Die New Yorker Modewoche, die in jeder Saison den Auftakt der Frauenschauen bildet, wurde in diesem Herbst besonders erwartet, da sie sich dem Publikum öffnen wollte und das Ziel hatte, kommerzieller zu werden. Den Auftakt machte Riccardo Tisci, der die Givenchy-Schau das erste Mal von der Seine an den Hudson River verlegte und dessen Kollektion wir noch ausführlich besprechen werden – genau wie die von Shootingstar J.W. Anderson, der einer der wenigen Designer war, die wirklich Neues zeigten. Warum Kommerzialisierung Langeweile bedeuten muss, schienen sich die meisten Designer nicht zu hinterfragen. Als Resümee der New Yorker Fashionweek kann man sagen, dass – bis auf wenige Ausnahmen – in New York „außer Spesen nichts gewesen“ war. Grundsätzlich ist Kommerz nicht verwerflich und so bestimmt er mittlerweile den Alltag der meisten Modekonzerne. Auch werden in New York von jeher viele Labels gezeigt, die sich eindeutig, wie Tommy Hilfiger, Hugo Boss, Lacoste oder Gant, auch diesem Markt verschrieben haben. Man fragt sich, warum Calvin Klein nichts mehr mit Mode zu tun hat oder was sagen 25-Jährige in unserer sich verändernden Welt zu Labels wie Carolina Herrera?! Oscar de la Renta würde sich im Grabe umdrehen, wenn er, der Garant für New Yorker Eleganz, sehen würde, was mittlerweile unter seinem Namen gezeigt wird. Die Oscar de la Renta-Kollektion war ein Desaster.
New York
Ausstellungstipp – „WANTED: Peter Berlin“ in New York
Posted on 17. September 2015Copyright Peter Berlin, „Self Portrait in Black Cap,” c. 1970s, Hand-painted vintage gelatin silver print, Courtesy ClampArt, New York City
Bevor es Instagram gab, gab es Menschen wie Andy Warhol. Diese Menschen hatten zu einer Zeit, als man noch mehrere Wochen darauf warten musste, bis der Film, den man zuvor im Fotogeschäft abgegeben hat, endlich entwickelt war, durch ihre Fotos einen ganz besonderen Zeitgeist dokumentiert. Diese Menschen zeichneten sich, neben einer ungeheuren Geduld, insbesondere durch den Pioniergeist aus – und dem Willen, ihren eigenen Ideen zu folgen. Einer dieser Vorreiter der Selbstinszenierung war Armin Hagen von Hoyningen-Huene, der es in den Siebziger Jahren unter dem Künstlernamen ‚Peter Berlin‘, insbesondere in der schwulen Subkultur, zu einer großen Popularität gebracht hat.
Die New Yorker ClampArt-Galerie widmet Peter Berlin nun eine Ausstellung …
Bild: Mert Alas und Marcus Piggott für Givenchy
First come – first served: Die Women’s Wear Daily berichtet, dass im Grunde genommen jeder die Chance auf Tickets für die kommende Show von Givenchy hat: Riccardo Tisci wünscht sich „echte Menschen“ im Publikum seiner Show, die am 11. September in New York stattfindet. Das bedeutet, dass der Großteil der Karten nach dem „First come – first served“-Prinzip an Interessierte ausgegeben wird. Insgesamt geht es um 1.200 Tickets – 280 davon werden an Modestudenten des Fashion Institute of Technology, der Parsons The New School for Design, des Pratt Institute und der High School for Fashion Industries verteilt, 100 weitere Karten gehen an Anwohner der Location.
Ab dem 02. September kann man sich unter givenchynyfw15.com registrieren. Die Karten müssen dann am 11. September am Counter abgeholt werden. Bleibt eine Frage offen: Wo sitzt Anna?
Bild: Kevin Tachmann, Courtesy of Gucci
In Guccis Flagshipstore in New York kann man es schon sehen: Bis Anfang August werden alle Schaufenster von Gucci zur Bühne für Alessandro Micheles erste Winterkollektion und mit neuen, surrealistischen Dekorationen ausgestattet. Irgendwie war es schon klar, dass der hoffnungslose Romantiker auch für die Kunstrichtung des Surrealismus schwärmt und, da seine Eltern beim Film bzw. Theater arbeiteten, das große Bühnenbild liebt. Dieser Einfluss wird in die jetzige Zeit befördert. Und doch knüpft Michele an die Zeiten an, als man noch regelmäßig Schaufensterbummel gemacht hat und sich an den Schaufensterscheiben die Nasen platt gedrückt hat, weil jedes einzelne Stück voller Liebe präsentiert wurde und Lust drauf machen sollte, in das Geschäft einzutreten.
Gucci Cruise Collection 2016 – Wo die Zukunft der Mode begonnen hat!
Posted on 9. Juni 2015Um für die nächsten Jahrzehnte weiter bestehen zu können, muss sich die Luxusmode reformieren und eine Form finden, den immer härter werdenden Wettbewerb und die fortschreitende Globalisierung aufzufangen. Die Diskussionen um die Zukunft der Mode, egal ob beim große Luxus Symposium in Florenz im April oder der Aussage von Trendorakel Lidewij Edelkoort, die Mode sei tot, halten die Branche in Aufruhr.
