Dass Alexandre Mattiussi den Status des Jungdesigners nicht nur aufgrund seines Alters verloren hat und Ami zu einer etablierten Marke für Männer geworden ist, sieht man nicht nur daran, dass der Designer gerade seinen dritten eigenen Laden in Paris eröffnet hat, sondern auch, dass er seine Spring-Summer Kollektion Ende Juni in den ehrwürdigen Tuilerien zeigte. Die Tuilerien befinden sich mitten in der Stadt, die Alexandre am meisten liebt, in der er lebt, arbeitet und von der er sich inspirieren lässt: Paris.
Alexandre Mattiussi hat es geschafft, nachdem er 2013 den renommierten Andam Preis gewonnen hat, einen Onlineshop zu eröffnen, mit namhaften Kooperationen, wie zum Beispiel mit Robinson les Bains oder Saint James, zu glänzen – und das mit einem Konzept, das auf Sympathie und „Freunde machen für Freunde Mode“ aufbaut.
Dabei entspricht Ami mit den Basics, die übrigens alle in Europa hergestellt werden, eher einer guten Casual Marke als einer wirklichen Designer Kollektion. Doch das will Mattiussi auch nicht sein, denn für prätentiöse Runway Looks oder Eintagsfliegen geben seine Freunde sicherlich nicht ihr Geld aus. Sein Rezept, gute Basics, wie Sweatshirts, Pullis, Chinos etc., mit einer Prise Pariser Touch zu versehen, geht auf und seine Sachen zieht man wirklich an. Als zweite Eigenschaft kann man Kleidung von Ami lange tragen und jede Saison mit neuen Bonbons ergänzen. Simpel gesagt guckt er den Pariser Jungs gern zu, was sie tragen und als „casual“ empfinden. Mattiussi nimmt eben diesen Aspekt auf, um ihn weltweit zu verkaufen. Mehr als 150 Läden weltweit, besonders in Asien in den großen Department Stores, mögen nicht mehr auf Mattiussi Sachen verzichten.
Die Show in einem Pavillon, mit kleinen Ständen, die dem „Marché aux fleurs“ nachgebildet sind und einem Remix aus Pariser Filmsequenzen, Malcolm McLarens „Paris Paris“ und romantischer Filmmusik, die dann in die Moderne der Stadt überging – Ami ist mit dem Spirit von Paris stark verbunden und es fühlt sich so an, als würden Mattiussis Freunde über den Laufsteg gehen.
Für den kommenden Sommer setzt Mattiussi auf den Stil der Nineties und hat die Track Suits, die von Berlin und New York aus Anfang der 2000er die Mode prägten, reanimiert. Nach Jogginghosen in Sweatshirtstoff wird’s nun wieder fließend und glänzend. Die Styling Highlights sind definitiv das Tracktop mit Zip, das zur weiten klassischen Anzug Pinstripe-Hose kombiniert wird oder die T-Shirts, die an Soccer Shirts erinnern, die zur Chino getragen werden. Sehr schön sind auch die Trenchcoats und Staubmäntel, die über Pullis und Hosen geworfen werden. Überlange Gürtel, die im Stile der Popper-Bewegung der Achtziger geschlungen sind, gelten als Stylingtipp.
Ami Spring-Summer 2016 liefert Alltagslooks für Männer, die ihren Stil gefunden haben und keine modischen Experimente wollen. Männer jeder Altersgruppe, die einfach normal aber nicht „Mainstream“ rumlaufen wollen und die keine Produkte von den ganz großen Fashion Konzernen möchten. Preislich liegt Alexdrandre Mattiussi in einem Segment, das nicht billig aber auch nicht unbezahlbar ist und ihn trotzdem in Qualität und Image zum Createur gehören lässt.
Nachdem seine Sweatshirts und Premier Baiser-Kollektion in diesem Sommer besonders erfolgreich waren, kommt im September übrigens die Kooperation mit Moncler in die Läden. Sicherlich bedient Mattiussi damit noch mal eine neue Zielgruppe, die mit Glück Ami für sich entdecken wird. Und sicherlich werden wir im nächsten Sommer dann von Paris bis Tokio seine roten Trackpants in den Streetstyles sehen.
Ami ist irgendwie unaufgeregt und gut und, was mir besonders gefällt, Alexandre Mattiussi bleibt sich treu und sucht nicht ständig nach neuen Wegen, mit denen er sich nicht identifizieren könnte.
Wer diesen Sommer in Paris ist, sollte es nicht verpassen der neuen Boutique in der Rue d’Alger, gleich um die Ecke von Colette, oder dem besonders gemütlichen Laden in der Rue de Grenelle in Saint Germain einen Besuch abzustatten …