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Karl Lagerfeld

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Barrie Knitwear erobert Paris – schottische Maschen

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Bild: Karl Lagerfeld; Barrie Knitwear

Barrie Cashmere ist Horstson Lesern spätestens seit der Chanel Métiers d’Art Kollektion „Paris-Edinburgh“ ein Begriff, als die Karawane der Mode ins schottische Hochland pilgerte, um Karl Lagerfelds Vision der Stewart Zeit für Chanel in Linlithgow Palace zu bewundern. 2012 wurde der langjährige Stricklieferant für Chanel, Barrie Knitwear in Hawick, bekannt für sein langlebiges und luxuriöses Kaschmir, gekauft. Als ein sogenanntes Paraffection Atelier, wie Lesage oder Robert Goossens, in die Reihe der Betriebe eingegliedert, die sich aus eigener Kraft nicht weiterentwickeln könnten, aber nötig sind, um das Know-how ihres Metiers weiterzutragen. Die Betriebe arbeiten selbstständig und beliefern und fertigen auch für andere Firmen, haben aber den Schutzmantel des Mutterhauses, um Investitionen tätigen zu können. Bereits Anfang des Jahres konnte Bruno Pavlovsky, Chef der Mode von Chanel, vermelden, dass 100 neue Arbeitsplätze in der Manufaktur geschaffen werden können – ein wichtiger Aspekt in der sozialschwachen schottischen Region um Hawick …

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Music

Die Muse – Baptiste Giabiconi singt LIVE!!!

Jeder kennt sie, diese Kulturplakate an Litfaßsäulen und manchmal auch an den Schaufenstern der Geschäfte, die jüngst geschlossen wurden … da gehe ich nichtsahnend an genau so einem vorbei und erkenne im linken Augenwinkel den Text: Supermodel * Singer * Karl Lagerfelds Muse … und nur einen Wimpernschlag später: Baptiste Giabiconi Live DJ Set + Performance * Samstag 15. März 2014, 22:00 Uhr … Aber wo? Ausgerechnet in Düsseldorf! Ist ja echt Wahnsinn, oder? Zwar hat Horst mir aus guten Gründen verboten, hier auch noch über Musik zu schreiben. Schließlich gibt es auch dafür auf Horstson Fachpersonal!

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Allgemein

Chanel Paris-Dallas: Annie get your Gun

Am Dienstag zeigte Karl Lagerfeld im Fair Park in Dallas im Dekor einer Rodeo Halle die Métiers d’Art Kollektion 2014 Paris-Dallas für Chanel. Dallas ist die Stadt, in der Coco Chanel nicht nur den „Modeoscar“ von Stanley Marcus, dem Inhaber des Department Stores Neiman-Marcus, überreicht bekam, sondern auch die Stadt ihres Comebacks im Jahre 1954.
Texas, der Staat, in denen Ölmilliardäre, die, wie wir dank des Films „Giganten“ mit James Dean und Elisabeth Taylor wissen, vom Himmel fallen und Cowboyhüte und Boots zum Anzug getragen werden, bildet nicht nur die Kulisse, sondern auch die Inspiration für die Kollektion, die sämtliche handwerkliche Künste der Paraffections Ateliers von Chanel nutzt.

Zusätzlich zu den schon seit Jahren unter dem liebevollen Dach von Chanel geförderten Betriebe, Lesage, Causse, Massaro, Montex, Lemarié, Desrue, Goossens und Barrie Knitwear, hat Chanel jetzt auch den Ledergerber Bodin Joyeux, der die feinen Lammleder für die Handtaschen des Hauses zuliefert, gekauft. Die Métiers d’Art Kollektion ist eine Art Kür, die seit 2004 als Pre-Fall Kollektion die halbe Welt bereist hat. Es sind Reisen, die bei Karl Lagerfeld im Kopf stattfinden und die er auf die Zeichen und Ikonen des Hauses übersetzt. Nach New York, Tokio, London, Bombay, Moskau, Byzance, Shanghai und im letzten Dezember dann schließlich das schottische Edinburgh, ist man jetzt in der texanischen Hauptstadt angekommen.

