Es ist doch immer wieder lustig einige Bandnamen wortwörtlich zu übersetzen. Natürlich besonders, wenn das Wort „Fuck“ drin vorkommt. Würde man also das Bandprojekt von Jenny Lewis, Erika Foster (Au Revoir Simone) und Tennessee Thomas (The Likes) wortwörtlich übersetzen, hießen sie in Deutschland „Gut wie Fick“. Wenn man es dem Sinn nach übersetzt, dann hieße es allerdings soviel wie „Verdammt gut“, was wiederum eher den Grad an Großartigkeit dieses Albums trifft. Und spätestens bei „Runaway“, wenn man am liebsten wie bei „Young Folks“ mitpfeifen möchte ist klar: Verdammt, das ist fickend gut!
Musiktipp
Wer so einen Namen trägt wie Agnes Obel, hat zumindest den Vorteil nicht in Vergessenheit zu geraten und vielen ein „Ah ja, hab ich mal gehört“ zu entlocken. Gehört haben viele meist den Namen. Die Musik, der in ihrer Heimat überaus erfolgreichen dänischen Sängerin, ist in Deutschland zumindest nicht jedem bekannt, außer man hat Telekom-Werbung („Just So“) oder Greys Anatomy („Riverside“) geschaut. Mit ihrer neuen Single „Familiar“ aus ihrem kommenden Album „Citizen of Glass“ (VÖ 21.10.2016) beweist sie allerdings erneut, dass nicht nur der Name außergewöhnlich ist. Cello, Klavier und eine verzerrt surreale Stimme machen „Familiar“ zu einem großartigen Song, der es umso schlimmer macht, dass wir noch so lange auf das nächste Album warten müssen.
Ich habe ja eine Schwäche für Mitgröhl-Gitarren-Songs und ja das bezieht auch Coldplay mit ein. Vielleicht gehe ich zu weit, aber The Temper Trap ist für mich eine etwas weichere Version von Interpol mit einem Hauch Keane. Alle, denen Interpol vielleicht etwas zu komplex und umfangreich sind, liegen mit „Thick As Thieves“, dem zweiten Album von The Temper Trap, genau richtig. „Fall Together“ bietet Mitgröhl-Radio-Futter, der Titelsong „Thick As Thieves“ stampft eingangs los und ist super zum Mitklatschen. Bei „What If I’m Wrong“, neben „Burn“ eines der schönsten Stücke, kommt dann auch die Kopfstimme von Sänger Dougy Mandgai perfekt zur Geltung. Das klingt alles nicht sonderlich aufregend, wie das Cover es vermuten lässt, allerdings ist es für die richtige Zeit im Sommer eine schöne Bereicherung.
„Primary Colours“: Auch wenn die vier Bandmitglieder von Magic! ihr Album so benennen, bewegen sie sich musikalisch alles andere als nur innerhalb der Grundfarben. Allein ihre Mischung aus R&B, Pop und Reggae sorgt dafür, dass „Primary Colours“ durchaus hörbar ist. Vor allem für Leute die mit dem richtigen Reggae seit ihrer Abiturzeit nichts mehr anfangen mögen, aber sich dann doch nicht ganz dem Rhythmus entsagen können und wollen. Songs wie „No Sleep“ reißen den Hörer dann gegen Ende noch einmal aus der Reggae-Mentalität raus. Ein Glück, denn fast wäre man bei Radio-Sommerhit-Songs wie „Lay You Down Easy“, welches übrigens auch gut und gerne ohne den mittlerweile ewigen Support-Act Sean Paul ausgekommen wäre, wieder fast in der Jugenddisco von damals angekommen.
Wenn ein Interpret das Ziel seines Albums schon wie folgt beschreibt, dann ist die Sache schon geritzt:
“I hope the record takes the listener off into the clear night air of Joshua Tree, that profound, neon-flecked silence, the star-spangled skies of the Mojave desert, under that lonely little sphere of rock caught in a red shadow”.
Ach nee wat schön. Dabei hat „Blood Moon“ dem Namen zum Trotz gar nichts Bedrohendes, im Gegenteil. Die Soundwelten, durch die uns Martin Craft auf dem Album führt, sind nicht nur perfekt für die abendliche Lese- oder Weinrunde geeignet, sondern auch wie geschaffen für laue Sommerabende. Und auch das ist natürlich kein Zufall. Craft nahm nämlich Songskizzen, welche er auf einem hundert Jahre alten Piano skizzierte, mit in die Einsamkeit der Mojave Wüste.
