Bevor jetzt alle schnell das Kleid mit diesem Spiegel-Fortuny-Dessin online ordern wollen, das Jennifer Lawrence bei der Vanity Fair Oscar Party trug, bitte erst mal kurz hier rein lesen.
Das wichtigste ist schnell erzählt: der chice Tom Ford Laden ist bereits online. Man kann also kaufen. Zum Beispiel nicht weniger als 78 Handtaschen, auch Mr. Ford folgt mit seinem Sortimentsmarketing dem Erfolgsprinzip: erst mal eine Tasche, dann später das Oscar-Outfit …
Bild: Tom Ford
Damit, seine exklusiven Produkte auch online anzubieten, hat er sich lange Zeit gelassen. Zuerst sollte die Marke Tom Ford sich ein gutes Standing erarbeiten. Und nun, nachdem man die Prêt-à-porter für Männer und Frauen in 98 Maisons, Flagshipstores, Conceptstores und High-Fashion-Departmentstores weltweit bekommt, folgte der wohl überlegte Schritt ins Onlinegeschäft, das Tom Ford als Verlängerung oder organische Erweiterung der Luxussshops ansieht.
Ich hatte sofort gedacht: Mrs. Oprah Winfrey dürfte im Dreieck gehüpft sein – endlich Tom Ford ganz ohne Täschligate. Die nächste Handtasche für 28.000 € wird ohne Ärger über bornierte Verkäuferinnen in Zürich – im gewünschten Ambiente und selbst gewählter Gesellschaft – mit wenigen Klicks geordert.
Und immer dann, wenn Oprah gerade in Manhattan zu tun hat, garantiert Mr. Ford für die Lieferung noch am selben Tag. Auf den Transport ist man eingeladen. Sollte man etwas zurückschicken wollen (wer will das schon, bei Tom Ford), bleibt auch das kostenlos.
Bild: Tom Ford
Zu haben sind Schuhe für Ihn und für Sie, Handtaschen, Männertaschen, optische und Sonnenbrillen und Kosmetik. Etwas später soll auch die Prêt-à-porter online verkauft werden. Die dann aber erst mal nur US-weit.
Bei der Präsentation bleibt sich Tom Ford treu: Sex Sells … sieht bei Ford erstaunlicherweise nie so krampfig und kalkuliert aus … hat er schließlich schon zu Zeiten von Gucci nicht anders gemacht.
Schaut einfach mal rein, wenn ihr Lust auf mehr von Tom Ford habt … es muss ja nicht gleich Oprahs Handtasche sein. Shop Velvet Orchid! Bei Düften kennt er sich aus, das riecht alles zum danach-Süchtigwerden.
Siegmar
31. März 2014 at 12:31stimmt „sex sells “ und stimmt auch bei Tom Ford gefällt mir das meist. Tom Ford online würde ich nicht kaufen, da will ich das Einkauferlebnis im Laden und wenn es nur die durchweg wunderbaren Düfte von ihm sind und wie im KaDeWe erlebt die Begeisterung der Verkäuferin ob dem neuen Duft “ Neroli Portofino „. Das will ich Live haben.
Daisydora
31. März 2014 at 15:15ER hat schon so früh damit angefangen, mit diesen Bilder den Trend zu setzen, dass man ihm das immer abnimmt. Und ich mag seine Statements, die es zum Thema gibt. Schön, dass Du auch Fan der Düfte bist und klar kauft man so schöne Sachen live. Eine Ausnahme würde ich nur machen, wenn etwas, das ich unbedingt haben will, schon vergriffen wäre im laden … 🙂
Horst
31. März 2014 at 19:29Wer kauft denn Schuhe für knapp $13.000???
vk
31. März 2014 at 20:35schuhe fuer USD 15.000? taschen fuer USD 40.000? was ist das? ist das der grosse gesellschaftssplit, der jetzt ins internet zieht. – schlecht beraten mr ford. – solche preise wuerd ich immer nur auf anfrage rausgeben. schafft ne ganz komische atmosphaere
vk
31. März 2014 at 21:50auf der anderen seite kann man allerdings auch feststellen, dass er mit genau dieser killerkalten kuehle gucci gross gemacht hat. – klar hat jetzt der ganze tom ford zauber etwas abgrundtief widerliches. hatte gucci auch. und wahrscheinlich ist das sein rezept.
