Grafik: styleranking media GmbH
Was verdienen Modeblogger? Spötter würden jetzt sagen, dass sie in erster Linie eine gehörige Tracht Prügel verdienen, so locker, wie sie mit der Kennzeichnungspflicht von Werbung umgehen. Die Kollegen von Styleranking gingen aber nicht der moralischen Frage nach dem Verdienst nach, sondern der rein monetären und starteten bei 115 Modebloggern eine Umfrage zum Thema „Monetarisierung von Blogs“. Das Ergebnis verwundert zumindest diejenigen unter uns nicht, die sich ein wenig mit Blogs beschäftigen: Der Rubel rollt im Modebloggerland, aber bei Weitem nicht so, wie sich so mancher erhofft. Lt. der Umfrage, die sicher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit hat, kommen nur magere 2 % der Blogger zu Einnahmen, mit denen man nach Steuern, Kranken- und Rentenversicherung und Co. über die Runden kommt – große Sprünge kann man davon aber noch nicht machen. Der ambitionierte Modeblogger weiß sich da natürlich zu helfen und nennt sich fortan „Berater“ und berät so vor sich hin – vorzugsweise Firmen im Social Media Bereich. Da kommt dann also doch ein hübsches Sümmchen zusammen, was aber insofern Augenwischerei ist, da der Modeblogger eben nicht nur Modeblogger ist – Tausende Mädchen und Jungs müssen also ihren Wunschberuf „Modeblogger“ an den Nagel hängen, wenn sie denn davon leben wollen. Kommen wir also zu den einzelnen Verdienstmöglichkeiten durch den Modeblog:
Grafik: styleranking media GmbH
Beliebt sind Advertorials. Im Durchschnitt spült eine solche Buchung knapp 400 € auf das Konto des Bloggers – wobei es nach oben kein Limit gibt: es soll schon Schuhhersteller gegeben haben, die für einen einzelnen Post 3.800 € bezahlt haben. Nicht aufgeführt in der Umfrage ist die Möglichkeit, den Blogger als Person zu buchen – ihn also über den roten Teppich einer Veranstaltung zu schicken, wofür einzelne Modeblogger in Deutschland 1.000 € in Rechnung stellen. Ob mit derlei Aktionen auch nur ein Teil mehr verkauft wird – denn darum geht es am Ende des Tages – bezweifle ich ebenso stark, wie den erhofften Imagegewinn des Labels, das den Modeblogger bucht … Leider wurde bei der Umfrage nicht nachgehakt, ob die Werbung immer als solche gekennzeichnet wird: Gerade auf Instagram ist da meinen Beobachtungen nach ziemlich viel Luft nach oben – um es möglichst zaghaft auszudrücken.
Hier die durchschnittlichen Preise für Blogposts, Verlinkung und Co.:
Grafik: styleranking media GmbH
Wichtig ist natürlich zu sagen, dass dem Blogger es waaaaahnsinnig wichtig ist, ausschließlich Kooperationen einzugehen, hinter denen er auch mindestens zu hundert Prozent steht – so wird es zumindest immer dann gesagt, wenn sich ein Leser dann doch mal traut, das „Kärcher“-Advertorial zu hinterfragen. Ich glaube solchen Aussagen nicht. Modeblogs bieten ein zu wackeliges Gerüst, um ein Leben voller „Gucci“-Taschen und so unsexy Dingen wie Miete gesichert zu finanzieren – da sinkt das Niveau am Monatsende schnell ins Bodenlose: von Armani zu Actimel in drei Blogposts. Außerdem kostet so ein Blog 1.374,10 € pro Monat – eine Summe, die ich mir nicht ausgedacht habe, sondern die die Bloggerin hinter dem Foodblog „Gourmetguerilla“ ausgewürfelt hat. Das ist natürlich Quatsch, denn unabhängig davon, dass 29,95 € Serverkosten im Monat doch etwas hoch gegriffen sind, hätte sie auch ohne Blog eine Flatrate und würde auch so Essen kaufen. Auch frag ich mich, warum sie monatlich 100 € für Props und Geschirr investiert, ihr Geschirr aber nicht nach Meissener aussieht. Natürlich hat man laufende Kosten für seinen Blog – wir auch – aber man sollte da zumindest etwas ehrlicher sich selbst und den Lesern gegenüber sein …
Nun erhebt die Umfrage, wie oben erwähnt, nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und auf Richtigkeit erst recht nicht – grundsätzlich sollte man eh keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat … Unterhaltsam ist die Umfrage aber allemal. Für Leser sowieso, aber auch als Blogger schaut man ja mal zu den Kollegen. Wir von Horstson haben übrigens auch Einnahmen durch Advertorials – durchschnittlich im Monat eins. Man könnte sagen, wir arbeiten ehrenamtlich für die Mode …
Die komplette Studie gibt es übrigens hier nachzulesen.
Siegmar
19. März 2015 at 10:31Der Beitrag ist interessant in Bezug auf die Unabhängigkeit der Bloger, wer Werbung von Actimel bis Gucci macht ist unglaubwürdig. Für gut gemachte Blogs find ich es richtig, das auch Geld bezahlt wird von unternehmen und ich hätte auch kein Problem bei Horstson wenn es gekennzeichnet ist, nur bitte nicht übertreiben. Interessant sind ja auch noch die “ geldwerten Sachzuwendungen “ die so manche Bloger erreichen und wenn ich an “ brianboy “ denke auch ziemlich viel bekomme. Wird das eigentlich versteuert? 😉
Mina
19. März 2015 at 10:41Tja, ja, was Gourmetguerilla da losgetreten hat, bringt einen echt zum Schmunzeln.
Und dieses vehemente Verteidigen dieser Rechnung macht es nicht besser.
