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Wo das Kaufhaus Ferien macht – Le Printemps Deauville

„Raum ist in der kleinsten Hütte,“ könnte das Motto des Kaufhauses „Printemps“ in dem normannischen Seebad Deauville sein. Der immer noch mondäne Badeort wurde durch seine Nähe zum nur anderthalb Stunden entfernten Paris, Ende des 19.Jahrhunderts zu einem der gefragtesten Urlaubsorte Europas und bot auch der englischen Gesellschaft und der Upperclass Amerikas den idealen Rahmen sich zu erholen und zu promenieren. Das Casino bildet bis heute den Mittelpunkt des malerischen Ortes, der, nur durch einen Fluss getrennt, auf das ebenfalls bekannte Trouville trifft.

Letzte Woche stellte, wie wir berichteten, Karl Lagerfeld seinen Film „Once Upon A Time …“ vor, in dem die Gründung der ersten Boutique von Mademoiselle Chanel in Deauville im Mittelpunkt steht. Als Mrs. Vanderbilt den gesamten Bestand des Ladens aufkauft, sagt Coco zu ihrer Tante Adrienne, dass sie abends ins Kaufhaus gehen werden, um dort Hüte zu kaufen und sie mit Federn verändert und etwas umgeformt, ihre Schaufenster wieder damit auffüllen. Dabei meinte sie ganz sicher nicht ein Kaufhaus in Paris, sondern das drei Jahre zuvor gegründete „Le Printemps“ – ein Ableger des berühmten Grands Magasins am Pariser Boulevard Haussmann – welches nur 2 Straßen von Chanels Boutique entfernt lag.

Ein Kaufhaus im Puppenhaus-Format, das bis heute besteht und unverändert am Eingang seine aus Schmiedeeisen gefertigten Jugendstil-Gitter hat und in einem wie überdimensionierten Bauernhaus zu Hause ist. Trotz seines Formates bietet es alles, was dem wohlhabenden Urlauber von heute gefällt.
Ich war von jeher entzückt von solchen kleinen Mikrokosmen und trotz seiner Größe ist es genauso strukturiert, wie die großen Brüder der Highend-Kaufhauskette. So gibt es im Erdgeschoss die Kosmetik-Counter von berühmten Firmen wie Chanel, Tom Ford und Co. und natürlich ein Depot der in Deauville beheimateten Familie d’Ornano, die durch Sisley vertreten ist …

Alles, was die Ferienfashionista begehrt, gibt es in der Accessoires-Abteilung, in der sich Celine und Balenciaga Taschen auf engstem Raum die Hand reichen. Ein professionelles Kaufhaus, das wie eine Boutique ist und trotzdem auch Haarklemmen und Strandspielzeug nebenbei führt. Modern, aber mit dem Charme der Jahrhundertwende – man könnte meinen, dass es selbst Ferien am Meer macht und sich erholt, so entspannt und bedächtig geht es dort zu. Mittags, wenn alle am Strand sind oder zum Lunch, ist es geschlossen, um dann mit offenen Armen später die von den Stränden in den Ort strömenden Erholungssuchenden wieder einzulassen. Männer bekommen dann ihre in allen Regenbogen Farben erhältlichen Lacoste Hemden oder ihre Espadrilles für den Strand ebenso gekauft, wie Damen noch ein hübsches Haute Joaillerie Schmuckstück für den großen Ball im Casino oder das amerikanische Filmfestival, das es jeden September gibt.

Die Hüte für die berühmte Pferderennbahn von Deauville kauft man mittlerweile nicht mehr in der Boutique von Gabrielle Chanel, denn die ist von dem kleinen Kurort via Paris in die ganze Welt ausgezogen. Aber die Hutabteilung des „Le Printemps“ gibt es genau wie vor hundert Jahren und wahrscheinlich wird irgendwann eine junge Modedesignerin ein paar der Modelle kaufen, um sie zu verändern und dann vielleicht den nächsten Grundstein zu einem Imperium legen. Das Printemps in Deauville steht jedenfalls dafür bereit, und da es ja wie ein Märchen-Kaufhaus aussieht, werden vielleicht auch solche Märchen wieder wahr …

  • Nik
    16. Mai 2013 at 10:07

    Klasse Beitrag! Neben dem Bon Marché ist das Printemps auf jeden Fall mein Favorit unter den „Grand magasins“ in Paris weil es noch diesen speziellen Flair des Vergangenen ausstrahlt. Von dem Ableger in Deauville wusste ich noch nichts, es ist aber sehr sympathisch, dass das Kaufhaus immer noch auf ist 🙂

  • Horst
    16. Mai 2013 at 11:44

    Schöner Einblick, wusste von dem Ableger auch nichts! Merci!

  • Markus Brunner
    16. Mai 2013 at 13:15

    wunderschön geschrieben!

  • Siegmar
    16. Mai 2013 at 15:53

    ein ganz wunderbarer Bericht über den Ableger, den ich auch nicht kannte. Ich muss gestehen, dass ich auch noch nie in „Deauville “ war, will das unbedingt mal nachholen, das ist sicherlich gut mit einem Paris-Trip zu kombinieren.

  • Daisydora
    17. Mai 2013 at 12:50

    Sehr schöner Bericht und Einblick … wie immer. 🙂

    Ich kannte Printemps in Deauville ehrlich gesagt auch nicht ….

  • Shout-Outs: Ein Rückblick auf die Blogger-Woche | Luxury-First
    20. Mai 2013 at 13:10

    […] Jeder kennt das berühmte Kaufhaus Printemps in Paris und seine zahlreichen Ableger. Das Kaufhaus Printemps im Seebad Deauville sticht dabei besonders heraus, denn dieses ist deutlich kleiner, aber nicht minder exklusiv als seine Geschwister. „Horstson“ hat ein paar Details… […]