Hallo, Michael Michalsky, schön, dass wir wieder Gelegenheit dazu bekommen, dir Fragen zu stellen. Du hattest den Horstson-Lesern ja schon anlässlich der letzten MBFWB so einiges über deine Sicht auf Michalsky, Mode und mehr eröffnet und den Trend-Tipp Crossover kommt und Enjoy Life! gegeben …. woran sich auch alle Leser haarklein gehalten haben. Neugierig wie wir Horstsonians sind, gibt es neuen Fragen. Also lass uns gleich loslegen.
Horstson: Wenn du die Aufgabe hättest, heute ein Kleidungsstück zu entwerfen, das Teil deiner Herbst-Winter-Kollektion des Jahres 2032 ist, was wäre das? Aus welchem Material und in welcher Farbe?
Michael Michalsky: Es wäre eine Jacke aus einem intelligenten Stoff, der sich immer automatisch den Wettergegebenheiten anpasst. Die Jacke hätte außerdem ständigen Internetzugang, Sensoren, die die Umgebung überwachen und sämtliche Kommunikationsmöglichkeiten. Mit einem eingebauten, variablen Kraftfeld kann sie Regen abweisen und könnte zusätzlich angenehme Düfte nach Wahl des Trägers abgeben. Natürlich alles Michalsky-Düfte. Die Jacke wäre Dark Navy, federleicht und würde sich anfühlen wie Kaschmir.
Horstson: Welchen Modetrend der kommenden Saison sollten unsere LeserInnen auf keine Fall mitmachen?
Michael Michalsky: 50er Jahre Bowling-Bahn Chic. Das ist zu sehr retro.
Horstson: Bei welcher Tätigkeit und zu welcher Tageszeit hattest du den zündenden Funken für deine neue Kollektion?
Michael Michalsky: Meine Kollektionen sind ja immer von einem Thema unseres Lebens inspiriert. Ich kann mich genau erinnern, ich war an einem schönen Morgen im Sommer letzten Jahres auf dem Weg zum Atelier. Die Sonne schien, tolles Licht, der Tag versprach gut zu werden. Im Autoradio liefen Nachrichten. Und je länger ich die hörte, um so schlechter wurde meine Laune. Nur Krisen, Eurokrise, Griechenlandkrise, US-Finanzkrise und so weiter. Ich dachte, wo bleibt denn da die Lust am Leben? Die Freude, die Leichtigkeit, unsere Sehnsüchte? Und schon hatte ich das Thema der neuen Kollektion. Es lautet „Lust“.
Horstson: Wächst man in den Michalsky-Stil in einem bestimmten Alter rein und dann auch mal wieder raus oder sind deine Kunden alterslos?
Michael Michalsky: Meine Kunden sind hoffentlich alterslos. Aber vielleicht in einem anderen Sinn, als Du meinst. Das Alter sollte keine Rolle spielen. Wir leben heute. Es ist egal, wie viele Jahre hinter mir liegen. Und es spielt keine Rolle, wie viele noch kommen. Heute will ich mich schön anziehen und gut fühlen. Und dabei will ich den Menschen helfen. Einfach heute gut aussehen und sich wohl fühlen. Deshalb entwerfe ich Klamotten für ganz unterschiedliche Situationen und Menschen. Bei mir gibt es Sneaker und High-Heels, Lederjacken, Jeans, Blazer und Abendkleider. Und diese Mode lasse ich auf den Fashionshows von jungen und alten Models präsentieren. Das biologische Alter ist in unserer Gesellschaft overrated.
Horstson: Was hältst du davon, beim Styling mit Accessoires mal dicker aufzutragen, muss ja nicht gleich in Richtung Harald Glööckler gehen?
Michael Michalsky: Also ehrlich. Das würde nicht zu Michalsky passen. Jeder muss seinen Stil wahren. Meine Mode soll die Persönlichkeit des Trägers unterstreichen, nicht zukleistern.
Horstson: Verrätst du uns etwas zu den Silhouetten und dem Stil der neuen Kollektion?
Michael Michalsky: Ich möchte das so zusammenfassen: Razorsharp Tailoring mit neuen Ärmeln und Hosenbeinen, die futuristisch 70‘s sind. Die Kombination von klassischen Schnitten mit einem modernen Twist und einer Lässigkeit, für die meine Mode bekannt ist. Schöne Stoffe wie Kaschmir, Chiffon und Seide in optimistischen Farben, denn, wir sprachen ja über „Lust“.
Horstson: Welche Farben und deren Kombination erwarten deine Kunden im nächsten Winter?
Michael Michalsky: Den Kollektionsprint habe ich gemeinsam mit dem hot-hot Berliner Künstler Zhivago Duncan entwickelt. Es ist ein neonfarbiger Druck zum Thema „Lust“, der sich auf seidenen Abendkleidern und im Denim wiederfindet. Dazu warme Grautöne und sehr schönes Pastellblau und Pastellrosa auf anderen Produkten.
