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Gesellschaft

Gesellschaft

Wo kann man Drogen kaufen?

(Courtesy of Isaiah Lopaz)

Wie gerne würde ich sagen, dass ich keine Vorurteile habe, doch das wäre gelogen. Ich habe sie; wenn auch nicht bewusst, doch sie sind da, obwohl sie eigentlich gar nicht da sein dürften. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass mir ein Vorurteil durchs Gehirn schießt, und würde am liebsten sofort im Erdboden versinken. Doch so einfach geht das natürlich nicht. Also bleibt dann nur, sich zu hinterfragen, zu reflektieren und zu versuchen, dem Vorurteil auf den Grund zu gehen und sie über Bord zu werfen. Das klappt mal mehr, mal weniger und macht vielleicht auch den Menschen aus. Das ist vielleicht lustig, zumindest wenn es um Kleinigkeiten geht. Vielleicht arbeiten sämtliche Anzugträger gar nicht von Nine-to-Five in langweiligen Büros? Ab einem gewissen Grad ist es aber nicht nur strunzdoof, sondern brandgefährlich, sich in diesem gleichermaßen schwierigen und schmierigen Gefühl der Vorurteile zu laben. Ihr wisst, was ich meine.

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Coffeetable Books

Buchtipp: National Geographic, USA

(Jodi Cobb, 1978; Copyright: National Geographic Creative)

Ich habe es gut: Mein Facebook-Freundeskreis besteht fast ausschließlich aus Politikern. So zumindest fühlten sich die letzten Monate an, als sich auch diejenigen zu Wort meldeten, die mir bisher nicht unbedingt durch – vorsichtig ausgedrückt – eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft aufgefallen sind und fortan beschlossen, Donald Trump „einfach doof“ zu finden. Dieses Doof wurde mal mehr, mal weniger mit Inhalt gefüllt, im Ergebnis war es dann aber auch nur Populismus, also nicht weit weg von dem, was man Trump doch eigentlich nachsagen möchte.

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Gesellschaft

Ein (Fashion)Nachmittag in Paris

(Zeichnung: Patrick Vollrath)

Als wir 2002 nach Paris gezogen sind, um dort unser Designbüro zu etablieren, waren wir recht arm. Wir hatten kaum mehr, als unsere Jeans am Leib, den Hund unter dem Arm und ein Mini-Appartement mit knapp 38 qm, das unsere Wohnung und unser Büro war (und noch immer ist).
2002 war eine Zeit des Umbruchs. Alles war neu und alles war aufregend. In Paris lernte man schnell neue Leute kennen und es war immer etwas los. Man vergass rasch, dass man eigentlich kein Geld hatte und im Grunde genommen brauchte man für die wirklichen tollen Dinge eigentlich auch wenig. Meist genügte eine Busfahrkarte nach Saint-Germain in die Grande Épicerie du Bon Marché um vorzüglich zu essen. In den einzelnen Abteilungen der Épicerie gab es Probierstände und nach der zweiten Runde hatte man die besten Köstlichkeiten der Stadt probiert und war satt. Besonders vor Ostern war es immer eine Freude, denn es wurden einem viele Süßigkeiten, wie z.b. frischgemachte Trüffel zum Probieren angeboten.

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Innovation Meinung

Hautsache Aufmerksamkeit

Bild: (Tina Gorjanc)

Seit einigen Tagen geistern diverse Schlagzeilen rund um ein Thema durch die (Mode-)Presse: „Fashion student turning Alexander McQueen’s skin into leather“, „Fashion That Gets Under the Skin“ oder „A human skin handbag is not fashion“. Ich klicke mich durch die Artikel, sichte Sinn von Unsinn und bleibe bei dem oben genannten Statement vom Guardian hängen: Eine Handtasche aus Menschenhaut sei keine Mode. Meine anfängliche Neugierde weicht einem angewiderten Gefühl, subito schnellt die Ethikschublade in meinem Kopf auf. Worum geht’s überhaupt?

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Gesellschaft

Fashion Revolution Week – 18. bis 24. April 2016

Wasser predigen und Wein trinken – so könnte man die Heuchelei beschreiben, die pünktlich zur Fashion Revolution Week wieder weltweit auf Blogs und Magazinen losgetreten wird. Mit einer Träne im Knopfloch wird darüber berichtet, unter wirklich gar keinen Umständen Kleidung zu kaufen, die nicht mindestens komplett politisch korrekt hergestellt wurde. Ein paar Beiträge später zeigt sich dann die Zwickmühle, in der die Akteure stecken: Der Werbekunde und die immer hungrigen Leser müssen befriedigt werden. Ein neues Tagesoutfit muss her, die Seiten des Magazins müssen gefüllt werden. Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Die einzige logische Konsequenz wäre es aber, keine Trends zu propagieren, sondern seinen eigenen Stil zu kreieren, mit Teilen, die nicht willkürlich konsumiert werden und nach drei Wäschen im Müll landen. Die Qualität eines Shirts im Wert von 20 Euro ist eben nicht immer waschmaschinentauglich …

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Gesellschaft

Ein letztes Salut aus Südfrankreich

Salut, au revoir, salut – Meine Zeit in Frankreich neigt sich dem Ende zu und ich bekomme langsam aber sicher Torschusspanik in Sachen „Ausflugszielerweiterung“. Nachdem ich die letzten Wochen(enden) abwechselnd an der Küste oder in den Bergen zugegen war, möchte ich euch heute ein letztes Mal mit Tipps für das Landesinnere versorgen. Zudem komme ich wegen meiner neuen Selekteur-Errungenschaft (hier und hier gibt’s bereits Artikel über das Store-Konzept aus Düsseldorf) auf das Bomberjackenklischee zu sprechen, dass mich selbst bis in den südlichsten Zipfel des Nachbarlandes verfolgt.