Man weiß nicht ganz was Fergie mit M.I.L.F. ausdrücken möchte. Einige Pressestimmen (wie die SZ Online) bezeichnen das Video als „feministischen Fehltritt“. Will Fergie feministisch sein? Angeblich geht es um Mütter, die „einen Job haben, eine Karriere verfolgen, Familie haben und immer noch Zeit finden, sich um sich selbst zu kümmern und sexy zu fühlen“. Kim Kardashian West, Chrissy Teigen, Ciara, Supermodels Alessandra Ambrosio, Isabeli Fontana, Natasha Poly, Gemma Ward sowie Amber Valletta, Plus Size-Model Tara Lynn, Devon Aioki und Angela Lindvall sollen eben diese Mütter verkörpern. Welchen „Job“ Kim Kardashian hat, sei jetzt mal dahingestellt. Das ganze Video ist zudem natürlich nicht im Ansatz feministisch sondern ein einziger Latex-Milchporno mit dem Schriftzug „Slippery When Wet“ auf Fergies Oberteil am Ende des Videos. Ach richtig und zwischen den ganzen dicken Hupen und bumsbaren Müttern ist dann ja noch das Lied. Ja, das ist wirklich einfach vollkommen überflüssig.
Auf der Baustelle von Erwin Wurms Haus: Róisín Murphy – „Take Her Up To Monto“
Posted on 10. Juli 2016Es ist ein wenig bezeichnend, dass Róisín Murphy auf dem Cover zu „Take Her Up To Monto“ auf einer Baustelle zu sehen ist. Hört man sich die ersten drei Stücke ihres neuen Albums an, klingt das wie die Baustelle eines Hauses des Künstlers Erwin Wurm. Mal aufgeblasen, mal extrem schmal, mal auf den Kopf gestellt, aber auf keinen Fall stabil. „Mastermind“, „Pretty Gardens“ und „Thoughts Wasted“ (ein Song über Drunk Dialing) könnte man auch getrost aneinander schneiden. Auffallen würde das nicht. Und dann plötzlich kommt bei „Lip Service“ Bossa Nova um die Ecke und man mag sich gar nicht vorstellen, wie toll das Musikvideo dazu aussehen mag, sofern es denn eines geben wird. Es folgt „Ten Miles High“.
Shirley Manson wird wohl auch noch mit 80 Jahren bunte Patchwork-Mäntel tragen und sich die Haare pink färben. Wenn sie bis dahin auch immer noch so klingt wie jetzt, sind ihr die Fans mit Sicherheit auch ins ebenfalls hohe Alter treu.
Wie das mit dem Alter so ist, sammelt man nicht immer nur schöne Erfahrungen. Und eben diese werden auf „Strange Little Birds“ in Songs wie „Even Though Our Love Is Doomed“ oder „If I Lost You“ geradezu zelebriert.
„ … And even though our love is doomed, and even though we’re all messed up, we’re still waiting for tomorrow…“
Hoffnung hat Shirley also noch. Und wo Tom Odell sich bei seinem „Magnetized“ einfach magisch magnetisch zu seinem Girl hingezogen fühlt, differenziert Shirley dann doch mehr und zeigt Plus und Minus einer magnetischen Beziehung auf.
„ … You bring your light, I’ll bring the pain, you bring your joy, I’ll bring my shame …“
So strange wie im Albumtitel angekündigt ist „Strange Little Birds“ also wirklich nicht denn dann wären wir alle strange.
(Bild: PR)
Als Tom Odell die erste Single „Wrong Crowd“ von seinem neuen Album veröffentlichte, hatte man sich gefreut. Auch wenn die versoffene Hotelmentalität im Video natürlich etwas unglaubwürdig rüberkam, war es irgendwie cool diesen Typen mit der herzzerreißenden Stimme mal kantiger und vor allem poppiger zu erleben. Und nun wird man auf dem Album zumindest in dieser Hinsicht (meistens) enttäuscht. Das Rauhe, was er in Video wie auch Song zeigt, verfliegt allerspätestens bei „Sparrow“, was mit seinem eineinhalbminütigen Kopfstimmen-Intro wirklich genauso wie der Text hart an der Grenze zum Weichspüler ist.
(Bild: PR)
Früher spielten die Heldinnen und Helden auf der Opernbühne zu Melodien von Georg Friedrich Händel. Heute spielt das junge Berliner Barock-Ensemble Musica Sequenza rund um Burak Özdemir diese Arien auf historischen Instrumenten und mixt dazu Elektrosounds und Klangwelten. Eingespielt wurden die Arien in Berlin und dann beim bekannten skandinavischen DJ und Produzenten Van Rivers in New York gemischt. Wer also Lust auf „Händelektro“ hat, dem kann ich das Album wärmstens ans Herz legen. Ein Konzertbesuch lohnt außerdem. Am 24.06.2016 spielt das Ensemble um 21 Uhr in der Berliner Berghain Kantine.