Auch Weltstars oder Stilikonen müssen sich manchmal kurz mal kneifen, wenn sie etwas Besonderes erleben: Pharrell Williams gab auf der Modenschau von Chanel an der Fifth Avenue in New York in einem ehemaligen Militärdepot, das jetzt zur Location für Events und Ausstellungen geworden ist, ein Privatkonzert. Als wenn er es nicht fassen konnte, rief er der Menge zu: „I can’t believe i’m here right now, this is Chanel!“ – Kein Wunder, außer Adidas, für die er ja sogar eine eigene Kollektion und ganze Ranges von Stan Smith Senkern designt, gilt Chanel seine große modische Liebe.
Man kann zu ihr stehen wie man will, ein Klischee bedient Victoria Beckham, einst „Spice Girl“ und Ehefrau und Mutter des Beckham Clans, überhaupt nicht, das der modemachenden Promi-Frau.
Kaum gegründet und natürlich von so manchem mit Häme erwartet wurde die Kollektion, die von der Britin auf der New York Fashion Week vorgestellt wird bereits 2011 mit dem British Fashion Awards ausgezeichnet. Schon die ersten beiden Kollektionen ließen auch die kritischsten Stimmen und heftigsten Neider verstummen und mittlerweile gehört ihr Defilee zu den Highlights des Schauenkalenders im Big Apple.
Niemand verkörpert so perfekt die Welt des „All American Dreams“ wie die 1967 gegründete Marke Polo Ralph Lauren. Der kleine schüchterne Ralph aus dem New Yorker Stadtteil Queens träumte schon in der Schule von der Welt der Vanderbilts und der idealisierten Vorstellung, die mehr Hamptons waren als die echten: Amerikanische Opulenz gepaart mit Sportswear, Cricket Teams, Familien durch alle Generationen und der Mythos von Harvard waren seine Idee. Und er träumte, vom großen Selfmade Reichtum. Ein Traum, den sich Ralph Lauren erfüllen sollte …
Ralph Lauren war der erste Modeschöpfer, der es durch seinen Perfektionismus schaffte, eine komplett in sich geschlossene Welt zu produzieren: Von der Tapete und Wandfarbe über Geschirr und Gläser bis zum letzten Etui in der Tasche wurde alles von Ralph Lauren designt. Als in den Achtziger Jahren die Rhinelander Mansion, sein Flahshipstore, in New York eröffnete, gab es niemanden, der nicht nach New York wollte, um wenigstens ein kleines Teil dort zu erhaschen. Polo Ralph Lauren wird durch alle Schichten und Generationen getragen: es passt eigentlich zu allen Anlässen und mit jedem Teil ist man stilvoll angezogen – selbst der verwöhnteste Kunde hat was von ihm im Schrank.
Auf den ersten flüchtigen Blick sieht man ein zumindest relativ hübsches schwarzes, leicht ausgestelltes Kleid, das entfernt an die Lasercuts der Haute Couture von Christian Dior aus der Spring-Kollektion aus dem Jahre 2014 erinnert. Das ist aber nicht der Grund, warum ausgerechnet das Museum of Modern Art in New York eben dieses Kleid im Rahmen einer Ausstellung zeigt – immerhin hat das MoMa eine der weltweit bedeutendsten und einflussreichsten Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst.
Der Titel der Ausstellung, „This Is for Everyone: Design Experiments for the Common Good“, gibt dann schon etwas mehr Aufschluss darüber, was das Kleid MoMa-würdig macht. Schaut man es sich von Nahem an, fällt auf, dass es keinesfalls gelasert wurde, sondern so wirkt, als sei es aus Kunststoffplättchen zusammengesetzt:
Geschaffen haben das „Kinematics Dress“ Jessica Rosenkrantz und Jesse Louis-Rosenberg, die mit Nervous System ein Designstudio betreiben, das sich auf Produktdesign aus dem 3D-Drucker spezialisiert haben.
Nun ist ein Kleid eigentlich zu groß für einen 3D-Drucker, also wurde es „zusammengefaltet“ ausgedruckt. Was dann aus dem Printer kam, war im Grunde genommen ein Klumpen Kunststoff, aus dem mühevoll das Kleid freigelegt werden musste.
Wer gerade vier Minuten Zeit hat, dem empfehle ich folgenden Film, in dem detailliert die Schritte erklärt werden.
Für mich ist es faszinierend, wie das Kleid entstand und auch wenn beim Design noch Luft nach oben ist, zeigt es sehr deutlich, dass die Zukunft der Kleidung mit Sicherheit noch einige Überraschungen parat hält.
Wer das Kleid sehen möchte, kann das zurzeit im Museum of Moden Art in New York.
This Is for Everyone: Design Experiments for the Common Good
Museum of Modern Art
Architecture and Design Galleries, third floor
1 W 53rd St, New York, NY 10019
Kuratiert wurde die Ausstellung von Paola Antonelli und Michelle Millar Fisher.
„This Is for Everyone: Design Experiments for the Common Good“ läuft noch bis zum 01. Januar 2016
Offiziell steht die neue Lacoste-Kollektion, entworfen von Felipe Oliveira Baptista, unter dem Motto „Winter-Tennis“ – inoffiziell steht zumindest das Styling unter dem Motto „Die Royal Tenenbaums“, so sehr erinnerte das, was am Samstag über den Laufsteg in New York geschickt wurde, an die US-amerikanische Tragikomödie aus dem Jahr 2001. Es ist auch nicht sonderlich neu, sich von Wes Andersons Film inspirieren zu lassen – erst 2013 war es Miuccia Prada, die in ihrer Resort-Kollektion auf den Film verwies.