natuerlich weiss der bursche, was er tut. er weiss es genau.
und ganz ehrlich: ausser fuer kino ist der knabe fuer nix zu gebrauchen.
ich war angewidert von seiner welt in den 90ern.
ich bin es jetzt.
ich werde es immer sein.
monsieur_didier
31. März 2014 at 22:50…ich finde die Tom Ford Designs immer irgendwie überästhetisiert…
sie haben etwas kaltes, glattes, zu perfektes…
da ist der Preis nur noch die Kirsche auf den Kuchen…!
vk
1. April 2014 at 09:31bei tom ford hoert der spass einfach auf – im design „etwas kaltes, glattes, zu perfektes…“ ganz genau. da ist auch kein jil sander minimalism oder prada humor, oder slimane humor, der die chose noch in richtung hochkultur retten und in irgendeine diskursform einbetten koennte.. da ist jeffs koons mehr kunst als dieses zeug.
und dass das ganze so widerlich wird, liegt genau an der kombination von slickness und price tag, die die luft absaugt. und ich bin kein feind von hohen zahlen, im gegenteil. rolls royce wraith? her damit! toll gemacht, mit ecken und kannten, grosse musik. – oder bei arco baleno nen stuehlchen fuer 40k? https://www.larcobaleno.com/ why not? wenns sein muss… persoenlich zieh ich allerdings sperrmuell und flohmarkt vor, d.h. als es auf flohmaerkten ueberhaupt noch was zu finden gab, heute gibt es schaetze nur noch aufm sperrmuell, aber das ist eine andere sache…
und ne ganz andere sache ist eben tom ford. da bleibt dem auge und den sinnen nichts, was einen irgendwie in poetische hoehen oder lustige gaerten entfuehren wuerde. da fehlt jede erzaehlung, jede kulturdimension, und das einzige, was bleibt, ist die jaemmerliche transzendenz auf die nackte zahl. ford ist und bleibt texaner. amerika, du hast es nicht besser. ‚the donald‘ of fashion. dominanzidiotie. ein grauenvoller, ein grosser schatten unserer gegenwart. hoffentlich nicht unsere zukunft.
Wolfram
1. April 2014 at 09:58ich finde es einfach snobistisch und dekadent, wer kauft z.B. Schuhe in dieser Preisklasse online? Menschen, die bereit diese Geld auszugeben, kaufen sich Maßschuhe oder wenigstens erstklassige Schuhe bei einem Schuhhänder ihres Vertrauens.Tom Ford hat es verstanden seinen Erfolg bei Gucci (ist auch bald 20 Jahre her) mitzunehmen und sich als „Guru“ der Mode zu etablieren, seinen durchaus mäßigen Erfolg als Kreativdirektor bei YSL ist schon in Vergessenheit geraten. Seine Männerkollektionen finde ich langweilig, einzig seine Düfte überzeugen mich, mein Tag fängt mit ein paar Tropfen “ Grey Vetiver“ an und ich liebe diesen Duft,wie am erstem Tag.