Dallas, die Stadt J.R. Ewings, von Miss Ellie und Jock, Pam und Bobby oder der charmanten Lucie, zeigt auf der einen Seite sein modernes Gesicht, ist aber in den Traditionen und den Einflüssen von der Indianerkultur und Cowboyromantik geprägt. Genau das sind die Einflüsse, die in eine große Trommel geworfen und mit dem Grundstil der Rue Cambon gemixt wurden. Die Tweed Kostüme des Openings orientieren sich an der Form der Comeback-Kollektion von 1954. Knappe Sakkos mit Revers, gerade geschnitten und mit leicht ausgestelltem Rock, fallen locker um die Figur der Models. Genau der Typus von Kostüm, der die Amerikaner in den 50er Jahren im Sturm eroberte und die Vormachtstellung von Chanel in wenigen Saisons zurückbrachte.

Ein Feuerwerk des Pionierstils, gemixt mit Navajo Mustern und Plaidröcken-Double – RL goes Chanel. Weitere Highlights waren die „Laura Ingalls kleine Farm“-Volant Kleider, Western Boots, Stars & Stripes Cashmere Tücher. Kunstvoll gestickte „Kashina“ Jacken werden zu Spitzenblusen und handgewebten Plaidröcken kombiniert. Gegensätze von Couture und Folk-Elementen, die typisch amerikanisch sind, werden im Handumdrehen zum unverwechselbaren Chanel Look. John Wayne Hemden werden zu Kleidern, genau wie die Uniformen der Bürgerkriegs-Pioniere, die kurzerhand in elegante, mit Tressen versehene Cocktailkleider verwandelt werden. Extrem stark ist der Cashmere-Strick, egal ob klassischer Cardigan oder handgestrickte Outdoor Ethnik Teile – Casual Strick gewinnt an Bedeutung im nächsten Winter …

Bei den Abendkleidern fallen vor allem die von Chanels Paraffection-Atelier Lognon zur Meisterschaft gebrachte Technik des Plissierens auf. Nicht nur, dass Organza und Organdi kunstvoll in Falten gebügelt wird – Chanel appliziert damit, wie bei der Stickerei, auch kleine Streifen zu einer Art Kaleidoskop-Motiv und an Origami erinnernde Muster. Navajo Muster, mit der Raffinesse der Pariser Couture in Marmorfarben übersetzt, ziehen alle Register des Handwerks.

Bei den Accessoires dominieren Gadgets, wie Ölfass-Taschen und Strass besetzten Revolvern und Gewehren. Patronen-Taschen mit Silbertokens erinnern an die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges. Hopi Schmuck und mit Halbedelsteinen besetzte Armreifen, Filigransilber und typischer Indianer Schmuck werden à la Chanel kombiniert.

In der Paris-Dallas Kollektion gibt es, wenn man genau hinschaut, eigentlich fast nur sehr tragbare Sachen. Karl Lagerfeld vermag es, nicht nur spektakuläre Themen Kollektionen zu schaffen, sondern jedes Stück zu einem ewigen Klassiker werden zu lassen. Viele „Must haves“ sind in der Paris-Dallas Kollektion, die jedes Chanel LiebhaberInnen Herz höher schlagen lassen – auch wenn man nicht ein großer Rodeo Liebhaber ist.
Nächstes Jahr im Mai, wenn die Kollektion in die Boutiquen kommt, werden wir, mit Kristen Stewart als Model, fotografiert von Karl Lagerfeld, die Kampagne zur Métiers d’Art Kollektion sehen. Kristen Stewart ist für Lagerfeld die Frau, die den Dallas-Stil perfekt repräsentiert.

Egal ob Paris, Berlin oder London – ich bin sehr gespannt auf die ersten „Cowgirls“ à la Chanel, die unsere Straßen zieren werden. Ponchos, Plaidjacken und Indianerschmuck werden sicherlich in vielen Kollektionen bei den bekannten Filialisten in den nächsten Saisons auftauchen. Die handwerkliche Perfektion und die Raffinesse der gezeigten Stücke kann aber keiner erreichen, denn die Ateliers von Chanel verfügen über ein unglaubliches Know-how, das in Generationen gewachsen ist.

Vor der Schau wurde in einem mit Cadillacs und Straßenkreuzern gespickten „Drive Inn“ der neue Film von Karl Lagerfeld gezeigt – „The Return“, in deren Hauptrolle Geraldine Chaplin brilliert:

Chanels Comeback hätte man an keinem passenderen Ort zeigen können als im stürmischen Dallas dieser Tage, denn rasant war Mademoiselle in allen ihren Facetten und die Aufbruchstimmung der Paris-Dallas Kollektion hätte ihr bestimmt gefallen.

