Ich war froh, die im Stream versäumte Show, die leider auf keinem meiner Browser ordentlich läuft, bequem samstags auf ARTE in voller Breite nachholen zu können. Und dabei eine ganze Menge Informationen und Impressionen vom Drumherum mitgeliefert bekommen zu haben. Mir hat das Format gefallen, inklusive seriös junger Moderation durch Joachim Joko Winterscheidt.
Den Bericht zur Womens- und Menswear von Michalsky bringe ich getrennt von diesem, weil mir die Eindrücke der StyleNite sonst zu kunterbunt auf die Kollektionen abstrahlen.
Was soll man zur StyleNite sagen: Das ist und bleibt für den Markt Deutschland und den Ort Berlin genau die richtige Präsentationsform. Michael Michalsky hat Marketing und Verkaufsförderung mit der Muttermilch bei adidas aufgesogen und setzt das Gelernte konsequent und zielgerichtet um. Mit einer intimen kleinen Schau in exklusivem Rahmen oder einer sich auf das Allernötigste beschränkenden Schau, kann man in Berlin niemand hinter dem Ofen hervorlocken. Dafür ist der Bedarf an durchschlagender PR und stetigem Werbetrommeln in einem schwierigen Markt einfach zu groß.
Wer sich da nicht laut bemerkbar macht, der blüht eine Zeit im Verborgenen … bis dann irgendwann entweder der internationale Durchbruch kommt oder dem Designer-Kleinunternehmen – wie so oft – die Luft ausgeht.
Für mich ist das heute nicht mehr Großmannsucht, wie sie Michalsky manchmal nachgesagt wurde und vielleicht hinter vorgehaltener Hand noch wird; das ist purer Pragmatismus. Michael Michalsky kennt die Hürden und Stolpersteine des Marktes, den er bedient und weiß, dass er Märkte und Menschen nur bedingt beeinflussen kann.
Also macht er das Beste im Rahmen seiner Möglichkeiten draus. Die StyleNite … bei der diesmal neben den LiveActs Jessica 6, aus New York, Marina and the Diamonds und Frieda Gold, die mit ihrer Musik die StyleNite auflockerten und begleiteten, die Handschuh- und Accessoiremarke Roeckl und das Label C’est Tout ihre Kollektionen präsentierten konnten.
Die kurze Schau der Marke Roeckl wurde von den Disco-Soul Rhythmen des die StyleNite eröffnenden Trios Jessica 6 begleitet. Aus meiner Sicht wäre man damit besser beraten gewesen, den Models Nudefarbene Catsuits wie im Ballett anzuziehen, auf die man die Mode-Details stilisiert hätte aufmalen können. So wären jedenfalls die Handschuhe, Tücher und Mützen, um die es ging, viel besser sichtbar gewesen. Mir war das zu viel des WallaWalla und der vielfarbigen Ethno-Prints und Farben, um meinen Fokus auch nur auf ein Paar neuer Handschuhe legen zu können. Streckenweise kam das Defilée unfreiwillig wie eine fetzige IGEDO Schuhmodenschau rüber, die eigens für die Schau angefertigten Overknee-Stiefelmodelle des Berliner Schuhdesigners Ferdinand Tiffert sprangen jedenfalls neben den Ethno-Prints am meisten ins Auge.
