Wer sich in den letzten zwei, drei Jahren gefragt hat, warum sich so viele Menschen von Kopf bis Fuß in Outdoorkleidung hüllen, ganz so, als stünden sie einer Mount-Everest-Besteigung bevor, dem sei kurz der Gorpcore-Trend erklärt. Gorpcore definiert einen Look, bei dem ein wilder Outdoormarken-Mix getragen wird, der erstmals von Jason Chen beschrieben wurde. Der „The Cut“-Journalist sah sich 2017 diesem Phänomen konfrontiert und leitete kurzerhand das Akronym „Gorp“ von „Good Old Raisins and Peanuts“, dem bei Outdoor-Enthusiasten beliebten Studentenfutter, ab.
Etwa zeitgleich zum Aufkommen des Gorpcore-Trends wurde die italienische Schuhmarke ROA gelauncht. ROA griff von Anfang an einerseits auf technischen Outdoorbekleidung zurück. Andererseits waren die Designs so modisch, dass sie auch als Lifestyleprodukt wahrgenommen wurden.
Schuhe
(Bild: Northwave)
Denkt man an die 1990er-Jahre, kommt man um zwei Schuhmarken, die den damaligen Zeitgeist maßgeblich geprägt haben, nicht drumherum: Acupuncture und Northwave. Während Acupuncture – man erinnert sich sicher noch an das subversive „A“ auf dem Klettverschluss – aus dem Umfeld einiger Ex-Punks, die die fixe Idee hatten, im Sneakergeschäft reich zu werden, stammt, begann die Geschichte von Northwave schon in den 1970er-Jahren. Snowboard-Boots legten damals den Grundstein für die italienische Brand, die sich schnell zum Geheimtipp der Szene mauserte.
Da Snowboarder die Schuhe auch nach ihrem waghalsigen Sport trugen, beschloss Northwave Anfang der 1990er-Jahre, eine neue Art von Sneaker auf den Markt zu bringen, bei dem die Sohle eines Snowboardschuhs und das Obermaterial eines Turnschuhs verwendet wurden. Wie es zu dem Namen kam, ist nicht überliefert, vielleicht ist es die Reaktion, wenn man den „Northwave Espresso“ das erste Mal sieht: Man ist hellwach, was vor allem der Sohle geschuldet ist, die nicht ohne Grund als „Big Boy“ bezeichnet wird.
Rick Owens White Grill Kiss Chelsea Boots; Bild: Ssense
Kurz mal in die Runde gefragt (denn Horstson-Leser haben Geschmack): Wie steht ihr zu den „White Grill Kiss Chelsea Boots“ von Rick Owens? Außer Marc Jacobs und Bill Kaulitz fallen mir ad hoc nur sehr wenige Menschen ein, die die Stiefel mit Grandezza tragen können. Doch ich scheine mich zu täuschen: Bei dem Online-Händler Ssense sind sie – trotz des Preises, der sich analog zum Absatz in schwindelerregender Höhe befindet ($2180, 14 cm Plateau) – ausverkauft.
(Bild: OWENSCORP)
Never change a winning team: Veja kooperiert zum zweiten Mal mit Rick Owens. Die Idee einer Zusammenarbeit der französischen Sneakermarke mit dem US-amerikanischen Modedesigner entstand schon 2017. Veja war damals das umweltfreundlichste Sneaker-Label, das Owens finden konnte. Bis es dann soweit war, die ersten Schuhe aus der Veja/Owens-Kooperation kaufen zu können, vergingen knapp zwei Jahre: Der Designer zeigte die Running Sneaker während seiner Herbst-/Winter-Schau 2019.
Die aktuellen Modelle sind zum einen eine Neuinterpretation eben dieser Laufsneaker und zum anderen welche zum Wandern.
Vor wenigen Tagen bin ich bei Nick Wooster über Schuhe gestolpert, die nicht ganz zufällig aussehen, wie eine Ratte zum Anziehen aussehen könnte.
Nick Wooster, der jahrelang Einkäufer für so legendäre Stores wie Barneys New York, Bergdorf Goodman und Neiman Marcus war und heute als Retail-Berater tätig ist und 2018 von dem italienischen Label Paul & Shark als Kreativdirektor verpflichtet wurde, gilt als einer der Best Ager unserer Zeit.