Eine solche Kollektion, mit über 90 Durchgängen, der akribischen Detailarbeit bei der Prêt-à-porter und den Accessoires, bedeutet selbst für ein Haus wie Chanel einen Kraftakt. Keine Nuance bleibt dem Zufall überlassen, alles ist perfekt und die Visionen von Karl Lagerfeld sind eins zu eins umgesetzt, um mit Leichtigkeit zu erscheinen. Welch ungeheuer harte Arbeit hinter jedem Stück, jedem Material, der Verarbeitung oder der Organisation liegt, vermag kaum einer einzuschätzen – aber genau das zeichnet ja die Meisterschaft aus …
„High Noon“ bei Chanel mit der Paris-Dallas Kollektion!

Interieur

Fashiondesigner Hotels – Karl Lagerfeld: Schlosshotel Grunewald Berlin

 

1911 wurde im Grunewald für die Familie von Pannwitz ein Haus im Stil der italienischen Renaissance für die damals aberwitzige Summe von 5 Millionen Goldmark gebaut. Nach wechselvoller Geschichte vom Privathaus über als Botschaft genutztes Haus wurde es  schließlich und endlich, nach dem zweiten Weltkrieg, zum Hotel. Gerne wurde es für Filmaufnahmen genutzt und die Westberliner, vor allem die Filmprominenz, traf sich nur zu gerne dort.

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Behind the Scenes

Hinter verschlossenen Türen – die Jungs von Chanel

 
Wir berichten auf Horstson ja nicht nur über aktuelle Trends und Tendenzen, sondern beleuchten auch gerne, was hinter den Kulissen der Modekonzerne passiert und stellen euch die Drahtzieher und Entscheider vor, damit man die Zusammenhänge des Modezirkusses besser kapiert.
Hinter den meisten Modemarken stecken Gesellschaften, Aktiengesellschaften oder Konzerne – nur noch wenige Labels sind wirklich in Familienhand und haben keine fremde Kapitalbeteiligung wie zum Beispiel Sonia Rykiel. Allerdings befinden sich die größeren Labels fast alle in Konzernhand – die beiden bekanntesten Gesellschaften sind LVMH mit seinen Labels wie Louis Vuitton, Christian Dior, Moet Hennessy, Bulgari, de Beers. Der zweite dieser beiden Riesen ist der Pinault-Konzern unter Francois Pinault, der Gucci, Yves Saint Laurent und viele andere Label vereinigt. Beiden Gesellschaften ist aber eines gemeinsam: den Inhabern gehören die Konzerne nur zu einem Teil – das Kapital wird aus Aktien und Anteilen gebildet, die auch von fremden Kapitalgebern kommen. Arnault macht mit seinen vielen Labels einen Jahresumsatz von ca. 15 Milliarden US-Dollar, die Pinault-Gruppe liegt bei 7 Milliarden US-Dollar. Man weiß das, weil Aktiengesellschaften dazu verpflichtet sind ihre Umsätze zu veröffentlichen.
 
Bernard Arnault und seine gesamte Familie sind, ähnlich wie die Pinaults, oft in den Schlagzeilen vertreten und auf Gesellschaften oder bei den Defilees ihrer unzähligen Marken anwesend. Einzelheiten ihres Lebens sind bekannt und es gibt auch hier und da einen Skandal, der von der internationalen Klatschpresse vermeldet wird. Man weiß auch, dass sie sehr reich sind und mit die einflussreichsten Gestalten der Modewelt sind – obwohl sie noch nie ein einziges Kleidungsstück entworfen haben, bestimmen sie was die Welt trägt. Soweit die bekannte Seite …
 
Den einflussreichsten Einzelkonzern der Modewelt und die Marke mit der höchsten Bekanntheit und dem höchsten Rückkaufswert der Welt aber besitzen Menschen, von denen man weder etwas weiß, noch das sie sich in der Öffentlichkeit zeigen, außer auf ganz wenigen Pferderennen in Deauville oder Longchamp und dann auch anonym und unbeobachtet. Ähnlich wie bei den deutschen Milliardären, den Albrecht Brüdern, sind die existierenden Fotos älteren Datums oder Schnappschüsse.
 