Danach kam C’est Tout und es schlug die große Stunde von Kai Margrander, Gala, und der netten Co-Moderatorin Franziska Knuppe, die darum bemüht waren, einzelne Outfits der Schau fachlich zu erläutern, was nicht immer gelang aber immerhin als nette Geste der Aufmerksamkeit gewertet werden konnte und zumindest mich beim Modelle Gucken nicht störte. Die Mode von Designerin Katja Will, C’est Tout, so hieß es, sei eine Reminiszenz an Paris Texas. Es gab Fransen und Schmuckteile im Indiander-Look, aber wesentlich mehr Glitzer und Pailetten. Zum Teil erinnerten mich Stoffe und Ideen an die Zwanzigerjahre-Kleider bei Gucci. Selbst diese Luxuskleider sind für mich Teile, die an nur sehr wenigen Frauen gut aussehen. Etwas zu viel Blingbling und Art-Deko-Deko. Bei C’est Tout überzeugten sie mich jedenfalls auch eher nur farblich. Es gab auch einfachere Uni-Kleider in Rot oder Schwarz, alles begleitet von halbhohen Stiefelchen mit nicht allzu hohen Pfennigabsätzen und Strass-Applikationen. Geht man als moderne Frau in Berlin wirklich so auf die Straße? Um sich ein letztgültiges Urteil erlauben zu können, müsste man die Kollektion noch mal aus der Nähe sehen. Mir waren die Linien und Silhouetten zu wenig fließend und modern und es gab leider nicht ein einziges Kleid, dass ich gerne besitzen würde.
Aber insgesamt wurde den Besuchern wohl so viel geboten, dass man die StyleNite als Event auch abseits des Michael Michalsky Defilées als unterhaltsam und gelungen bezeichnen kann. Den Promis, die sich nach der Schau küssend auf den Veranstalter stürzten, hatte es jedenfalls rundum gut gefallen und Michaels Kollektion wurde ohnehin hymnisch gelobt.
Ich war noch nie auf einer StyleNite und hatte durch diese Dokumentation auf ARTE endlich einen umfassenden Eindruck von dem so gänzlich anderen Event gewinnen können. Man kann erstaunt darüber sein, wie familiär das Gewusel im Rahmenprogramm, dem Schaulaufen davor und danach wirkte. Bis hin zu der charmanten Szene, in der Michael mit Karolina Kurkova dastand, seine Mutter erblickte und sie mit den Worten oh my mother, come here, it’s Karolina …. für’s Familienfoto mit Topmodel zu sich holte.
Berlin ist eben anders und Michael Michalsky und seine StyleNite sind sowieso Originale.
Alle Bilder: Michael Michalsky // Gabsch/face to face // Eventpress Radke
Siegmar
23. Januar 2012 at 15:41ich war da und bin direkt nach der Michalsky Show gegangen,das „Tempdrom “ ist für solch eine Veranstaltung wirklich geeignet, von aussen schon toll beleuchtet und gut gemacht. Absolut nervend war das Medientheater um B.Becker und seinen Sohn Noah. Den Schwachsinn den beide ins Mikrofon sprachen war bemerkenswert dämmlich. Bei Roeckel denke ich das gleiche wie Du, man konnte nichts erkennen ob der Dekoration der Models und dem Gehüpfe wie im Friedrichstadtpalast. Von C’est Tout konnte ich wenig sehen weil der in Berlin u. auf VOX
“ weltbekannte Starfriseur U.W. “ vor mir rumsprang und von den Medien verfolgt wurde. Die Michalsky Kollektion war wie immer mittelmässig mit ein paar schönen Teilen, auch bei den Männern.
Was erstklassig war sind Musik-act´s, das war Weltspitze
Melanie
23. Januar 2012 at 16:04Ich fand die Sendung auf arte auch sehr gelungen und spannend, jedoch haben mich die Kommentare während der Präsentation hier und da doch ein wenig genervt.
Daisydora
23. Januar 2012 at 16:10@Siegmar
Der weltbekannte Starfriseur bekommt natürlich eine Punkteabzug auf Horstson für diese Aktion ..
Die Musik-Acts fand ich auch frisch und gut, obwohl ich natürlich über das Monster-Outfit von Alina Süggeler enttäuscht war … mit diene Beinen, hat man wie Kylie M. auf der Bühne rumzuhüpfen.
Ich fand interessant, dass ein so gestandenes und gutes Unternehmen wie Roeckel doch an falsche Berater bzw. Dienstleister geraten war.Das ist das Kreuz mit all den Bruce Darnells, etc. dieser Republik.
Daisydora
23. Januar 2012 at 16:12@Melanie
Ich fabd die Kommentare ein wenig wie zur Modenschau im EKZ, aber auch irgendwie knuffig und für nicht Fachleute gemacht … 😉