Ich weiß nicht genau, welches Bild Karl Lagerfeld vor Augen hatte, als er vor drei Jahren bei Markus Lanz den Satz prägte, dass derjenige, der eine Jogginghose trägt, die Kontrolle über sein Leben verloren hat. Mit absoluter Sicherheit dachte er dabei aber nicht an Schwieberdingen – er wird die kleine Gemeinde im Landkreis Ludwigsburg schlicht nicht kennen. Und dennoch wird Schwieberdingen aktuell häufig in einem Atemzug mit Lagerfeld genannt. Der Grund dafür liegt nicht daran, dass sich die Kleinstadt in ein modisches Epizentrum gewandelt hat, nein. Ein Vorstoß von Sandra Vöhringer, der Schulleiterin der Schwieberdinger Glemstalschule, sorgt dafür, dass man sich in einigen Medien um den Dresscode an Schulen Gedanken macht. Vöhringer plant eine Arbeitsgruppe, die sich damit beschäftigt, dass Schüler zukünftig ihre Mützen abnehmen sollen und keine Jogginghosen mehr getragen werden dürfen – wenn es überhaupt so weit kommt.
Als Vorbild dient der Schulleiterin die benachbarte Hermann-Butzer-Schule, an der das Verbot schon seit einigen Jahren praktiziert wird – durchaus erfolgreich und mit keinen bleibenden Schäden für die Schüler. Nun kann man natürlich die Diskussion „albern“ finden und anregen, man solle sich mal in die Lage der Heranwachsenden versetzen – die müssen so was doch doof finden! Ein Verbot! Pfui! Fragt man aber bei den Schülern, also bei den Personen, um die es geht, nach, was sie von Kleidervorschriften in der Schule denken, kommen erstaunlich kontroverse Meinungen ans Licht.
Nun geht es bei der Idee von Sandra Vöhringer nicht um Schuluniformen, sondern lediglich um das Verbot eines Kleidungsstückes. GEOlino, die Kinderzeitschrift von Geo, fragte vor einigen Jahren bei seinen Lesern nach, ob Kinder in der Schule Uniformen tragen sollen – also deutlich drastischer als der läppische Wegfall einer Jogginghose – und siehe da: einige Schüler finden es einen guten Schritt und das aus gutem Grund: „Ich bin für eine Uniform. Denn z.B. reiche Kinder können sich gute, teure Kleidung leisten, arme dagegen nicht. Die, die es sich nicht leisten können. Werden dann geneckt. Außerdem verspürt man einen Klassen- und Schulgeist. Wir haben keine, aber ich bin dafür“, sagt eine Elfjährige. Wo wir bei der Jogginghose von Bottega Veneta wären, die zwar sicher hübscher anzuschauen sind, als die Bollerdinger, die man auf dem Schulhof zu sehen bekommt, die sich aber auch die wenigsten Schüler leisten können.
Ich bin übrigens für Schuluniformen – auch weil die Diskriminierung, die die Schülerin bei GEOlino angesprochen hat, seinen Höhepunkt mit Sicherheit noch nicht erreicht hat. Ich bin aber auch gleichzeitig dafür, den Dialog über Verbote offener zu führen und die Schüler darüber entscheiden zu lassen und nicht über sie hinweg zu urteilen, was für sie gut oder schlecht ist. Sonst wäre man das, was man selbst niemals als Schüler sein wollte: Spießer!
Siegmar
13. November 2015 at 12:51In einer Sache gibt es meine volle Zustimmung, das tägliche Jogginghosen-Desaster nimmt schon gruselige Formen an. Zuhause habe ich auch oft eine Jogginghose an und gehe auch mal Samstag morgen damit zum Bäcker. Schuluniformen sind dann ok, wenn die Schüler selbst bestimmend diese einführen wollten.
Tim
13. November 2015 at 14:11Jogginghosen müssen nicht sein, ist aber auch egal. Die Schüler müssen entscheiden, da gebe ich dir recht.
Rene
13. November 2015 at 16:09Ausser zum Sport sollten die Dinger verboten werden…
PeterKempe
13. November 2015 at 18:34Ich schließe mich Rene an !
Serven
13. November 2015 at 18:48Je nachdem wer sie trägt, kann eine Jogginghose sehr hot sein.
Es kommt auf die Person und die Form des Hintern an. Beine und andere Körperteile spielen da auch noch eine Rolle. Es gibt Jungs oder Männer, die sollten nichts anderes tragen als ein T-Shirt und eine Jogginghose. Es ist eine Sache der Haltung und der Körperspannung. 🙂
thomas
13. November 2015 at 18:55siegmar! ich bitte dich!
zuhause ok, aber noch nicht mal bis zum bäcker 😉
und ansonsten wäre ich für ein uniform regelung, die aber in deutschland niemal einführt werden wird, da es zu viele eltern (die um endeffekt unter den kopf der kinder mit darüber entscheiden würden) gibt, die die persönlichkeit ihrer kinder dadurch beschnitten sehen würden.
in den jahren, die ich in einem „schuluniformland“ verbrachte, habe ich immer wieder beobachtet, dass die kinder sich in diesen uniformen wohl gefühlt haben und sie auch gern und selbstverständlich nach schulschluss gern getragen haben.
Lasse
13. November 2015 at 22:53Ein einzelnes Kleidungsstück zu verbieten, ist meiner Meinung nach eine etwas seltsame Lösung. Die Schüler würden sich dann schon etwas Neues einfallen lassen, was der Schulleiterin auch nicht passt. Die einzig sinnvolle Alternative zu freier Kleidungswahl wären wohl Schuluniformen.
Junikäfer
14. November 2015 at 10:43KL hat ein loses Mundwerk. Das ist mitunter sehr amüsant. Er ist sich aber auch selbst am Nächsten…
Siegmar
16. November 2015 at 11:50@ thomas,
du hast ja recht auch nicht zum Bäcker 😉