Die Gebrüder Alain und Gérard Wertheimer sind die alleinigen Inhaber und Kapitaleigner von Chanel, der erfolgreichsten Modemarke aller Zeiten. Leise, diskret und unauffällig hat deren Familie die Zügel des Modehauses seit 1924 in der Hand. Das Unternehmen veröffentlicht niemals Umsätze (man munkelt von 10 Milliarden Dollar pro Jahr). Es ist immer noch eine Einzelmarke, die sich – außer bei einer Brillenlizenz – nur mit den Kernkollektionen befasst. Die Parfums sind seit 1952, egal welcher Duft lanciert wurde, auf Platz eins der Stückzahlenverkäufe in jedem Jahr. Der Kosmetikumsatz ist gigantisch und keine Marke verkauft mehr und kann aus Lippenstiften und Nagellacken so einen Kult erzeugen wie Chanel.
 
Die meisten Menschen denken, Coco Chanel hat ihr Modehaus gehört. Chanel war immer nur die Kreative; zwar konnte sie sich nehmen was sie wollte, hatte jedes Budget der Welt und hat schon in den Zwanziger Jahren das Label zur einflussreichsten Modemarke der Welt gemacht, aber um die Finanzen kümmerte sich zeitlebens der jüdische Kaufmann Pierre Wertheimer.
Mit einem 1924 geschlossenem Gesellschaftsvertrag übernahm Pierre die Gesamtleitung des Modehauses, kümmerte sich um die Produktion der Kleider, Schuhe und Accessoires und baute den Vertrieb der Parfums und der Kosmetik auf.
 
Im Sommer 1940 mussten Pierre Wertheimer und sein Bruder Paul vor den Nazis aus Paris fliehen. Gerade noch konnten sie sich eine Schiffspassage nach New York besorgen, um über Spanien, die französischen Schiffe waren schon für Passagier Schiffe gesperrt, das Land zu verlassen.
 
Am 02. Juni 1941 kommt in Frankreich der Erlass, dass alle Juden aus sämtlichen Bereichen des öffentlichen Lebens ausschließt. Sie dürfen weder Berufe ausüben noch Firmen besitzen. Die letzte Kollektion hatte Coco Chanel für den Winter 1939 vorgestellt und mit Kriegsausbruch, außer der Boutique, das Haus geschlossen. Nur der Verkauf der Parfums ging weiter. 1940 beschlagnahmten die Deutschen das Haus und die Wohnung in der Rue Cambon. Die Wertheimers hatten das Glück, dass der Parfumverkauf zunächst in Amerika weiterlief und sie aus den Einnahmen davon leben konnten.
 
Chanel hatte während des Krieges eine Liebschaft mit Hans Günther von Dincklage und sie kollaborierte mit den deutschen Besatzern, dieses verziehen ihr die Franzosen nie. Mit den Wertheimern hat sie dieses Thema aber nach dem Krieg grundlegend geklärt und als 1953 beschlossen wurde, dass der Verkauf der Parfums durch die Wideraufnahme des legendären Modehauses weiter verstärkt werden sollte, stand für Pierre Wertheimer und den inzwischen eingestiegenen Sohn Jacques Guy fest, dass Mademoiselle in die Rue Cambon zurückkehren sollte. 1954 stellte sie ihre erste Kollektion im Februar vor und, in Europa verhalten aufgenommen, wurde sie in Amerika sofort zu einem riesigen Erfolg.
Chanel war wieder da und die Wertheimers übernahmen das Modehaus zu 100 % – sie allein stellen das Kapital und Chanel machte bis zu Ihrem Tod im Jahre 1971 alle Kollektionen allein.
 
Nachdem Coco Chanel gestorben war, übernahmen die Söhne von Jaques, Alain und Gérard Wertheimer, die Geschäftsführung. Sie waren zunächst sehr marketinggeleitet und setzten alles daran, die Kosmetik und Parfumsparte zum alleinigen Zugpferd auszubauen.
Ende der Siebziger Jahre merkten sie, dass dieses nicht funktionierte und beschlossen, zunächst mit zaghaften Prêt-à-Porter-Versuchen das Image des Hauses aufzupolieren.
1983 engagierten sie Karl Lagerfeld, der zunächst die Haute Couture wieder aufleben lassen sollte. Für das Prêt-à-Porter und die Accessoires gab es ein eigenes Team. Die Wertheimers hätten beinahe den größten Fehler ihres Lebens gemacht, als es 1985 zu einem Eklat kam und sie die Accessoires von der damaligen Designerin Frances Paticky Stein einfach auf Lagerfelds Schau mitlaufen ließen – ohne Absprache.
 
