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Gesellschaft

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Filmtipp: „Seht mich verschwinden“ – Die Geschichte von Isabelle Caro

Erst letzte Woche wurde ein Kampagnenmotiv des Labels Saint Laurent Paris von der britischen Behörde zur Überwachung der Werbung, der Advertising Standards Authority, verboten. Das Model, die 18-jährige Kiki Willems, sei zu dünn und eine weitere Veröffentlichung unverantwortlich, hieß es in der Begründung.
Isabelle Caro ließ sich im Jahre 2007 auch ablichten. Die Bilder der „No-Anorexia“-Kampagne des italienischen Modelabels „Nolita“, geschossen von Starfotograf Oliviero Toscana, gingen um die Welt: Isabelle Caro war auf ihnen nackt und wog nur 32 Kilo.

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Gesellschaft Pride Sneakers

Was diese Sneaker von adidas mit einem Schrebergarten zu tun haben …

Es gibt viel zu tun: SPD und Union hatten 2013 im Koalitionsvertrag vereinbart, „dass bestehende Diskriminierungen von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität in allen gesellschaftlichen Bereichen beendet werden.“ Ein erster (und vermutlich auch letzter) Schritt wurde letzte Woche getan: Das Bundeskabinett hat auf Grundlage eines Gesetzentwurfs, den Heiko Maas, Bundesminister der Justiz, eingereicht hat, beschlossen, dass die Regelung, dass Verträge zur Nutzung von Schrebergärten nach dem Tod eines Ehegatten weitergelten, auf homosexuelle Partnerschaften übertragen wird. Super! Die geschätzt 78 Menschen, die einer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft angehören und gleichzeitig einen Schrebergarten ihr Eigen nennen, werden sich gefreut haben. Warum nicht auch die restlichen 127 Regelungen in 54 Gesetzen, in denen gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften gegenüber der Ehe diskriminiert werden, zugunsten der Homosexuellen geändert wurde (insgesamt gab es in 23 verschiedenen Gesetzen und Verordnungen Änderungen), lässt sich vermutlich mit dem selben Bauchgefühl beschreiben, welches Angela Merkel schon bei der Diskussion um das Adoptionsrecht für Homosexuelle hatte:

Bundeskanzlerin Merkel möchte also ihre „Unsicherheit zum Ausdruck bringen, ohne jemanden zu diskriminieren“. Dabei hat sie sicher nur vergessen, dass Kinder, die bei Homosexuellen leben – wenn überhaupt – lediglich unter der Homophobie anderer Menschen leiden, aber mit Sicherheit nicht daran, dass ihre Eltern zufällig dem gleichen Geschlecht angehören.
Einen ähnlichen Eiertanz führte der Regierungssprecher Steffen Seibert auf, als Tilo Jung von „Jung & Naiv“ bei der Bundespressekonferenz nachfragte, ob Seibert den Widerspruch aufklären kann, gleichzeitig in allen Lebensbereichen die Diskriminierung von Homosexuellen aufheben zu wollen, die vollständige Gleichstellung aber kein Projekt der Bundesregierung sei:

„Tradition, Religion und Kultur“ – ahhh, weil es schon immer so war, wird es also auch immer so bleiben?
Einen Ansatz, den Erika Steinbach, seit 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages und Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zu teilen scheint: Auf Twitter wird sie zwar nicht müde zu betonen, dass sie gegen die „Ehe für alle“ sei, aber partout keine annehmbare Begründung dafür liefert. Gleichzeitig beruft sie sich darauf, dass ihre Meinung verdammt noch mal jeder zu respektieren hat:

Steinbach, selbst kinderlos, wird sicher nicht bedacht haben, dass in der Diskussion um die Öffnung der Ehe nicht um eine simple Meinung geht, die ihr auch keiner abspricht. Vielmehr geht es um Diskriminierungen von homosexuellen Menschen.
Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was gegen die „Ehe für alle“ spricht – selbst im Grundgesetz steht, dass Ehe und Familie unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung stehen. Dass „Ehe und Familie“ nur „Mann und Frau“ meint, steht da hingegen nicht.
Frau Steinbach macht sich derweil schon Sorgen, was nach der „Ehe für alle“ kommen kann und führt die Diskussion ad absurdum:

Und was haben nun die obigen Schuhe von adidas mit diesem Thema zu tun? Adidas hat anlässlich der diesjährigen Pride-Saison Specialeditions des Superstars, der Adilette und des Stan Smith herausgebracht, bei denen die Farben des Regenbogens zitiert werden. Mit Sicherheit wird dadurch nicht die Diskriminierung von Menschen, die zufällig gerade nicht heterosexuell sind, gestoppt. Es ist aber eine schöne Form, seine Solidarität auszudrücken …

Ich bin auf Eure Meinung zum Sneaker und zur „Ehe für alle“ gespannt.

Allgemein

„Vangardist“-Magazin: Dieses Magazin wurde mit dem Blut von HIV-positiven Menschen gedruckt.

Stimmt sogar: Tatsächlich wurde der Tinte, mit der ein Teil der Auflage des „Vangardist“-Magazins gedruckt wurde, das Blut von drei HIV-positiven Spendern beigemischt: Eine Frau und Mutter, ein homosexueller und ein heterosexueller Mann gaben einige Tropfen ihres Blutes für den Kampf gegen Isolation von HIV-positiven Menschen und für einer höhere Auflage des Männermagazins. Doch bevor nun jemand Angst – wovor auch immer – bekommt: „Das Magazin wurde unter strengster Kontrolle und mit Prozessen, die nach Richtlinien von Harvard und der Universität Innsbruck entwickelt wurden, gedruckt. Bei der Benutzung der physischen Ausgabe des Magazins gibt es kein Risiko auf eine Infektion, es ist 100% sicher“, wird in der Pressemitteilung des Vermarktungspartners Saatchi & Saatchi erklärt. Dass sich überhaupt wer dazu hingerissen fühlt, zu erklären, dass das Magazin nicht „ansteckend“ ist, deutet schon darauf hin, dass weiterhin Aufklärung im Umgang mit HIV nötig ist … Nur muss das so reißerisch sein?

