auch durch Inspirationen anderer avantgardistischer Zeitgenossinnen begründete. Keira Knightley spielt Coco Chanel und die ganze Lagerfeld Entourage ist auch mit an Bord. Brad Kroenig als der Pariser Industriellensohn Etienne Balsan, ebenso wie Sebastien Jondeau als Boxer Georges Charpentier und der Harlech Clan ist gleich mit zwei Generationen vertreten. Die Recherchen für diesen Film sind präzise und stimmen bis ins Detail: für die meisten Charaktere und Kostüme bildeten die Figuren des ebenfalls in dem Film vertretenden Zeichners und Karikaturisten Georges Goursat das Vorbild.
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Bilder: Chanel

Allein das authentische Set ist haargleich der Rue Gontaut Biron in Deauville nachgebildet und sogar die einzelnen Hutmodelle im Schaufenster waren alle tatsächlich existent – Perfektion à la Lagerfeld. Ganz klar wird in der Spielhandlung, dass der üppige Dekor des Fin de Siècle quasi nach Veränderung schrie – trotz anfänglicher Ablehnung von Chanels reduziertem Stil, der darauf basierte, Jersey von Rodier, der eigentlich für Männer-Unterwäsche gemacht wurde, zu Jacken oder einfachen Kleidern zu verarbeiten. Durch die Gewohnheit von englischen Ladys, die ihren Männern Tweed-Jacketts aus den Schränken zu stehlen (im Original Vera Bate), wird sie zu Jacken im Sports-Stil inspiriert.
Typisch Karl Lagerfeld, wer ihn kennt, weiß, dass er immer Hinweise auf das Thema der nächsten Kollektion durch seine Aktivitäten gibt, folgt am darauf folgendem Tag eine auf das Jahr 2013 abgestimmte Hommage an die ersten zehn Jahre des Schaffens der Gründerin. Wunderbar weiblich und durchweg mit absoluten Schuhklassikern des Hauses getragen, kein Plateau & Co., sondern damenhafte Pumps, mit der ikonografischen Spitze. Wie Chanel selbst einmal sagte: „Als hätte man einen Löffelbiskuit in den Kaffee getunkt …“
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Bilder: Chanel
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Bilder: Chanel

Als Eröffnung die berühmten Rodier-Jersey Jacken, Sportjacken mit legeren Gürteln, durch die Chanel 1916 – in Harper’s Bazaar veröffentlicht – in Amerika bekannt wurde und die ihren ersten Durchbruch symbolisieren. Jersey-Hosen in Marlene-Optik und die Cricketkleidung von ihrem Freund „Boy“ Arthur Capel kommen als Pullis, Strickjacken und Sport-Kombinationen daher. Die ganze Kollektion ist in Weiß-, Beige-, Elfenbein-Tönen und in Schwarz gehalten. Die Stoffe der Kollektion sind meistens uni, bis auf wenige Drucke im Stil des Art déco Künstlers Paul Iribe. Bei den Abendoutfits dominieren schwarzen Cirés und Dentelle de Calais. Die ganz mit Spitze überzogenen Abendkleider zitieren Chanels Biarritz Kollektion von 1916 und dazu – als absolutes Highlight und Hingucker – die Chanel N°5 Abendtasche.
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Bilder: Chanel
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Bilder: Chanel

Farblich, als absoluter Kontrast, nur der „Electric Blue“ Lidstrich der uns sofort wieder ins 21.Jahrhundert transportiert. Die Kollektion steckt so voller Zitate und Symboliken, dass man sie gar nicht alle erwähnen kann. Es ist wie eine Reise, bei der zum Abschluss, nachdem das kleine Schwarze in Traum-Exemplaren gezeigt wurde, dann noch drapierte Kleider, die Chanels „Antigone“ Kostüme für Jean Cocteau, Revue passieren.
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Bild: Chanel

Die Chanel Croisière-Kollektion wird das Herz der Chanel-Kundinnen aufgrund ihrer Tragbarkeit und absoluten Zeitlosigkeit schnell erobern und sicherlich ein Verkaufsrenner werden, weil sie alles bedient, was Frauen für sich selbst, weniger die Männer, als weiblich empfinden. Und das ist es ja schließlich, was Coco Chanel zu jeder Zeit wollte – eine Kollektion, die von einer selbstständigen und selbstbewussten Frau für Frauen gemacht wird. Eine Rolle, die Karl Lagerfeld spielend in seiner Fantasie zu verwirklicht haben scheint.
Auf nach Deauville! Aber nicht die Jersey Jacke vergessen …

  • Markus
    11. Mai 2013 at 11:59

    ein feuerwerk an ideen, wunderbar geschrieben Peter

  • Volker
    11. Mai 2013 at 12:40

    Film, Kollektion und Rezension perfekt!

  • blomquist
    11. Mai 2013 at 19:15

    Die Kollektion ist wunderschön und den Film finde ich grandios.

  • Monsieur_Didier
    11. Mai 2013 at 23:58

    …KL überrascht immer wieder…
    er hat es drauf und manchmal, wenn ich diese Fotos sehe, wünschte ich, ich wäre eine Frau 😉

    toller Artikel…!

  • HappyFace313
    12. Mai 2013 at 00:57

    Toll geschrieben – danke für den schönen Artikel.
    Ja, ich würde am liebsten sofort zu CHANEL gehen und mir das eine oder andere Teil kaufen 🙂

  • Sue
    12. Mai 2013 at 15:06

    Großartig! Die übereinandergetragenene Perlen-Ketten werde ich irgendwann noch zu meinem Markenzeichen machen. Wenn ich einmal erwachsen bin 😉

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