Da ist er, der Hier-Muss-Ich-Mal-Gewesen-Sein-Moment eines jeden Sneaker- und Sportliebhabers: Ein Besuch im Headquarter von adidas! Herzogenaurach ich komme! Anlässlich des Sneakerfests wurde ich mit einer Gruppe weiterer Journalisten, Blogger und Storebesitzer eingeladen, um bei Expertenrunde und BBQ samt Parkour-Training die neuen NMD-Modelle zu feiern. Seit meinem 13. Lebensjahr – der adidas Superstar wurde damals auf dem Pausenhof wettkampfgetragen – klopfte der Wunsch in mir, irgendwann einmal selbst vor Ort zu sein. Dort, wo 1949 Adolf Dassler die adidas AG gründete und eben diese zum globalen Sportartikelriesen heranwachsen ließ. Mythen rankten um den Ort, die Geschichte der Dassler-Brüder las ich rauf und runter und auch am Fuß waren, na klar… konstant die drei ikonischen Streifen vertreten.
Zugegeben, die eigentliche Firmenhistorie habe ich ab einem bestimmten Punkt nur noch vage verfolgt. Erst als 2011 mitsamt unüberhörbarem Medienecho laces eröffnet wird, rückt das Unternehmen samt Headquarter wieder ins Bewusstsein. Das Aachener Architekturbüro kadawittfeldarchitektur zeigt sich für das Forschungs- und Entwicklungsgebäude auf dem adidas-Campus „World of Sports“ verantwortlich und bricht hierfür mit herkömmlichen Bürobauassoziationen – ein Blick auf den 2014 neu eröffneten Salzburger Hauptbahnhof genügt, um das einzigartige Raumgefühl der Architekten zu erkennen. Der Aufbau des ringförmigen Komplexes in Herzogenaurach? Ein Paradebeispiel für gelungenen Landschaftsbezug, vielfach mit Preisen ausgezeichnet und mitsamt seiner Verbindungsstege (nicht umsonst wird von einer „schnürenden“ Funktion gesprochen) architektonische Unterstreichung der Kreativschmiede adidas!
Bevor ich jedoch an falscher Stelle abbiege und über Fassadenabwicklung und baugemachte Atmosphäre schwadroniere, belasse ich es lieber bei dem Schwenker und konzentriere mich auf den eigentlichen Grund meiner Frankenreise: Natürlich geht es bei meinem Besuch um etwas ganz anderes als Raumstudien, es dreht sich alles um die neuesten NMD-Modelle, XR1 olé! Nicht nur ein Hier-Muss-Ich-Mal-Gewesen-Sein-Moment, sondern auch akute Sneaker-Vorfreude-Vom-Feinsten. Die Lifestyle-Tech-Ikone NMD hat sich innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Giganten entwickelt und sorgt für weltweiten Ausnahmezustand und unvergleichbar hohe Verkaufszahlen. Ganz egal ob US-Markt, Asien oder sämtliche Anlaufstellen in Europa –mit innovativ-einzigartigen Design („Plug“-Elemente, sportlich-schlanke Silhouette und saubequeme boost™ Zwischensohle) sorgt der Sneaker für anhaltenden Gesprächsstoff. Jeder will ihn haben. Bedingt dadurch, dass er fast überall nach nur 15 Sekunden überall on- und offline ausverkauft ist, bewahrt er sich beinahe automatisch seine Exklusivitätsrechte.
Davon kann ein Sportartikel- oder Modehersteller in den heutigen Zeiten eigentlich nur träumen, die Vorteile des digitalen Social-Media-Schneeballsystems (Stärkung des Bekanntheitsgrades & Verkaufszahlen, story telling, etc.) können bekanntermaßen auch schnell in handfeste Nachteile umschlagen. Wie oft werden Labels mitsamt vermeintlichen Trends aus dem Hut gezaubert, um in Windeseile im Sumpf des Mainstreams zu versinken? Wir erinnern uns an kopflastige Dutch-Phasen, omnipräsente Totenkopf-Tattoo- oder Tigerpullis, die zeitnah oder spätestens nach ein paar Saisons beim Discounter dem Gnadenschuss entgegenfiebern. adidas Originals scheint mit Bedacht, Fingerspitzengefühl und klugen Ideen – so werde ich im weiteren Verlauf von den Diskussionen am Round Table berichten – genau diese Fallen zu umgehen. Mit der Wiederbelebung der Klassiker Stan Smith, Superstar und Gazelle sind zudem Beispiele genannt, welche die ID des Unternehmens gleichermaßen stärken und unermüdlich vorantreiben.
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Zurück zum eigentlichen Pressetrip: Wie gewohnt setze ich mich vorab zur Recherche hin, sammele erste Informationen zum Thema und brainstorme Gedanken. Was wird mich vor Ort erwarten? Wie wird in einem solchen Unternehmen gearbeitet, um fortlaufend Erfolge zu verzeichnen? Graue Gesichter und gestresste Mienen? Strenge Hierarchien, trister Büroalltag? Ausgestattet mit Notizbuch und Neugierde (die lege ich wohl nie ab), auf, auf dafür! Kaum im nahegelegenen Herzogenaurach angekommen, geht es auch schon los mit dem Programm: Rooftop Party mit Barbecue und Liveauftritt der Hip-Hop-Gruppe „Weekend“. Die Aussicht ist dort oben verflixt schön, in Kombination mit hollywoodreifem Sonnenuntergang wird der Campus kitschverdächtig in Szene gesetzt. „Hier wird also Sport(artikel)geschichte geschrieben“, murmele ich in mich hinein und werde die Gedanken noch den gesamten nächsten Tag mit mir herumtragen.