Manches verliert wirklich an Glaubwürdigkeit…deswegen habe ich damals erst gar nicht versucht mit meinem Blog Geld zu machen. Den Stress wollte ich mir nicht geben.
Monsieur_Didier
19. März 2015 at 10:53…wenn man sich ein bisschen Mühe gibt und nicht nur vordergründig auf schöne bunte Bildchen guckt und gefällige, launige Artikel mit weichgespülten Texten lesen will durchschaut man ziemlich schnell, welche Blogs im Prinzip Produktwerbung schalten und welche eher unabhängig sind…
…ich hätte kein Problem damit, einen Monats- oder Jahresbeitrag zu zahlen, auch auf freiwilliger Basis…
ich zahle bzw. „spende“ auch einen Jahresbeitrag aus eigenem Antrieb z.B. für Wikipedia, weil ich dort täglich interessante Artikel lese und es ein sehr wertvolles und wichtiges Archiv ist…
…wenn das Produkt (oder der Blog 😉 ) stimmt, bin ich durchaus bereit dazu…
Klatsch und Tratsch a la Brian Boy neben Anna Wintour in der Front Row brach ich nicht…
die Entstehungsgeschichte z.B. einer Chanel-Kollektion mit Historie und ähnliche Geschichten sind mir so etwas durchaus wert…
Dani
19. März 2015 at 12:38Was ich an der Rechnung nicht verstanden habe: Wenn im Durchschnitt 400 Euro pro Advertorial eingenommen wird (was nicht wenig ist, finde ich jedenfalls), wieso kommen dann nur so geringe Monatsgewinne zustanden? Werden dann nur 1-2 Advertorials/Monat geschrieben?
Tim
19. März 2015 at 14:17Spannend das sich aus den ehemaligen Tagebüchern von Nerds Geschäftsideen entwickeln. Ich gönne es den Bloggern (und natür auch euch).
Lernen müssen noch die PR Agenturen
Roland Schweins
19. März 2015 at 14:27Lieber Peter, eine Ergänzung: Wir haben auch nach der Kennzeichnungspflicht gefragt und wie Blogs damit umgehen. Da wir die Ergebnisse dieser Tage in einer großen Serie bei styleranking veröffentlichen und interpretieren, kannst du dich auf den von dir beschriebenen fehlenden Teil also noch freuen „smile“-Emoticon Herzliche Grüße Roland von der styleranking-Crew
Lynda
19. März 2015 at 20:35Sehr informativer Post! Bin noch ne Anfängerin und verdiene nichts mit meinem Blog 🙂
LG Lynda
http://fashion-petite.blogspot.de/
vreni
20. März 2015 at 08:28Ob die Rechnung von Gourmetguerilla so ganz hinhaut sei mal außen vor gelassen. Fakt ist aber, dass Dinge wie Essen und Miete und auch der ein oder andere Luxus meiner Meinung nach in die „Kosten“ eines Vollzeitbloggers definitiv eingerechnet werden. Besser wäre es man spricht hier von einem Gehalt oder Verdienst. Eine beruflicher Blogger macht seinen Job, seinen Vollzeitjob und es versteht sich von selbst, dass davon das ganze Leben des Bloggers bezahlt werden „muss“, sonst könnte es diesen Blog in der Form ja nicht geben, da der Blogger einen anderen zusätzlichen Job bräuchte. Ich finde die Rechnung also gar nicht so daneben, denn mal ehrlich: Das „normal“ arbeitende Volk hat monatlich doch selbst oft 1374,10 € oder weit mehr für sein Leben zur Verfügung. Von denen muss sich seltsamerweise niemand rechtfertigen, dass er etwas verdient oder vielleicht sogar viel mehr verdient als angebracht oder nötig wäre. Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut, wenn Blogger transparent darlegen wie und womit sie ihr Geld verdienen. Diese ständige Rechtfertigung aber und auch diese Missgunst und der Zweifel an der Glaubwürdigkeit (Wie glaubwürdig ist denn der sonstige Kram, den man im Internet oder in der Zeitung oder in einer Zeitschrift,… liest?) , geht mir auf die Nerven. Vielleicht lassen wir berufliche Blogger einfach Blogger sein und lesen das, was uns authentisch vorkommt. Schließlich hat jeder die Wahl.
kdm
20. März 2015 at 10:01Mode? phhhh…
Horst
20. März 2015 at 12:30@Siegmar wir machen ja auch Werbung, die dann als solches gekennzeichnet wird. Es gibt mittlerweile auch Firmen, die auf eine Kennzeichnung bestehen – das finde ich gut.
Wie Bryanboy seine geldwerten Zuwände versteuert, weiß ich ehrlich gesagt nicht 😉 Es sind übrigens erstaunlich wenig Sachen, die unter diese Kategorie fallen … Da sind es bei Redakteuren oftmals mehr (und ich mich manchmal frage, wie genau die das mit dem Code of Conduct nehmen).
@Monsieur eine Paywall wird es bis auf weiteres auch bei Horstson nicht geben. Wo es schon gemacht wird, find ich es gut – siehe Krautreporter. Das ist halt die Krux: wenn man davon leben will, ist man auf Werbung angewiesen.
@Dani „nur“? Wenn man schaut, was einige Blogger allein quantitativ veröffentlichen, finde ich ein Advertorial gar nicht so viel. In der Studie gab es auch Blogs, die bis zu 21 sponsored Posts im Monat veröffentlichen – da möchte ich nicht nach der Glaubwürdigkeit fragen 😉
@Roland – wir sind gespannt. Peter und Horst 😀
@Vreni der Vergleich hinkt, finde ich – dann müsste auch das Auto, die Wohnungsmiete, die Klamotten etc. in die Berechnung.
@kdm das denke ich auch manchmal 😀