vk
1. April 2014 at 10:36und weil ich gerade so schoen in fahrt bin, und weil meine frau amerikanerin ist, und weil eine tante von ihr uns dieses oprah print magazine im abo hat zukommen lassen (noble geste!), ganz kurz zu oprah, konsum und amerika. – als europaeer bin ich natuerlich schmerzensmensch, der in allem immer noch ne tiefere bedeutung und damit verbindlichkeit braucht. – nem amerikaner ist das so egal. – shop until you drop! und dann zum fruehjahr: de-clutter your life! – kennt jemnd die schoene tradition des us-amerikanischen yard sale? wo dann auf dem rasen vor deiner mc-mansion alles an freundinnen und nachbarn verjubelt wird, was in den letzten monaten vielleicht doch etwas zu freudig erworben wurde und nun in den walk in closets raum fuer die neue saison schaffen muss? – grosser spass. grosser kindergeburtstag. – jedes stueck jetzt vollkommen bedeutungslos. wie die sieben ehen, die man hinter sich hat. – nett sind sie schon, die amis. – man muss sie einfach moegen. in meinem fall sogar ‚lieben‘.
Daisydora
1. April 2014 at 11:31@Horst
Ich kenne ja viele Verrückte und zähle selbst ein wenig dazu, aber ich kenne nicht mal Menschen, die sich offline Schuhe zu dem from-Mars-to-Moon-Preis kaufen 😉
@vk
Du „eröffnest“ hier ein sehr interessantes Thema – früher war das ja immer so, dass selbst die Hochglanzmagazine die richtig teuren Sachen mit Preis nur auf Anfrage gekennzeichnet haben … letzte Woche hatte ich nach langer Zeit wieder mal eine alte Petra in Händen, da gab es ein Editorial, in dem ein Klied von Dior für knapp 4.000 € und andere High-fashion Stücke gezeigt wurden … Ich sehe das auch sehr ambivalent, weil es tendenziell obszön ist, sich damit zu brüsten, Kunden zu haben, die nicht mal über derlei Preise kurz nachdenken müssen …. Zu Tom Ford selbst und seinen Leistungen als Designer, mit beiden Füßen am Boden, bin ich allerdings ganz anderer Meinung. Die US Labels verkaufen traditionell mehr Mode innerhalb des Marketingmix, bei Louis Vuitton und anderen Franzosen, kommen ja nur 10 Prozent des Umsatzes durch den Verkauf der Prêt-à-porter zustande. Das würden Marc Jacobs und Tom Ford und deren US-Kollegen nie so machen. Und der Markt der die Reichen und Superreichen bedient, wächst so schnell wie sonst keiner. Leider keine gute Nachricht im Sinne der Gerechtigkeit.
Über das mit dem Texaner musste ich lachen … mein überaus fabelhafter Ex-Ehemann, ist auch einer … also bitte mal langsam 😉 … nein, ganz im Ernst, Deine ausführungen sind kurz gesagt wieder super, Du solltest echt mal was für hier schreiben, vielleicht auch in Form eines Diskurs, hat Siegmar übrigens auch schon einmal getan …. So viel nur noch von einem (auch) Marketingfuzzi mit Unternehmergenen dazu: wir alle würden, wäre das unser Laden, mit dem wir unser Geld verdienen, es vermutlich (wenn wir klug sind) ähnlich wie TF, MJ, RL, CK und so weiter machen … Nicht jedes label gibt dem Createur die Möglichkeit, Kleider zu machen, von deren Verkauf die Firma nicht leben muss und kann. Ich nenne hier lieber keine Namen 🙂
Ich kenne alle gattungen der US-sales live, da hängen dann bei Bergdorf Goodman sieben Frauen an einem Kleiderbügel, auf dem ein reduzierter Pulli von Armani für 1.900 Dollar hängt …
@Monsieur_Didier
Das hattest Du ja schon bei dem TF-Portrait „Lolitas im Drogenrausch“ einbekannt, der Zugang zu Mode ist sehr sachlich amerikanisch. das muss man nicht mögen. Aber damit bedient man heute den größeren High-Fashion-Markt, weil nur gut verdienende aber nicht superreiche Frauen, die so hohe Preise für Mode bezahlen, eben danach schauen, wie gut man die Teile zu vielen Anlässen tragen kann. 😉
@Wolfram
Ich kenne das auch von net-a-porter und den Kollegen, dort gibt es zwar keine Schuhe für über 10.000 €, aber Kleider und Pelze für mehr und so weiter und das Sortiment wird von Jahr zu Jahr größer. Ich hatte das schon mal in einem Bericht thematisiert, aber die Leute, da bin ich ganz sicher, wissen schon, was sie damit tun.
