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Wollt ihr den totalen Look?*

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Screenshot MANGO

Laut Beschreibung handelt es sich um ein „Chiffonhemd mit Blitzmuster. Verdeckte Knopfleiste vorne, lange Ärmel mit geknöpften Manschetten und Saum mit Seitenschlitzen.“ Hört sich unspektakulär an und es sieht auch nicht sonderlich schön aus, was bei dem spanischen Bekleidungsfilialisten MANGO online und offline angeboten wird. Im Grunde genommen ist es auch weder eine Erwähnung geschweige denn einen Kauf wert, doch der Teufel steckt im Detail: Schaut man sich das Hemd näher an, trifft einen vermutlich entweder durch den hohen Polyesteranteil (100%) oder durch die Form der Blitze der Schlag, denn diese erinnern an eine Sigrune:

Die Sigrune ist in ihrer doppelten Ausführung nach §86a StGB, der sich mit dem „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ beschäftigt, verboten, denn zur Zeit des Nationalsozialismus nutzte die Schutzstaffel der NSDAP die Sigrune als Abzeichen. Und nun nutzt also MANGO die Sigrune als Blitz.

Auf Nachfrage der „Bild“ erklärte MANGO: „In dieser Linie gibt es zwei andere Modelle, deren Druckmotive aus Herzen und Sterne bestehen. Beim Printmuster der Bluse ‚Rayo‘ ist ein individuelles Blitzmuster sichtbar. Mango bedauert die unglückliche Assoziation, die durch das Design dieser Bluse entstanden ist.“
Ich bin da ehrlich gesagt etwas ratlos, kann mir auch keinen Reim darauf machen, wie es derlei Designs durch die Kontrollen bei Konzernen wie MANGO schaffen (auch losgelöst von der Diskussion um die Sigrune ist die Bluse wahrlich kein Augenschmeichler), kann mir aber kein böse Absicht vorstellen, um irgendwie ins Gespräch zu kommen. Dafür bedarf es dann Lederhosen mit dem Symbol einer südamerikanischen Gang.

*MANGO fragt auf der Seite unpassender Weise danach, ob man den „Total Look“ haben möchte.

  • Siegmar
    17. Oktober 2014 at 11:08

    ich denke auch keine Absicht, da diese von Nazis genutzten Symbole viele überhaupt nicht mehr kennen und der Satz mit dem totalen Look ist wirklich grenzwertig, wird aber keinem Mango-Käufer auffallen. Hier steht wieder die Aussage die ich in den letzten Monaten zum Thema 3.Reich und die Greueltaten gehört habe im Vordergrund “ Was geht es mich an, ist doch 70 Jahre her „. Das ist das was mich aufregt, weil man fassungslos soviel Desinteresse gegenüber steht.

  • peter
    17. Oktober 2014 at 11:20

    Scheint bei der nachfolgenden Generation nichts mehr auszulösen – Neulichst checkte ich in Paris in einem Hotel ein, neben mir ein Araber, die ganzen Arme voller Hakenkreuze tätowiert. Mir liefs kalt über den Rücken … aber wahrscheinlich hat er noch nicht mal was vom 3.Reich gehört …

  • vk
    17. Oktober 2014 at 12:12

    neuchlist sprach ich mit einem araber. security eines privathauses in spanien. wir hatten zeit, redeten ueber dies und das. er fragte, ob ich ihm einen job in deutschland besorgen koenne. spanien sei doch im allgemeinen recht schwergaengig und fremdenfeindlich. naja, sagte ich, deutschland ist auch kein zuckerschlecken wenn man ungelernt im eher unteren teil der gesellschaft seinen platz finden will. das konnte er nicht verstehen. er insistierte, habe ueber meine heimat nur das beste gehoert. beilaufig und etwas gedankenlos berichtete ich von unserer so abscheulichn wie gruendlichen landessaeuberung im fruehen 20.jahrhundert. da lacht er mich an und zwinkert mir zu, ‚lass gut sein mein freund. das warn doch nur juden. wer koennte das nicht verstehen..“

  • Siegmar
    17. Oktober 2014 at 12:41

    vk

    genau das ist es was wir wieder erleben und gerade hier in Berlin bin ich oft entsetzt “ Antisemitismus “ ist bei vielen kein Problem genauso wenig ist es kein Problem, das die Rechten jetzt keine Glatzen mehr haben und in Springerstiefel herumlaufen “ und dadurch bei vielen, siehe AfD, wieder wählbar sind.

