Wenn man zu den Leuten gehört, die mit Destiny’s Child und eben auch Beyoncé groß geworden sind, war der vergangene Freitag ein Pflichttermin. Da besuchte die Überfrau, Mutter, Betrogene, Sexbombe oder wie man sie auch sonst noch nennt, Deutschland für zwei Konzerte. Warum eines davon (neben Düsseldorf) nun gerade in Frankfurt sein musste, weiß man nicht, aber dennoch war klar: Es würde sich lohnen. Während sich die Konzertbesucheroutfits zwischen latent geschmacklos und completely obsessed bewegten (eine Frau hatte den schwarzen Hut und die Kutte aus „Formation“ an), war die Stimmung bereits vor dem Konzert auf dem Höhepunkt. Das lag auf der einen Seite an einer Gruppe Jugendlicher, die einfach mal drauflos getwerked haben und in den Spagat gegangen sind, als gäbe es kein morgen. Auf der anderen Seite war da der „DJ“ oder wer auch immer die Musikzusammenstellung vor ihrem Auftritt zu verantworten hatte. Da war von Hiphop über Michael Jackson, Justin Bieber bis hin zu den Spice Girls alles dabei, um die Leute hochzutreiben. Somit war das Ausrasten bei den ersten Licht- und Toneffekten vorprogrammiert. Dank des immensen Basses gingen bereits die ersten Beats so dermaßen durch Mark und Bein, dass sich alle von den Sitzplätzen erhoben.
Beyoncé
(Bild: PR)
Seien wir ehrlich: Eine wirkliche Überraschung war das neue Album nicht. Nachdem Beyoncé vergangene Woche bereits einen kurzen Trailer zu Lemonade veröffentlichte und HBO ein Special ankündigte, war klar: Da kommt was. Ob das jetzt ein normales oder nur ein visuelles Album wie auch „Beyoncé“ wird, war dann aber doch noch die Frage. Jetzt wissen wir: Es ist Beides. Ein Album mit zwölf Tracks sowie ein dies mal kompletter Albumfilm, der etwas mehr als eine Stunde geht und auf HBO bereits exklusiv ausgestrahlt wurde. Zudem war es nur eine Frage der Zeit, dass Beyoncé ihre Limonade vorerst nur am Getränkestand ihres Mannes Jay-Z anbietet. Und so kann man das Album vorerst nur bei TIDAL streamen.
Beyoncé hat es mit Überraschungsveröffentlichungen. Ihr letztes Album „Beyoncé“ wurde einfach ohne Ankündigung veröffentlicht. So auch mit ihrem neuen Song „Formation“ geschehen. So ganz zufällig ist das Datum natürlich nicht gewählt, war sie doch Sonntag erst mit Coldplay und Bruno Mars bei der Halbzeitshow des Superbowl zu sehen, aber was solls. Der Song zeigt inhaltlich den Mittelfinger an die noch immer herrschende Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA und ist sicher wirkungsvoller als ein Will Smith mit Ehefrau, die von den Oscars fernbleiben. Dennoch hat sie natürlich auch diesen Anlass genutzt, um ein kleines Gucci- und Givenchy-Lookbook zu verfilmen. Davon kann man jetzt halten was man will, der Song aber ist gut.