Danach wurde Karl Lagerfeld zum Allrounddesigner und Verantwortlichen von Chanel und der Aufstieg in unendliche Dimensionen begann. Die Wertheimers arbeiten solide und kontinuierlich, ohne ihr Markenportfolio nennenswert zu verstärken – bis auf „Eres“, der Firma, die Badeanzüge und erlesene Unterwäsche produziert, haben sie kaum nennenswerte Firmen dazu gekauft. 2002 wurden die Lieferanten von Chanel – Lemarie, Goosens, Michel, Massaro und Desrues – dem Haus als selbständig agierende Firmen angeschlossen.
 
Die höheren Manager, die bei Chanel von den Wertheimers in der Geschäftsführung eingesetzt sind, arbeiten seit Jahren für das Unternehmen. Beispielsweise Francoise Montenay als Direktorin oder Bruno Pavlovsky, der der Modeabteilung vorsteht. Alles ist solide und auf äußerste Langfristigkeit aufgebaut und auf Diskretion sowohl was das Geschäft betrifft, als auch die Privatspäre der beiden Brüder und Ihrer Familien.
 
Immer wieder wird in vermeintlichen Enthüllungsbüchern auf die Zeit Coco Chanels während des zweiten Weltkrieges hingewiesen und vermeintliche Sensationen ausgegraben. Eines ist klar – die Wertheimers haben sich schon seit Jahrzehnten mit Chanel ausgesöhnt und jede Generation hat Madmoiselle die Stange gehalten. Es konnte nichts zwischen Ihnen stehen und so ist es auch bei Karl Lagerfeld. Immerhin führen sie das erfolgreichste Modeunternehmen der Welt und das seit fast Hundert Jahren, ohne dass irgend etwas auch noch so vermeintlich Skandalöses ihnen etwas anhaben konnte. Vielleicht ist ihre Diskretion das Geheimnis ihres Erfolges, vielleicht aber auch das Vertrauen in ihre Mitarbeiter und das Verzeihen können von Irrungen, die auch Genies wie Coco Chanel in Ihrem Leben gehabt haben – auf jeden Fall sind sie mit die besten Unternehmer der Welt.

Interieur

Ein Glas begleitet den Kaiser – Coke Light im Lalique Glas

Es gibt etwas, was Karl Lagerfeld ständig begleitet und meistens rechts neben ihm steht – egal wo er sich aufhält. Nun werden viele denken, dass es sich hierbei um das schwarze Baumwollkissen handelt, das ihm als Kind seine Kinderfrau genäht hat.
Ich rede heute von dem Lalique-Klassiker „Langeais“. Ein simples Kristallglas, das wie ein Weinglas aussieht und einen dicken mattierten Knoten unter dem Kelch hat. Die Gläser sind ein Klassiker des Jugendstilkünstlers und der Kristall-Legende René Lalique, dessen Vasen und Objekte berühmt sind und viele Haushalte zieren.

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Karl Lagerfeld

Wie Karl Lagerfeld zu Chanel kam – Haute Couture Spring/Summer 1983

Im Herbst 1982 war – heute unvorstellbar – bei Chanel das Geld knapp. Im Jahre 1971, also kurz nach dem Tod der Gründerin Coco Chanel, hatte die letzte Modenschau noch tausende Zuschauer angelockt und der frz. Staatspräsident und Madame Pompidou das Defilee posthum für Coco beendet.
Die Assistenten von Chanel, Philippe Cazaubon und Yvonne Dudel, entwarfen in den folgenden Jahren ganz im Sinne von Chanel Haute-Couture-Kollektionen. Doch das Klientel wurde immer älter und das Haus geriet langsam in Vergessenheit, während alle anderen Modeschöpfer Prêt-à-Porter-Kollektionen entwarfen, initiiert durch YSL’s Rive-Gauche-Gedanken im Jahr 1966. Vor allem beherrschten Labels die Szene, die nur fertige Boutiquen-Mode machten wie Chloé, Rykiel, Beretta und Co..

Zeitgleich lancierte Karl Lagerfeld sein Chloé-Parfum und die Chloé-Kollektionen – mit Erfolg: alleine das Parfum machte umgerechnet über 50 Millionen Euro Umsatz im ersten Jahr. Zaghafte Versuche, eine kleine Boutiquen-Kollektion für Chanel zu starten, begannen die Gebrüder Alain und Pierre Wertheimer, die 1974 von ihrem Vater das Haus Chanel übernahmen, 1978 mit dem Designer Philippe Guibourge. Ehrlich gesagt war, bis auf das Stammhaus in der Rue Cambon von Chanels Weltflair, außer dem berühmten Parfum No. 5, nicht mehr viel übrig.