Das „Vangardist“-Magazin sieht sich zu einem fast schon pädagogischen Auftrag berufen: Jeder, der eine der auf 3.000 Stück limitierten Ausgaben kauft, wird, zumindest lt. „Vangardist“-Magazin, spätestens beim Öffnen der Spezialverpackung unweigerlich mit seinen eigenen Vorurteilen und Ängsten konfrontiert: „Werden diese Ängste einmal überwunden, wird der nächste Kontakt mit einer HIV-positiven Person sehr natürlich ablaufen.“

Das „Vangardist“-Magazin möchte mit der Ausgabe die internationale Aufmerksamkeit rund um den diesjährigen Life Balls nutzen und den Kampf gegen das Stigma von HIV-positiven Personen aufnehmen.
Den Kampf um die Aufmerksamkeit dürfte das „Vangardist“-Magazin zumindest gewonnen haben.

Ich bin auf Eure Meinung zum Thema gespannt!

Allgemein

Who made my clothes? Heute ist Fashion Revolution Day!

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Bild: Fashion Revolution

Ich bin etwas spät dran mit einem Post zum Fashion Revolution Day. Das Gute daran ist, dass wir den Tag jetzt wenigstens Revue passieren lassen können. Also frage ich doch mal in die Runde, wer von Euch heute seine Kleidung „auf links“ getragen und so das Label „Made in…“ gezeigt hat?! Ich habe ehrlich gesagt niemanden gesehen. Wenn mir dann doch jemand begegnet wäre, hätte ich eher an Gianfranco Ferré, Jean Paul Gaultier oder an Martin Margiela als an den Fashion Revolution Day gedacht. Der Grund dafür, dass der Schnitzel- und Blowjob-Tag (14. März) vermutlich mehr Anhänger findet, liegt vermutlich daran, dass der Anlass einerseits ein sehr trauriger ist und andererseits beim Fashion Revolution Day an die Eigenverantwortlichkeit eines jeden appelliert wird:

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News

Adieu Magermodels!

Olivier Véran; Bild: Boblem27; CC BY-SA 3.0

Der französische Politiker Olivier Véran brachte es vor drei Wochen ins Gespräch, die Nationalversammlung zog nun nach: In Paris stimmte heute die französische Nationalversammlung für ein Gesetz, das „Magermodels“, also stark unterernährten Frauen, die Arbeit als Model untersagt. Unklar ist, ab wann ein Model dem Gesetz nach als „zu dünn“ gilt. Die französische Gesundheitsbehörde muss also noch einen BMI festlegen, bevor final über das Gesetz abgestimmt werden kann. Bei Zuwiderhandlungen würden dann Strafen von sechs Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 75.000 € drohen. Véran hatte einen Body-Mass-Index von „18“ angeregt, mit dem man lt. BMI-Gewichtsklassifikation der WHO immer noch ein leichtes Untergewicht hat.

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News

Nur noch Haut und Knochen: Frankreich plant Gesetz gegen „Magermodels“

Olivier Véran; Bild: Boblem27; CC BY-SA 3.0

Spätestens, seitdem Heidi Klum den Großteil von Germany’s Next Topmodel den Großteil der Sendezeit damit verbringt, entweder zu essen oder zumindest über Essen zu reden, wissen wir: Bei einer Castingshow haben es „Magermodels“ schwer. Nur hat die Pro7-Show eben nicht wirklich viel mit der Lebensrealität eines „echten“ Models zu tun. Schaut man sich aber während der Pariser Fashionweek – also an einem Ort, den GNTM-Teilnehmer mangels Buchung meiden, wie der Teufel das Weihwasser – um, fällt auf, dass einige der „Mädchen“, um im Heidi-Slang zu bleiben, augenscheinlich zu dünn sind und ihre bleistiftdünnen Beinchen von Hosen umspielt werden, die eigentlich eng anliegen sollten.

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Allgemein Music

Kurioses zu Ostern x Wenn die Sprache eiert

Concertgoers

Es klingt, als hätte die neunte Klasse noch immer nicht verstanden, dass man englische Vokabeln einfach vom deutschen ableiten kann. Optisch ist es eine Herausforderung zum Aussprechen und man fragt sich: Warum ist so ein Wort entstanden und wer war dieser betrunkene Engländer (Amerikaner)? Da man sich Etymologische Abhandlungen aber auf dieser Plattform eh nicht bis ganz unten durchliest, hier nun die ungeschönte Wahrheit: „Concertgoers“.
Es schmerzt. Es tut weh. Der geneigte englische Besucher einer sehr großen Stätte für orchestral-musikalische Darbietungen in der ich dieses Wort fand, mag sich nicht weiter über dieses Wort in der Anrede zum Saisonprogramm wundern. Begrüßungen werden nämlich in Jahresprogrammen eh gern übersprungen. Guten Tag liebe … wir freuen uns … es ist uns eine besondere Ehre … daher erhöhen sich die monatlichen Beiträge um … usw. . Wenn man aber zwischen Rachmaninov und Korsakov eine Minute Hustenpause hat und durch das Programm blättert, fängt man eben beim Vorwort an und kann sich in diesem Fall gar nicht mehr richtig auf „Schéhérazade“ konzentrieren.
Ob sie wohl auch ein Concertgoer war?

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