Herbert Grönemeyer hat sicht- und hörbar gute Laune als er nach dem kompletten Pre-listening seines neuen Albums „Dauernd Jetzt“ das Berliner Restaurant Grill Royal betritt und sich zuerst den Fragen seines österreichischen Interviewpartners stellt. Allerlei Anekdoten hat Herr Grönemeyer hier bereit. Zum Beispiel zu seiner Tendenz Vieles bis zum Schluss zu verändern oder anzupassen. „Mein Layouter (fürs Cover) sagte mal: „Herbert kommt zu mir und sagt zum Beispiel das Album heißt April. Dann weiß ich, dass es auf jeden Fall nicht April heißen wird, aber ich dabei bin.“ Aber auch Infos über den Ablauf seines Songschreibens („ … Ich sitze vorm Klavier und klimper so vor mich hin …“) machen den Herbert a.k.a. den erfolgreichsten deutschen Musiker an diesem Abend fast zum imaginären Tischnachbarn. Außerdem plaudert er über seine vermeidliche, ihm laut eigener Aussage nicht ganz klaren, Rolle des „Frauenverstehers“ und geht im Anschluss an die allgemeine Fragerunde durch die Besucher und lässt vereinzelt Fotos mit sich machen …
Grönemeyers Auftritt entschädigt dafür, dass das Prelistening leider unter all dem geselligen Beisammensein zuvor etwas unterging. Dafür wurden aber am Ende des Abends glücklicherweise Exemplare von „Dauernd Jetzt“ herausgegeben. So hatte man die Möglichkeit sich im Anschluss noch einmal in Ruhe in das „Dauernd Jetzt“ Grönemeyers reinzuversetzen. Mit Songs wie seiner ersten Single „Morgen“ (Gitarre von Travis Sänger Fran Healy) oder auch „Fang mich an“ („… Du holst den Wind zum Trocknen rein …“) zeigt er einmal mehr seine fast kitschige aber nie lächerliche Art und Weise Liebe zu umschreiben (vielleicht doch Frauenversteher?). Themen wie Social Media, Datenspeicherung („Uniform“) oder auch Nichtstun („Wunderbare Leere“) finden sich ebenfalls auf „Dauernd Jetzt“. Zum Thema Musikstreaming hat Grönemeyer zwar keinen Song geschrieben aber auch eine eindeutige Meinung. „ … Man kann ja auch nicht einen Tisch bei einem Tischler mitnehmen und sagen: Gefällt mir, den stelle ich mir hin“. Und zum „Streit“ mit Bono zu eben diesem Thema (anlässlich des Gratisalbums „Songs of Innocence“) stellt er klar: „Ich mag Bono und wir verstehen uns gut. Trotzdem kann man in einiger Hinsicht unterschiedlicher Meinung sein.“ Und dann merkt sein österreichischer Interviewpartner noch an, dass er es hinbekommen habe einen Song über Deutschland zu schreiben, was in der heutigen Zeit ja sehr schwierig sei.
„Es ist allerhand hier zu sein so ein schönes Land, ganz allgemein. Die wahre Tücke steckt im Detail verlieren uns schnell im Einerlei. Wir sind nicht verdammt hier zu sein. Dies ist unser Land deins und meins. Es ist ein vielschichtiges Revier, wir mögen es wie andere ihrs.“
Gar nicht so schwierig oder? Achja und dann ist da noch der „HoopieShnoopie“ – Remix von „Fang mich an“ bei dem man kurz daran zweifelt Grönemeyer zu hören, während man mit dem Kaltgetränk in der Hand zum Beat wippt. Und falls ihr euch nun auch noch fragt warum er nicht beim deutschen „Band Aid“ mitmacht hat er auch darauf eine Antwort. „Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Zeit … Ich finde, man muss nicht bei allem mitmachen“. Recht so Herbert und vielen Dank!