Horstson hatte angeregt, mal einen Beitrag nach Wunsch zu schreiben. Ich habe vorgeschlagen „Lieblingsorte“ oder Bauhaus. In Zusammenarbeit mit meinem Bruder haben wir uns für das erste Thema entschieden.
Für unseren ersten Besuch in Istanbul, hatten wir natürlich uns vorher ausgiebig informiert und sind dabei auf die Prinzeninseln (gehören verwaltungstechnisch zu Istanbul) gestoßen. Auf „Arte“ lief auch ein Beitrag über diese Inseln, die ihren Namen davon haben, das die osmanischen Sultane um Thronstreitigkeiten zu vermeiden, ihre zahlreichen männlichen Kinder auf die Prinzeninseln verbannten. Später zu osmanischer Zeit waren es wohlhabende Griechen, bedeutende Hofbedienstete und Wesire, die ihre Sommerhäuser dort errichteten.
Natürlich wollten wir uns die 9 Inseln ansehen, von denen 4 bewohnt sind. In Istanbul nennt man die Prinzeninseln gerne schlicht und einfach „ADALAR“ (Insel). Dabei meint das Wort nicht einfach nur die neun Insel im Marmarameer, sondern vor allem auch eine Garantie für saubere Luft und sauberes Wasser.
Wenn man Istanbul besucht, sollte man auf alle Fälle eine Fährreise auf die Inseln unternehmen. Die Überfahrt dauert ca. 1 ½ Std. und kostet 2 € pro Strecke. Während der Schifffahrt kann man nicht nur sehr schöne Landschaften und die die traumhafte Silhouette der Hagia Sofia und des Topkapi-Palastes sehen, sondern auch bei frischen Fahrtwind, mit einen Tee und Sesamkringel wunderbar an der Schiffsreling entspannen. Bereits beim Übersetzen begleiten Möwen die Boote und betteln um Futter, das im Flug gefangen wird und ein tolles Schauspiel ist. Die Menschen auf den Fähren strömen so eine friedliche, unangestrengte Gelassenheit aus, dass man ganz entspannt ist und die Fahrt wie im Fluge vorbeigeht und an der 1. Insel angelegt wird und quirliges Leben am Hafen entsteht.
Die Prinzeninseln sind nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel der Istanbuler – die Hochsommermonate sollte man meiden – sondern mittlerweile ein großes authentisches Open-Air Museum. Auf den Inseln stehen mehr als 900 historische Gebäude und Villen unter Denkmalschutz. Orhan Pamuk, der türkische Nobelpreisträger, hat hier auch sein wunderschönes Sommerhaus.
Auf den Inseln besteht absolutes Autoverbot, damit das alte typische Gesicht der Inseln mit vielen nostalgischen Holzhäusern und gepflegten Gärten erhalten bleibt. Das Leben auf den Inseln ist stilvoll-erhaben, fast konservativ – Trubel sucht man vergebens. Die Bewohner sind sehr tolerant und liberal, da ist man sich einig, dass ist schon immer so gewesen, da auf den Inseln Moslems, Juden, Katholiken und Griechisch-Orthodoxe zusammenlebten und -leben. Die ruhig exponierte Lage fünf Kilometer vor der asiatischen Küste sorgt für viel Ausgeglichenheit bei den Besuchern, wie den Bewohnern – man kann tolle Spaziergänge machen, griechisch-orthodoxe Klöster besuchen, in kleinen aber feinen Buchten baden, wunderbar wandern oder Fahrrad fahren durch Fichten, Mimosen und Magnolien. Am Abend sollte man die hervorragenden Fischrestaurants am Hafen besuchen, frischer und besser geht es wirklich nicht. Es gibt zauberhafte kleine Hotels und wenige Ferienwohnungen auf den Inseln. Die eindrucksvollste der Inseln ist sicherlich Büyükada, man fühlt sich bei der Ankunft um 100 Jahre zurückversetzt und doch sehr vertraut und anheimelnd. Die romantische Stimmung nimmt jeden in den Bann.
Ein schönes Zitat von 1906 über das beste Haus „Splendid Hotel“ auf der Insel Büyüka ist:
„Die große Insel ist beliebte Sommerresidenz wohlhabender Istanbullus. Vornehme Gentlemen rauchten auf der Strandpromenade ihre teuren Zigarren, die Damen führten Couture aus Paris spazieren und im Splendid Hotel stiegen Filmschauspieler und Staatsgäste ab.“
Die Inseln haben bis heute ihren Charme bewahrt. Es handelt sich wirklich noch um einen „Geheimtip“, die wenigsten haben bisher von dieser kleinen Inselgruppe am Eingang des Bosporus erfahren.
Mein Bruder und ich sind begeistert von diesen so charmanten Inseln, die immer wieder einladen, zurückzukommen, deswegen fahren wir im Juni zum 3. Mal nach Istanbul und selbstverständlich auch auf die wunderbaren Adalari.
Vielleicht hat der kleine Beitrag den einen oder anderen zu bewogen auch seine Lieblingsorte uns vorzustellen.
Anmerkung
Der heutige Speakers Corner – Beitrag ist von Siegmar, einem unserer Stammleser – dem wir ganz herzlich danken!
Wir suchen übrigens noch weiterhin nach Gastautoren für unseren Speakers Corner. Wenn auch Du mal Lust hast, einen Artikel auf Horstson zu veröffentlichen (mögliche Themenfelder: Mode, Politik, Kultur, Gesellschaft, Musik, Reise etc.), melde Dich einfach bei Horst (horst@horstson.de)
fRED*
22. April 2012 at 19:10siegmar ist MEIN held!
Monsieur_Didier
22. April 2012 at 19:27…ein toller Artikel, Siegmar…
gefällt mir sehr!!!
Timo
22. April 2012 at 20:31Great gefällt !
CACANITO
22. April 2012 at 20:49Also ich als Türke hätte es nicht besser beschreiben können 🙂
für einen Moment dachte ich bin dort…
Ich selber war auch schon einige male dort und wer es noch nicht gesehen hat sollte wie Siegmar es schreibt unbedingt dorthin gehen 🙂
peter
23. April 2012 at 11:04liebster siegmar,wie toll das ausgerechnet du für uns schreibst!!!wie toll!!!ich freu mich riesig….wunderschöner artikel tausend dank!!!
Siegmar
23. April 2012 at 14:26danke !