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Gesellschaft News

Armani wird pelzfrei

Marderhund auf einer finnischen Pelzfarm; Bild: © VIER PFOTEN

Man muss schon ein hartgesottenes Gemüt haben, wenn man Pelz kauft und auch noch trägt. Und dennoch: „Pelzbesatz gibt auch Hetero-Männern die Möglichkeit, sich mal wie eine Diva zu fühlen“, wie ein Leser mal sehr treffend formulierte. Ein Großteil der Pelze, die in der Modeindustrie verwertet werden, kommen von Pelzfarmen. Hier werden Tiere in engen Käfigen gehalten und mit grausamen Methoden getötet, die den Pelz nicht beschädigen sollen – wie Vergasung oder Stromschläge. Hinzu kommt, dass bei der Pelzverarbeitung gefährliche Chemikalien zum Einsatz kommen, welche die Umwelt schwer belasten und die Gesundheit der Menschen gefährden können. Vom schlechten Gewissen wegen des Wissens ganz zu schweigen. Nun will ich nicht moralingetränkt große Reden schwingen, denn erstens seid ihr alle alt genug und zweitens sieht es bei den Herstellern der ach so beliebten Billigmode nicht wirklich anders aus – nur das dort eben keine Tiere sondern Menschen ausgebeutet werden …

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Allgemein

Adam und Eva vs. Domenico und Stefano

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Bild: Stefano Gabbana; Instagram

Wie vielfältig der Begriff „Familie“ ausgefüllt werden kann, mussten Domenico Dolce und Stefano Gabbana in den letzten Monaten schmerzvoll erfahren. Seit einigen Jahren zelebriert das Label der beiden Italiener ihre Idealvorstellung der „la famiglia“: Mann, Frau, ein paar Kinder – das war’s auch schon. Kinder aus künstlicher Befruchtung und Leihmutterschaft gehörten bisher nicht zum Familienbild. So sprach sich Domenico Dolce vor einem knappen Jahr in einem Interview mit der italienische Wochenzeitschrift „Panorama“ gegen „synthetische Babys“ und „gemietete Gebärmütter“ aus: „Ich bin schwul, ich kann keine Kinder haben. Ich denke, man kann nicht alles im Leben haben… Das Leben hat einen natürlichen Lauf, es gibt Dinge, die nicht geändert werden. Und eines davon ist die Familie.“ Auch sprachen sich die Designer dagegen aus, dass homosexuelle Menschen Kinder großziehen – „Die einzig wahre Familie ist die traditionelle.“
Diese, nun ja, etwas konservative Sichtweise hat sich nun geändert – vielleicht haben sich Domenico Dolce und Stefano Gabbana tatsächlich reflektiert, oder aber, was ich etwas wahrscheinlicher finde, ihnen haben solche Bilder vor ihren Stores sauer aufgestoßen:

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Allgemein

Hässliche Seite

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CC BY-SA 4.0; Foto: Ggia

Wir tun einfach mal so, als hätten wir das alles nicht geahnt, gewusst oder bereits vorhergesehen: „How Syrian refugees in Turkey are supplying Europe with fast fashion“. Schlagzeilen über Schlagzeilen werden heute durch die Social-Media-Wüste gespült – schon lange keine Erstaufnahmeheldengeschichten oder Aktionsaufrufe zur Unterstützung von Flüchtlingen mehr in Sicht. Sie scheinen sang- und klanglos verschwunden, etwas Neues muss her. Zwischendurch ein Artikel über die kranken Faschisten der Af … ich erspare mir weitere Details oder das Ausschreiben der Partei und kann nur hoffen, dass die „Keine-Kinder-Allenfalls-Frauen-Abknallen“-Parolen auch den dumpfesten (gibt es hierfür einen Superlativ?) Mitläufern die Augen öffnet.

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Allgemein

Hickhack um den Hijab

Die Gesellschaft verändert sich. Einem Bericht der „WELT“ zur Folge sagen Forscher des amerikanischen Pew-Research-Centers voraus, dass es spätestens in 70 Jahren mehr Muslime als Christen geben wird. Doch während es einen demographischen Wandel zu beobachten gibt, zeigt sich die Mode erstaunlich unbeweglich: Schaut man sich aktuell die Kollektionen der Highstreet- und Highendlabels an, werden die Bedürfnisse des Käufers oft ignoriert.
Aus welchen Gründen auch immer lancieren Domenico Dolce und Stefano Gabbana nun eine Kollektion, die sich im ersten Schritt speziell an Kundinnen aus arabischen Ländern richtet und aus diversen Hijabs und Abayas besteht.

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