Horstson: Was ist das Kollektionsteil aus der neuen Kollektion, das du selbst schon für dich geordert hast?
Michael Michalsky: Ich nehme auf jeden Fall all die schönen, kuschligen Kaschmir-Pullis in den verschiedenen Farben.
Horstson: Welche Frau und welcher Mann aus Deutschland sind für dich der Inbegriff von gutem Stilempfinden und Eleganz.
Michael Michalsky: Marlene Dietrich und Markus Lüpertz
Horstson: Es sollte weitaus weniger deutsche Labels geben? Es sollten im Gegenteil noch mehr sein .. oder, darauf kommt es nicht so sehr an, wie auf die Qualität des Designs der Labels, die es jetzt schon gibt.
Michael Michalsky: Ich finde, es kann ruhig noch mehr junge, deutsche Modelabels geben. Wir haben eine alte, erfolgreiche Modetradition, die jetzt langsam auch international wieder stärker wahrgenommen wird. Zur Michalsky StyleNite kommen zum Beispiel 15 chinesische Medien, um zu berichten. Mode aus Berlin wird wieder beachtet. Das finde ich gut. Der Kreativität sollte man keine Grenzen setzen. Aussortieren werden am Ende die Kunden.
Horstson: Gibt es aus deiner Sicht etwas, das rund um die MBFWB noch besser gemacht werden könnte?
Michael Michalsky: Es ist ja schon sehr, sehr viel passiert. Wir haben jetzt die zehnte Mercedes-Benz Fashion Week. Das ist ein Erfolg. Als ich meine erste Show im Roten Rathaus gemacht habe, gab es die Modewoche in Berlin noch gar nicht. Ich würde mir wünschen, dass langsam diese leidigen Vergleiche mit Paris oder New York aufhören. Das ist überholt. Berlin hat längst seinen eigenen Platz gefunden.
Horstson: Wenn du von Suzy Menkes gefragt werden würdest, welche internationalen Labels einen ganz ähnlichen Geist wie deine Kollektionen atmen, was würdest du darauf antworten?
Michael Michalsky: (lacht) Ich würde sagen, Michalsky ist einzigartig. Das gibt es nicht nochmal. Zum Glück.
Horstson: Wen sollte Dior als Nachfolger von John Galliano engagieren?
Michael Michalsky: Wie wäre es mal mit einer Frau?
Wir bewerten unsere geschätzten Interviewpartner ja naturgemäß nicht, aber sowas nenne ich ergiebig. Vielen Dank dafür. Das sollte dann wieder einige Wochen vorhalten. Für Markus Lüpertz und Marlene Dietrich als deutsche Stilvorbilder gibt es übrigens Extra-Goldsterne auf Horstson …
Wir wünschen dir toi, toi, toi für die StyleNite und sind schon sehr gespannt auf die Kollektion und die Präsentation.
Therese
19. Januar 2012 at 09:53Da kommt er ja richtig sympathisch rüber 🙂 Zu der Stylenight hatte ich mich auf einem andern Blog beworben und leider nicht gewonnen. Wie kommt man eigentlich sonst an karten für die Modenschauen??
Daisydora
19. Januar 2012 at 11:02Liebe Therese,
ich glaube, MM muss man erst mal persönlich erleben, so wie viele Zeitgenossen, um sich da ein letztgültiges Bild zu machen….
Du bist ja keine Bloggerin, oder? Ich bin da ehrlich gesagt nicht so gut im Thema, was Berlin betrifft. Die Blogger akkreditieren sich bei der MBFWB und müssen dann noch bei den einzelnen Designern nachfragen. In die StyleNite kommen aber meines Wissens auch nur die führenden Blogger und BlogzineMacher hinein.
Wenn du als Privatperson in die Schau willst, ist es glaube ich am besten, du schereibst eine ganz nette Fan-Mail an den Designer. Toi, toi, toi…. 🙂
Daisy
Siegmar
19. Januar 2012 at 13:11nettes Gespräch, er ist wirklich ganz nett.
@ Therese
Versuche Karten über die Hauptsponsoren zu bekommen, die haben meistens grössere Kontingente und nicht alle wollen zur Veranstaltung der UDK o.d morgens ganz früh od. ganz spät im Zelt sitzen, wenn schon woanders das Buffeltt aufgefahren wird.
blomquist
19. Januar 2012 at 13:33Michael Michalsky ist eine tolle und intelligente Person
mit der man den größten Spaß haben kann.
Therese
19. Januar 2012 at 14:02Dann schreib ich mal eine Fanmail und falls Herr Michalsky das hier lesen sollte, ich hätte gerne eine Karte 😉
Daisydora
19. Januar 2012 at 14:11Liebe Therese,
ich würde das versuchen, was dir @siegmarberlin geratenn hat. Der blickt da an sich und in Berlin im speziellen sicher besser durch als ich …. Und Michalsky hat ja ne Menge großer Sponsoren… 🙂
ojay
19. Januar 2012 at 15:29Na, dass der Michalsky euch überhaupt noch Rede und Antwort steht wundert mich sehr, so wie hier gerne über ihn gelästert wird. Man bzw. er braucht ja nur mal die bisherigen Artikel über ihn verfolgen. Ist schon ein wenig peinlich, sich dann doch wieder anzubiedern.
