„Der Mann in Dior will in seinen Outfits auch wirklich gut aussehen!“, beschreibt es wohl besten, wenn man die Kollektionen von Kim Jones für Dior in nur einem Satz zusammenfassen will. Kein Klimbim, keine um Aufmerksamkeit heischende Designs, selbst die Inszenierungen sind zwar groß, aber eben nicht zu groß, dass man Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren. Und so verwandelte sich Anfang des Jahres die legendäre Pariser Brücke Pont Alexandre III zur Bühne und wurde zur symbolischen Verbindung von der Vergangenheit des Hauses mit der Gegenwart und der Zukunft. Ein Bild, das eine romantische Träumerei heraufbeschwört, auf dem Silhouetten gezeichnet werden, die das Formelle mit dem Informellen, Schneiderei mit Sportbekleidung und Stil mit Funktionalität verbinden.
Kampagne
Bild: Mert & Marcus
Die „Exquisite“-Kampagne von Gucci versteht sich als eine Hommage von Alessandro Michele an das Kino und an einen seiner brillantesten Meister, Stanley Kubrick: „Das Kino hat mich schon immer fasziniert. Wegen seiner Kraft, Geschichten zu erzählen, die das menschliche Abenteuer und sein Abdriften ausloten können“, wie der Designer erklärt. „Wegen seiner visionären Kraft, im Realen zu wühlen und es schwindelerregend phantasievoll und fragwürdig zu machen. Ein solch vorsichtiger Blick auf das Menschliche ist mir schließlich sehr nahe.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass Kleidung losgelöst von der Geschichte und dem Leben der Person ist, die sie trägt, wie im Pressetext mitgeteilt wird. Michele habe immer Kubricks Fähigkeit bewundert, sich mit sehr unterschiedlichen Themen auseinanderzusetzen und so zitiert die „Exquisite“-Kampagne einzelne Sequenzen von Filmen wie „2001: Odyssee im Weltraum“, „Uhrwerk Orange“, „Barry Lyndon“, „Eyes Wide Shut“ und „The Shining“.
Bild: Premiata)
Sandalen und Sneaker liegen manchmal dicht beieinander – nicht nur im Schuhschrank, sondern auch als Horstson-Schedule: Gestern luftige Schlappen, heute luxuriöse Turnschuhe.
Die italienische Brand Premiata bekennt sich für die Kampagne zur Frühling-Sommer-Saison zur Farbe – und das nicht einfach so, sondern im Rahmen eines eigenen Manifests, also einer öffentlichen Erklärung von Zielen und Absichten, oftmals politischer Natur.
Jeff Goldblum; Bild: David Sims
Geschichten sind für Hollywood von zentraler Bedeutung: die Macht einer Erzählung, eines Drehbuchs, um ein Publikum zu führen, einer Geschichte Leben einzuhauchen oder Fiktion in eine greifbare Realität zu verwandeln. Schauspieler sind also Geschichtenerzähler – durch ihren Körper und ihre Handlungen erwecken sie diese Worte zum Leben, indem sie ihr eigenes Ich in den Dienst einer angenommenen Persona stellen, wobei ihre eigenen Erfahrungen ein Vokabular liefern, um eine andere Geschichte zu erzählen.
Kurznachrichten aus der Mode: Balenciaga kooperiert mit Adidas, Saboteur eröffnet Stores in Wien und Hamburg, G-Star Raw denkt um und Mr. Porter macht Bestandsaufnahme
Posted on 24. Mai 2022Saboteur Concept Store Wien; Bild: © Monica Gasbichler
Nachrichten, die es bisher nicht auf Horstson geschafft haben, die aber unbedingt erwähnt werden müssen: Das französische Luxuslabel Balenciaga kooperiert mit Adidas, das Schmucklabel Saboteur eröffnet in Wien seinen ersten Store, das Denimlabel G-Star Raw bietet kostenlose Reparaturen an und Mr. Porter macht eine kleine Bestandsaufnahme …
Langston Uibel für G-Star Raw; Bild: G-Star
Kurz notiert: Langston Uibel ist das Gesicht der neuen G-Star-Raw-Kampagne. Der in Berlin lebende Schauspieler dürften den meisten Horstson-Lesern durch die Netflix-Serien „Unorthodox“ und insbesondere „How To Sell Drugs Online (Fast)“ kennen. Nachdem Uibel in den letzten Jahren für den Young Icon Award nominiert wurde, ist er auf dem besten Weg, zu einer festen Größe der internationalen Filmszene zu werden. Ein Engagement als Model gehört zwar nicht zwangsläufig dazu, kann aber auch nicht schaden: Prominentes Beispiel ist aktuell Macaulay Culkin, der für die „Love Parade“-Schau von Gucci gelaufen ist. Bei den deutschen Schauspielern wird es hingegen etwas knapp, zumindest dann, wenn man von Diane Kruger für Chanel und Günter Pfitzmann für „Edle Tropfen“ absieht.