Die Liste der Erfolge, die Post Malone eingeheimst hat, ist lang: Für „Congratulations“ wurde ihm eine Diamantene Schallplatte verliehen; seine dritte LP – „Hollywood‘s Bleeding“ – erreichte neben dem Platinstatus auch vier Wochen lang Platz 1 der Billboard Top 200. Der Streamingdienst „Spotify“ kürte ihn jüngst zum weltweit meistgestreamten Künstler. Nicht zu vergessen ist auch ein alter Beatles-Rekord, den Malone brach: Die Pilzköpfe schafften es 1964, sechs Songs in den Top 20 der Billboard-Charts unterzubringen – Post Malone brachte hingegen neun Songs in die Top 20 der Hot 100.
Das ist natürlich nur eine Auswahl und die Liste der Rekorde ist lang. Sehr lang. Eines ist sicher: Was der US-Amerikaner anfasst, verwandelt er entweder zu Silber, Gold, Platin oder – und das schafft nicht jeder – zu begehrtem, proprietären Croslite. Hierbei handelt es sich um das Material, aus dem Crocs hergestellt werden.
Schon drei Mal kooperierte Post Malone mit dem Schuhlabel. Nun steht die vierte Zusammenarbeit in den Startlöchern.
(Von links nach rechts: Max Schiller und Jonathan Hirschfeld von Eytys, Ann-Sofie Johansson und Ross Lydon von H&M; Bild: © H&M)
Die letzten Teile der aktuellen H&M-Designerkooperation warten im hauseigenen Onlineshop darauf, reduziert zu werden, da kündigt der Textildiscounter schon die nächste Zusammenarbeit an: Das schwedische Turnschuhlabel Eytys (ausgesprochen „Eighties“; das „Y“ bezieht sich auf die Generation Y) hat für H&M eine 34-teilige Kollektion entworfen, die schon im Januar erhältlich sein wird. Ungewöhnlich ist an der Kollektion, nicht nur, dass der H&M-Kooperationspartner über keine hohe Bekanntheit verfügt, sondern auch, dass sie sich nicht speziell an Männer oder Frauen richtet, sondern als Unisexlinie kommuniziert wird.
(Clarks x Mickey Mouse; Bild: PR)
Alterslos: Sein Leinwanddebüt hatte Mickey Mouse vor genau 100 Jahren in dem Zeichentrickfilm Steamboat Willie. Seit dieser denkwürdigen Premiere avancierte die Maus in ihrer roten Hose und den zu klobigen gelben Schuhen zum Synonym für die Walt Disney Company. Vom „Mickey Mouse Club“, bei dem in der Neuauflage in den 1990er-Jahren (nicht nur) Justin Timberlake, Ryan Gosling und Britney Spears entdeckt wurden, über eine (nicht-lizensierte) „Mickey Mouse Rolex“ bis hin zu den Zeichentrick-Kurzfilmen unterhält Mickey immer noch jeden Tag Fans auf der ganzen Welt.
(„Kamanda“; Bild: adidas Originals)
So, wichtigste Frage des Tages: Was haltet ihr eigentlich vom allgegenwärtigen Ugly-Dad-Sneaker-Wahn, der aktuell durch jede Großstadtschlucht weht? Keine Ecke in Berlin oder London, wo nicht ein Balenciaga-Gigant samt Sommerkleid oder ausladender Buben-Culotte auf Nachahmer wartet! Gepaart mit gebrechlichen Knöcheln und gekonnt-gelangweilten Blick à la „klar kann und will ich mir einen Triple S für läppische 700 Euro leisten, obwohl ich aussehe wie Halbjahreszeugnis Klasse 10“ ist er kaum mehr wegzudenken. Natürlich sind es nicht nur gut betuchte Hip-Kids, die Sneaker wie oben genannten durch die Stadt spazieren tragen – soviel steht fest.
(Supreme x Clarks; Foto: Clarks Originals)
Der britische Schuhhersteller Clarks Originals kooperiert ein weiteres Mal mit dem ehemaligen New Yorker Streetwearlabel Supreme. Ehemaligen? Ja, weil sich Supreme im Laufe der letzten Jahre und spätestens mit der Kooperation mit Louis Vuitton von den Skatern, die das Label ursprünglich bekannt und so reizvoll gemacht haben, entfernt hat – Street Credibility adé … Von “We’re a brand for the people”, wie es der Supreme-Gründer James Jebbia prägte, ist nichts mehr übrig geblieben. Schlimm ist das sicher nicht, vielleicht schade aber vermutlich auch egal, welches Fashionbrand aktuell durchs Dorf getrieben wird, oder?
Wie dem auch sei, in der Zusammenarbeit zwischen Clarks und Supreme wird die klassische Weaver-Form mit dem Box-Logo kombiniert. Das sieht dann im Detail so aus: