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SPORTLICH GESTARTET – Outrun the Sun

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Bild: Julian

Leuchtfackeln erhellen die Nacht, die ersten Läufer schnellen los und Zuschauer spenden Beifall – Soeben ist das „Outrun the Sun“-Event von und mit Asics offiziell gestartet. Schlaftrunken schlüpfe ich durch die Menschenmenge (einziger mir bekannter Kleine-Menschen-Bonus) und schaue abwechselnd auf die Uhr und den Gipfel des Mont Blancs. 05:42 Uhr, alles läuft nach Plan: Auf die Minute genau, bricht der längste Tag des Jahres an und dient als Startschuss für den Traillauf der etwas anderen Art …
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Bild: Julian

Kurzusammenfassung für alle Dazugestoßenen (treue Leser dürfen jetzt die Augen verdrehen, wahlweise auswendig lernen oder zum nächsten Absatz abkürzen): Zwei Teams wagen sich erstmalig an den Versuch, das Mont-Blanc-Massiv innerhalb eines Tages zu umrunden. Mit einer Strecke von rund 152 Kilometern, bis zu 9500 Höhenmetern und nicht zu unterschätzendem Terrain definitiv eine heikle Angelegenheit. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang dienen dabei als Messungsgrundlage und leider auch als gnadenloser Schiedsrichter der Natur. Team „Ultra-Trail“, bestehend aus den weltbesten Ausdauerläufern Jonas Buud, Kota Araki, Thomas Lorblanchet und Xavier Thévenard, tritt dabei im Staffellauf gegen Team „Enduro“ an. Die sieben Elite-Läufer um Genis Zapater, Gert Theunis, Holly Rush, Iazaldir Feitoza, Lukas Naegele, Megan Kimmel und Sylvaine Cussot bilden das Gegenstück zu dem Ultra-Quartett. Chamonix, der französische Skiort (Immobilienpreise von Chalets lösen Schwindelgefühle aus), dient dabei als Start- und Zielpunkt.
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Bild: ASICS

Ich gebe zu, ich war anfangs skeptisch und habe meinen Gedanken im mangelhaften Schulfranzösisch Ausdruck verliehen:„Quelle histoire!? C`est une idée absurde!“ Während ich in Richtung Hotel zurückschleiche (Croissant und Daunenjacke inklusive), kämpfen sich die ersten Trail-Läufer durch die Landschaft (ganz bestimmt ohne Croissant, dafür mit hochfunktionaler Laufbekleidung ausgestattet). Ich fühle mich an meinen ersten Marathon zurückversetzt und stelle mir vor, wie es sich anfühlen muss, „am Berg“ an seine Grenzen zu stoßen. Die körperliche Belastung können sich bestimmt selbst weniger sportversierte Leser vorstellen, ich bin überzeugt: Es ist unvergleichbar hart. Irritierenderweise kommt mir bei der Staffelübergabe in Italien der Erschöpfungszustand von Xavier Thévenard nicht allzu groß vor: Bestens gelaunt und voller Tatendrang berichtet der Franzose von seinem Streckenabschnitt und strahlt übers ganze Gesicht. Ich bin vollauf fasziniert von soviel Energie, „voller Herzblut“ umschreibt nicht einmal ansatzweise die gegenwärtige Verfassung der Teilnehmer.
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Bild: ASICS

Im Laufe des Tages wird die absolvierte Strecke sekundengenau per GPS übertragen und informiert uns über den Verbleib der einzelnen Staffelläufer. Ich fühle mich ein bisschen wie „M“ alias Judi Dench aus den James Bond –Filmen, immer versucht den Überblick über die Agenten, ähm Athleten, zu bewahren und an den feudalsten Orten zugegen. Mal ist es das atemberaubende Plateau am Fuße des Berges, ein pittoreskes Städtchen Italiens oder der Marktplatz von Chamonix. Erst kurz vor Einbruch der Dämmerung versammeln wir uns auf der Zielgeraden und fiebern dem Finale entgegen: Werden es beide Mannschaften schaffen? Werden sie schneller als die Sonne sein? Team „Ultra-Trail“ hatte sich in den vergangenen Stunden Vorsprung verschafft und siehe da, sie erreichen über eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang die Zielgerade. „Quelle surprise“, die Freude ist riesig: Familie, Freunde und Kollegen brechen in Begeisterungsstürme aus und gratulieren den Siegern.
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Bild: ASICS

Anwohner und Touristen werden neugierig, internationale Filmteams fangen Momentaufnahmen ein und ich versuche dabei vergeblich ein Gruppenfoto zu schießen. Die Zeit verläuft wie im Fluge, von Megan Kimmel, der letzten Trail-Läuferin aus dem Team „Enduro“, fehlt noch immer jede Spur. Die Spannung steigt, in wenigen Minuten geht offiziell die Sonne unter. Selbst die souveräne Moderatorin kann ihre Aufregung nicht verbergen und ruft wahlweise: „Feuert sie an, ihr GPS-Signal hat bereits die Stadt erreicht.“, „Megan, wo bist du?“ und „Kann sie schon jemand sehen?“. Ich fühle mich endgültig wie in einem Agentenfilm, der Spannungsbogen erreicht sein Maximum und siehe da, die zierliche US-Amerikanerin kommt um die Ecke geschossen. Sie läuft ins Ziel und verpasst die Sonne um 33 verflixte Sekunden. Ich bin fassungslos, handelt es sich hierbei um einen schlechten Scherz?
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Bild: ASICS

Leider nein, dennoch: Die Euphorie der Masse überwiegt. Megan wird gefeiert, durch die Menge getragen und lautstark umjubelt. Erst nach ein paar Minuten kommt sie zu Wort und berichtet Heldenhaftes: Ein Tier hatte sich im Zaun verfangen und konnte sich nicht aus eigener Kraft befreien. Megan blieb stehen, rettete es und nahm damit einen Zeitverlust in Kauf. Mein Herz hüpft. Ich, alias „M“, würde jetzt gerne zur Agentin, ähm Athletin, gehen und ihr die kostbarste Medaille überhaupt verleihen. Heute gibt es keine Verlierergruppe, sondern nur Gewinner. Statt Medaille regnet es für alle Teilnehmer Champagner und tosenden Applaus, Riesensause inklusive. „Outrun the Sun“, so ziemlich alles, nur kein herkömmlicher Staffellauf.

  • Siegmar
    25. Juni 2014 at 17:20

    auch für den tollen Artikel gibt es “ tossenden Applaus “ 🙂

  • peter
    25. Juni 2014 at 17:30

    Auch als Nicht-Läufer würde ich mit Julian laufen gehen!! Zauberhaft geschrieben!

  • Peter Thönes
    30. Juni 2014 at 12:41

    Toller Bericht mit sehr schönen Fotos.
    Die Erlebnisse machen Lust selbet zu laufen….