Ob Massimo Osti in seinen kühnsten Träumen dran gedacht hat, welchen modischen Einfluss seine Marke einmal haben wird, als er 1971 „Chester Perry“ gegründet hat? Vermutlich nicht, denn die Anfänge waren nicht sonderlich spektakulär.
Der italienische Grafikdesigner veredelte Anfang der 1970er-Jahren T-Shirts per Siebdruck. Das kam an, insbesondere Surfer griffen bei den Shirts zu, doch die Marke blieb eher bei Insidern bekannt. Im Jahr 1978 änderte Osti den Namen dann in C.P. Company (also die Anfangsbuchstaben von „Chester Perry“) um – reifer sollte es klingen, ob es aber erfolgreich sein würde, stand in den Sternen. Doch Osti lag richtig: Im Nachgang betrachtet war dieser trockenere Name der Start einer der einflussreichsten Kreativitätsschübe in der Geschichte der Sportbekleidung. Der Gründer machte sich als „Pate der urbanen Sportbekleidung“ einen Namen und sorgte ab den 1980er-Jahren mit der damals neu aufkommenden Sportswear und Popper-Mode für Furore.
(Miley Cyrus; Foto: Mert Alas und Marcus Piggott)
Wo wir doch gerade über Miley Cyrus geplaudert haben … Die Musikerin wurde von Gucci für die neue Love-Parade-Kampagne verpflichtet. Neben Cyrus findet sich mit der US-amerikanischen Schauspielerin Beanie Feldstein, dem chinesischen Schauspieler Deng Lun, dem Schauspieler und Musiker Jared Leto, Jungjae Lee, dem südkoreanischen Schauspieler Liu Wen und dem Rapper Snoop Dogg noch eine illustre Schar an Teilzeit-Models an üppig gedeckten Tischen und gut gefülltem Dancefloor.
(Gucci Aria, Foto: Mert Alas und Marcus Piggott)
Übe die Gucci Aria Kollektion haben wir an anderer Stelle schon gesprochen, nun folgt die Kampagne bzw. der dazugehörige Clip. Beides ist nicht minder vielschichtig und kontrovers wie die Kleidung, immerhin sollen sie den Schwung des Eros als kreative Kraft hinter der zeitgenössischen Bildsprache einfangen. Um dieses hehre Ziel zu erreichen, wurden die Fotografen Mert Alas und Marcus Piggott ausgewählt, die Bilder unter der kreativen Leitung von Alessandro Michele aufzunehmen.
Neben den von Alessandro Michele persönlich ausgewählten Models lud der Kreativdirektor auch die italienische Band Måneskin und Kristen McMenamy ein, an der Kampagne mitzuwirken. Die Musik des Clips kommt von Madonna: „I Want You“. Folgerichtig spielt auch die Kampagne in einem Hotel, wie es schon bei Madonnas Musikvideos war. Auch ist das Hotel eine Referenz an Firmengründer Guccio Gucci, der in seiner Jugend im Savoy als Liftboy arbeitete und sich dort schon früh von den Gästen inspirieren ließ, die er dort beobachtete.
(A$AP Nast; Foto: © MCM)
Mitte der 2000er-Jahre wurde die Marke MCM von Sung-Joo Kim aus dem Dornröschenschlaf geküsst. Der Koreanerin gelang es, Michael Michalsky als Designer zu verpflichten. Das ist alles lange her, doch langweilig war es bei dem Label nie. Dirk Schönberger, der legendäre Ex-Kreativdirektor von Adidas, der seit einigen Jahren als Global Creative Officer bei dem Münchner Luxuslabel tätig ist, sorgt dafür, dass das auch so bleibt.