Bild: Kevin Tachmann, Courtesy of Gucci
In Guccis Flagshipstore in New York kann man es schon sehen: Bis Anfang August werden alle Schaufenster von Gucci zur Bühne für Alessandro Micheles erste Winterkollektion und mit neuen, surrealistischen Dekorationen ausgestattet. Irgendwie war es schon klar, dass der hoffnungslose Romantiker auch für die Kunstrichtung des Surrealismus schwärmt und, da seine Eltern beim Film bzw. Theater arbeiteten, das große Bühnenbild liebt. Dieser Einfluss wird in die jetzige Zeit befördert. Und doch knüpft Michele an die Zeiten an, als man noch regelmäßig Schaufensterbummel gemacht hat und sich an den Schaufensterscheiben die Nasen platt gedrückt hat, weil jedes einzelne Stück voller Liebe präsentiert wurde und Lust drauf machen sollte, in das Geschäft einzutreten.
Bild: Kevin Tachmann, Courtesy of Gucci
Natürlich hat sich auch bei den Schaufensterdekorationen einiges durch Computertechnik geändert. Früher wurde noch mit Nylonfäden und Stecknadeln gearbeitet, aber die schönen Dekorationen eines Schaufensters sind immer noch ein Handwerk und viele Dekorateure sind Meister ihres Faches. Besonders in New York, wo die Genies ihrer Zunft, wie zum Beispiel Simon Doonan, die Schaufenster in wahre Märchenbilder des Konsums verwandeln, wird an dieser Tradition festgehalten. Der Trend geht, seitdem PRADA oder auch Selfridges wieder viele Ideen und Konzepte in ihre Displays investieren, in den Weltstädten dahin zurück, sich seinen Schaufenstern wieder intensiver zu widmen. Bei Gucci gibt es, je nach Location, nun eine je nach Standort variierende Variante mit den ersten Stücken, die Alessandro Michele mit großem „Trafalgar“ Ende Februar vorstellte.
Bild: Kevin Tachmann, Courtesy of Gucci
Türkisfarbene und violette LEDs kreieren eine dynamische 3D-Perspektive. Die Schaufensterdesigns sind linear und geometrisch – verstärkt durch ein Eisenblech mit Diamantmuster auf dem Boden. Das Schaufenster erwacht mit einem industriellen, mechanischen und sich drehenden Element zum Leben, auf dem Ready-to-Wear-Stücke zu sehen sind; eine große, verzierte Schlange kriecht über den Boden. Der Effekt ist surreal. Dieser Eindruck wird in den Accessoire-Schaufenstern noch verstärkt, in denen eine gigantische, verzierte Schwalbe oder Biene (Micheles Lieblingssymbol, der als Römer natürlich die urbinische Biene liebt) über einen Boden aus Blumen fliegt und dabei eine Gucci Dionysus Handtasche trägt. In einigen Stores umfasst das Display darüber hinaus rotierende Plattformen mit Schuhen sowie statische Plattformen mit eleganten Holzmodellen von Händen, die Schmuck tragen.
Bild: Kevin Tachmann, Courtesy of Gucci
Das Comeback des aufwendigen und opulenten Schaufensterdesigns kann man auch als Reaktion auf Onlineshops sehen, die meistens nicht zum Träumen einladen, sondern eher bedarfsorientiert aufgemacht sind. Da der Kunde aber gerne selbst Dinge entdeckt und auch in die Hand nehmen möchte und zu guter Letzt auch die Designer in Zeiten zunehmender Konkurrenz auch zu ihren Kunden wieder Kontakt aufnehmen müssen, wird sich dieser Trend sicherlich weiter verstärken.
Bild: Kevin Tachmann, Courtesy of Gucci
Aus eigener Erfahrung kann ich im Falle von Gucci sagen, dass mich schon so manches Mal eine Appetit machende Dekoration zum Kauf verführt hat. Als Tom Ford Ende der Neunziger Jahre seine Escarpins mit Brokatmuster für Gucci auflegte, die Alessandro zur nächsten Cruise aufgegriffen hat, wurde in jedem Schaufenster nur eine große Schlange gezeigt, die eben diese Objekte der Begierde in ihrem Maul trug. Keine weitere kaufbare Ware – nur diese Schuhe. Es hat keine fünf Minuten gedauert, bis ich mit genau diesen Schuhen in der Tasche den Laden wieder verließ.
Bild: Kevin Tachmann, Courtesy of Gucci
Direkte Werbung funktioniert auch heute noch famos. Surreale Premiere für den neuen Stil von Gucci …
Monsieur_Didier
25. Juli 2015 at 13:05…oh, sturzbachartiger Speichelfluss, wenn ich mir die Bilder der Fenstergestaltung anschaue…
wunderbar, wunderbar, wunderbar…
ich bin zutiefst begeistert…!!! <3