Sicherlich ist es ein bisschen so wie bei der Queen von England: Für die meisten geneigten Horstson-Leser steht Karl Lagerfeld einfach für Chanel, allein weil er schon immer da ist und man sich die Marke schwer ohne den Designer vorstellen kann. Aber da ich der älteste Horstson-Schreiber bin, kann ich mich noch an meinen ersten Besuch in der Rue Cambon erinnern – vor Karl Lagerfeld und mit dem heute weltumspannenden Imperium, das über die größte Kapitaldecke aller Modehäuser verfügt.

Die Wertheimers überlegten sich damals, wenn die Chanel-Parfums und die Kosmetik sich auch in der Zukunft am Markt behaupten sollten – und das war bitter nötig, weil sie die Haupteinnahmen des Hauses darstellten – musste etwas unternommen werden.
Man überlegte sich, was zu tun sei. Einflussreich in der Führungsebene bei Chanel war damals Guy Douvier.
Douvier hatte schon 1955 Coco Chanel beraten und, wie das Leben so spielt, 1969 die Kollektion von Karl Lagerfeld Tiziano-Rome übernommen, eine Firma, die zu den Favoriten von Elisabeth Taylor gehörte. Tiziano entwarf Prêt-à-Porter, war besonders erfolgreich in Amerika und Lagerfeld hatte 1969 Guy Douvier empfohlen, weil er durch die Arbeit für Fendi und Chloé keine Kapazität hatte. Das hatte Guy nie vergessen.
 
Also brachte Guy Douvier bei den Wertheimers Lagefeld ins Spiel. Diese waren zunächst ablehnend, weil der Designer damals schon eher berühmt für luxuriöses Prêt-à-Porter und „jüngere Mode“ bekannt war, als für das damals aussterbende und verstaubte Haute-Couture-Gewerbe.
Trotzdem wurde er engagiert, was zu einem Tumult führte, weil, wie es damals in der VOGUE hieß, „… kann man so etwas einem Konfektionsdesigner anvertrauen ..?“
Laut Lagerfeld besteht der Vertrag mit Chanel nur aus einer Seite und er hat sich verbürgen lassen, dass er machen kann was er will. Es war die schlauste Entscheidung, die die Wertheimers je getroffen haben – das wissen wir ja heute.

Am 05. Februar 1983, die „5“ wegen des Parfums, präsentierte Lagerfeld seine Frühjahr/Sommer-Haute-Couture-Kollektion für Chanel in der Rue Cambon. Lagerfelds Freund, Jaques de Bascher, Antonio Lopez, Anna Piaggi – alle waren da und die Kollektion wurde mit großer Spannung erwartet. Ein junges Mädchen, was überhaupt nicht dem Typ des landläufigen Models vom Anfang der 80er-Jahre entsprach, lief in der Show mit: Ines de la Fressange. Sie faszinierte sofort. Die Kollektion griff alle Erfolge von Chanel auf – das Kostüm, die Spitzenkleider und die unzähligen englischen Tweeds garniert mit Kaskaden von Modeschmuck. Lagerfeld hatte seine Prüfung bestanden.
 
Über die nächsten zwei Jahre und in den Prêt-à-Porter-Kollektionen wurde Karl wesentlich mutiger und persiflierte die Wurzeln des Hauses immer mehr. Chanel wurde langsam aber sicher wieder das einflussreichste Modehaus der Welt und erlebte einen ungeheuren Boom. Heute munkelt man von 10 Milliarden Umsatz im Jahr, die Firma ist immer noch in Privathand und eine der bekanntesten Marken der Welt. Die Geschichte des Markenrevivals diente Gucci als Vorbild mit Tom Ford und die Geschäftspolitik von Chanel ist das Vorbild unzähliger unternehmen. Es ist die Erfolgsgeschichte der Mode schlechthin.
Lagerfeld ist jetzt 77 und wenn er so lange wie Mademoiselle arbeitet – sie starb mit 87 Jahren über ihrer letzten Kollektion – haben wir noch viele Überraschungen zu erwarten.

Vive Karl – er chanelisierte die Welt mehr, als Chanel es je getan hat!