  • vk
    17. Oktober 2014 at 14:17

    jo. manchmal hat man das gefuehl, unsere globalisierte gesellschaft kann individuen leicht ueberfordern. so viele narratives und symbole knallen im grossen pop-feuerwerk vollkommen unvermittelt und gaenzlich kontextbefreit aufeinander. das kann verletzten, verunsichen, und wiederum zu abgrenzung und radikalisierung fúhren. auch eine absichtslose provokation stattet, sobald sie beim gegegueber reaktionen zeigt, den provozierenden mit macht aus. der internet-troll ist ein gutes beispiel. macht macht suechtig. provokation wird zur lebenshaltung. da geht noch was. und dank youtube kann ich, wenn ich will, die ganze welt mit scheusslichkeiten bomardieren und in atem halten. da sind auf der einen seite arglos uninformierte player wie mango hier. auf der anderen seite heissbluetige halbstarke, die dem IS und potentiell anderem zulaufen, und dann gibt es vaeterliche deuter jeder couleur (AfD-lucke etc pp), die alte grenzen neu ziehen und deren ordnungsversuch radikal sein muss, weil sich ordung zu chaos nunmal definitionsgegeben als radikal verhaelt.
    das ist gesllschaftlich alles nicht ganz einfach und durchaus hoch brisant. es ist die zeit, achtsam zu sein und gleichzeitig zu versuchen, alle positionen zu verstehen. let love rule!

  • Monsieur_Didier
    18. Oktober 2014 at 17:20

    …ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass es eigentlich „kaum“ Zufälle in dieser Richtung gibt.
    Da schauen so viele Menschen mit so vielen Augen und (bestenfalls) Gehirnen drüber, dass ich nicht glaube, dass es niemanden auffällt.
    Eine gezielte Provokation, ein geschickt platzierter Skandal, über den dann weltweit berichtet wird, in den Printmedien, den Blogs, Online, im Fernsehen, einfach überall.
    So wie in diesem „Fall“, über den auch mehrfach berichtet wurde, man konnte dem gar nicht entgehen…
    eine sehr perfide Geschichte, und deswegen nicht weniger schwierig, schmierig und mehr als grenzwertig…
    und ich möchte eigentlich niemanden, den bzw. die ich kenne mit diesem Fetzen (mehr fällt mir dazu eigentlich nicht ein) sehen…!

  • cacanito
    21. Oktober 2014 at 21:49

    Lieber Horst,

    grundsätzlich liebe ich ja diese Art von Post´s wo ihr etwas hinterfragt und oft stimme ich auch mit euren Gedanken überein aber diesmal finde ich die Diskussion schräg.

    Mango steht am Pranger aber mal ehrlich Neil Barret hat die Sigrune schon vor einer Ewigkeit auf alle Kleidungsstücke gedruckt und kein Hahn hat danach gekräht ganz im Gegenteil bei ihm war es „innovativ“ ja gar „kreativ“ und bei Mango bekommt das gleiche Zeichen den NAZISTEMPEL!

    Ok die Mango Bluse besteht aus 100% Polyester schauen wir mal zu Neil Barret ->
    http://store.neilbarrett.com/it/pleated-bomber.html
    Bomberjacke für 970€ , 100% Polyester made in ? vermutlich China aber das ist dann auch egal…

    und wenn dann bei solch banalen Sachen gleich die Antisemitismusdebatte entflammt merkt man gleich man ist in Deutschland und ehe man sich versieht bekommt man auch einen Nazistempel.

    Für mich stellt sich folgende Frage: Warum sind wir über diese Mango Bluse schockiert und nicht über Neil Barret? Und warum müssen wir in allem etwas böses sehen?

  • Horst
    21. Oktober 2014 at 21:56

    @Cacanito Danke für Deinen Kommentar! Zwischen den Blitzen von Neil Barrett und Mango besteht bzgl. der Form ein Unterschied – der Blitz (oder die Rune) bei Mango ist der Sigrune ähnlich bzw. identisch. Der Blitz bei Barrett ist ein Blitz, wie ihn auch Beirendonck schon in ähnlicher Form bei W&Lt. genutzt hat.

  • Siegmar
    22. Oktober 2014 at 10:54

    @ cacanito
    ich habe mir mal das Ding bei Neil Barrett angesehen, abgesehen davon, das es grottenhässlich und maßlos überteuert ist, sind diese Zeichen doch einem Blitz ähnlicher und durch die Größe und die Dicke auch nicht so schnell mit den Sigrunen zu verwechseln. Ich denke mir bei Mango nicht wirklich nachgedacht wurde und da der Antisemitismus gerade wieder aufblüht und die Rechten in vielen Ländern auf dem Vormarsch sind, besonders hier in Berlin zu erleben, muss man sehr sensibel damit umgehen.