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Beinahe kritisch begutachte ich mein Umfeld, bekomme angesichts der Campus-Struktur leuchtende Augen und fotografiere alles, was mir vor die Linse kommt. Nicht dabei: Graue Gesichter, gestresste Mienen oder Alltag à la Großraumbüro. Dafür verflixt viele Mitarbeiter in sportlichem Outfit (na klar), internationales Flair und eine beneidenswert gelassene Stimmung. Zudem jede Menge Plätze, die eher an Naherholung als Bürocharme/ Konzernzentrale erinnern. Ein gigantisches Mitarbeiterrestaurant mitsamt See, eigenes Sportfeld und Fitnessstudio. „Work-Life-Balance“ klingelt es in meinem Kopf und ich ertappe mich beim „Könnte-Ich-Mir-Auch-Vorstellen“. Wir machen uns auf dem Weg zum Round Table, einer der Programmpunkte, auf den ich mich vorab am meisten gefreut habe. Till Jagla, Category Director, führt die Expertenrunde an. Stellt kluge Fragen an seine sneakerversierten Gäste und bringt jede Menge interessante Gedanken zum Thema story telling ins Gespräch:
„Eine unserer größten Herausforderungen? In die Zukunft planen! Wie release ich 2018 einen Schuh? Diese Frage beschäftigt uns ganz aktuell und wir wagen dabei immer wieder den Blick in die Glaskugel. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir eigene Perspektiven kreieren, von denen wir als Team überzeugt sind. Das ist ein sehr interessanter Prozess: Einerseits ist es natürlich mehr als klasse, dass das Ding ordentlich boomt. Andererseits muss man gerade jetzt Sorge tragen, dass die Qualität auf höchstem Level bleibt. Die Marke muss transportiert und die Stories weitererzählt werden – das Interesse soll bestehen bleiben. Das alles ist ein ganz dynamisches Thema, weil es sich gefühlt von Quartal zu Quartal ändert. Wir sind in der Pflicht das Ding zu treiben… Man kann nicht sagen: Heute läuft es so, also machen wir das auch weiterhin so! Das wird in 2018 vermutlich falsch sein. Deswegen versuchen wir ins Unerwartete zu investieren.“
Der Streetwear-Profi führt seine Gedanken weiter aus: „Wird es 2018 einen Schuh-Launch zur Fashion Week geben? Eher nicht! Denn dann werden es vermutlich alle genau so machen. Wir müssen vielmehr eine Perspektive kreieren und daran festhalten – gerade wenn sich alle anderen wie Fähnchen im Winde drehen. Mit dem Erfolg des NMD`s haben wir viel gelernt, ein Paradebeispiel: Wie lässt sich mithilfe eines gut durchdachten Konzepts ein Schuh releasen? Der Plan ist zwar sehr, sehr gut aufgegangen, wir müssen aber gerade jetzt dafür sorgen, dass der Erfolg so nachhaltig wie möglich weitergeführt wird. Wir setzen nicht mehr auf Einheitsrezepte, welche noch vor ein paar Jahren von Aktualität waren. Die Gefahr liegt nahe, dass solche Ergebnisse Richtung Mittelmaß gehen. Wir stehen vor einer Herausforderung, vielmehr dem Versuch, etwas zu finden, was kein anderer macht… Damit sind wir ja in einer ähnlichen Situation, in der Ihr Euch mit Euren Formaten auch befindet!“
Es folgen jede Menge Input zum Thema Trends, spannende Vorankündigungen und Diskussionen. Stichwort „Warteschlange“ beim Launch des NMD`s oder adidas Yeezy 350 Boost: Ähnlich wie beim anhaltenden Supreme-Hype belagern Massen an potentiellen Käufern weltweit die adidas-Stores und warten auf den Verkauf der limitierten Ware. Seit neustem kann man sich nun per offizieller „Confirmed“-App Exemplare reservieren und diese vor Ort abholen. „Sehr gute Idee“, denke ich mir und bereite mich mental auf den letzten Programmpunkt des Pressetrips vor: Parkour-Training auf dem campuseigenen Sportplatz. Wir springen, sprinten und sporteln über alle möglichen Dinge und Wände. Kein Witz, im Spiderman-Style versuche ich an einer Wand hochzuhopsen und… scheitere kläglich. Ganz schön anstrengend, spannend auf jeden Fall und doch: Für mich Körperklaus eine echte Herausforderung. Hut ab an alle urbanen Akrobaten, ich übe dann lieber noch etwas!
Ich bedanke mich für eine tolle Zeit, einen äußerst spannenden Einblick und wer weiß: Vielleicht ergibt sich bald die Möglichkeit, in den Archiven zu stöbern! Anbei ein paar Impressionen von meinem Aufenthalt auf dem adidas-Campus „World of Sports“…