Daisydora
19. Januar 2012 at 16:49@ojaay
Wir sind alle erwachsen und keiner ist verbiestert und beharrt auf alten Standpunkten, die nicht mehr zutreffen. Wir würdem und werden aber auch klar Flagge zeigen, wenn eine Kollektion mal weniger gut gelingt. Was du als Anbiederung bezeichnest ist im Business als Respekt bekannt …
Tut mir leid, aber wir sind halt kein Schnulliblog, der sich selbst bestäubt und immer in belangloses Blabla flüchten muss … Vielen Dank für deine Meinung. 🙂
Eveline
19. Januar 2012 at 17:27Nettes Interview. Dass über Michalky hier gelästert wurde, daran kann ich mich nicht erinnern. Ojay verwechselt ihn vielleicht mit mit Philipp Plein?
069
19. Januar 2012 at 17:31nettes Interview und an Therese: ich bin mal bei einer Schau an den Einlass gegangen und einfach gefragt und es hat gefunzt 😀
Jul
19. Januar 2012 at 17:34Das michalsky arrogant und sich für was besseres hält – darüber brauchen wir ja nicht zu reden. Finde ihn an sich auch sehr uninteressant und zu viel gehypt!
Daisydora
19. Januar 2012 at 17:37@Eveline
Dyankeschön… 🙂
Wir hatten hier schon auch kritisch berichtet und ganz sicher gab es in Kommentaren auch mal sehr flapsige Betrachtungen. Aber entscheidend ist doch, immer wieder genau hinzusehen und nicht auf dem hohen Ross zu sitzen, wo Blogger nichts verloren haben. Mich hat Michael Michalsky als persönlichkeit überzeugt, als er Redner, bzw. Diskussionspartner einer BURDA Veranstaltung war und bei weitem die beste Figur machte ….
Daisydora
19. Januar 2012 at 17:42@jul
Weisst du, was ich denke: Das Modebusiness, insbesondere in Berlin ist so dermaßen hart, dass sich Designer auch einen Stil für den Umgang mit der Öffentlichkeit zulegen, der sich nich immer mit dem deckt, wie der Mensch an sich ist. Berlin ist ja mitunter eine unglaubliche Poser-Stadt, in der aber auch unendlich viele tolle Leute leben … da schaukelt sich manches falsch hoch. Bin auf die Kollektion gespannt und schreibe drüber…
@069
Vielen Dank … ist wirklich einfach bei M. Michalsky ….
thomas
19. Januar 2012 at 19:20ich glaube michalsky wird von vielen unterschätzt. andere labels würden sich freuen wenn insgesamt 15 Medien kommen. Danke für das sehr schöne Interview
Rene Schaller
22. Januar 2012 at 17:11Bez. Karten zu den Shows: Als Zaungast kommt man nicht bei den großen Labels rein, aber bei vielen kriegt auf jeden Fall eine der free seating karten, wenn man kurz bevor die schau beginnt am counter nochmals nachfragt. Bei einigen Shows gabs freie Plätze.
Labels wie Lala Berlin, Kaviar Gauche, Rena Lange etc. kann man sich aber abschminken, die sind vollgepackt und die Leute kommen auch, wenn sie eingeladen sind.
Zu Michalsky sag ich lieber nichts. Seit sechs Jahren begegne ich dem Typen regelmässig. Kein einziges Mal hat er bisher nur einen ansatzweise positiven Eindruck hinterlassen.
Daisydora
22. Januar 2012 at 17:33@Rene Schaller
Vielen Dank für die Info. Ich bin da wie gesagt überhaupt nicht verankert oder vernetzt.
Ich hatte früher von M. Michalsky auch einen ganz anderen Eindruck und habe ihn als Designer nur zum Teil für voll genommen. Die neue Kollektion finde ich aber bedeutend besser, als alles davor. Darin gibt es sogar ein Kleid, das ich kaufe.
Und zu seiner Außenwirkung kann ich nur sagen, dass ich da Vieles Berlin und dem zuschreibe, wie die Stadt tickt und funktioniert.
Ich kenne ihn nur vom Interview her und da macht er den Eindruck von großer Professionaliät, Umgänglichkeit, Freundlichkeit und Interesse an seinen Kunden und den Medien.
Aber das ist insgesamt natürlich ein spannnedes Thema, wie wir mitunter auf andere wirken und wie wir wirklich sind, wenn alle Makulatur fällt.
@thomas
Ich vermute auch, dass es nicht von ungefähr kommt, wie er Spnsoren findet und dann so nachhaltig überzeugen kann, dass es immer mehr werden…
🙂