Wie schon weiter oben gesagt: das mit TF sehe ich ganz anders … und er hat es sehr bedauert, erst viel zu kurz für YSL verantwortlich gewesen zu sein, als es zu dem Bruch kam. Ich besitze einige der Stücke die damals entstanden und fand sowhl Gucci als auch YSL grandios, allerdings nur für sehr moderne Frauen 🙂 … jaaa, die Düfte sind toll, das mag ich an dem „Texaner“, dass er sich mit leuten umgibt, die ihren Beruf auch wirklich beherrschen ….
monsieur_didier
1. April 2014 at 12:10,,,das stimmt, das schrieb ich schon „damals“, das wird sich, denke ich, auch nicht ändern…
ich habe am WE nochmal die letzte Modenschau von YSL gesehen, die letztes Jahr auf Arte lief und war wieder sehr gebannt und auch verzaubert…
man kann die beiden bestimmt nicht vergleichen, aber bei YSL kann man so etwas wie eine Seele spüren…
ich glaube, und kann es jetzt endlich nachvollziehen, dass YSL die Frauen liebte und sie verwöhnte…
die Zeiten haben sich geändert, das ist wahr…
heute ist es wichtig dass jeder sieht dass Du Designergarderobe trägst und vor allem, dass sie TEUER ist…
und was meiner Meinung nach auch noch ein entscheidender Faktor ist: …früher war es ein sehr subtiles Spiel mit Erotik, eher ein Flirt, ein Verliebt sein, ein Verliebt machen, ein Gedanke…
heute dreht es sich ganz banal um Sex und die Möglichkeit eines Fxxxx…
das hat für mich die Subtilität eines Katers…
also nicht sehr begehrenswert…
Siegmar
1. April 2014 at 12:18@ VK
dein Beitragist ganz wunderbar ,obwohl ich es auch eher wie Daisydora sehe und die US-Labels richten sich konsequent nach dem was auf das Konto gespült wird.
vk
1. April 2014 at 14:59hey, ihr lieben, danke fuer die blumen!
DD ich nehm euer freundliches angebot mal pro forma an, dann brauchst du mich auch nicht mehr zu fragen. sollte mich also tatsaechlich die feder jucken in naechster zeit, wohnin schick ich nen text?
ganz herzlichen dank und beste gruesse
vk
Daisydora
1. April 2014 at 16:54@Monsieur_Didier
Glaub mir, ich habe auch so meine Designer, die ich nur mit halber Gehirnhälfte (linksseitig) verstehe, einer davon arbeitet für LV … ich finde das ganz normal, dass wir das verschieden sehen. Ich kann das Zeugs von Tom Ford ja seit Gucci tragen und tue das auch und du hast sowohl einen fachlichen als auch einen ästhetisch-philosophische n Zugang zu Frauenmode … so erkläre ich mir das jedenfalls, dass du seine Klamotten gar nicht magst … Und ich gebe auch zu, dass ich jeden Kollektionsbericht aus dem Blickwinkel des marketings und des Vertriebs mache und als Frau … 😉
@Siegmar
Das ware echt mal ein spannendes Thema für uns alle … das Zeug muss halt auch vernünftig verkauft werden … aber Marketing überlagert heute auch alles … 🙂
@vk
Ich bin ja insgesamt glücklich mit unseren Kommentaren, aber manchmal hat das so eine Dynamik, dass selbst bei solchen absolut beiläufigen Berichten (das nenen ich zwischen Horst und mir Popelsbericht 😉 richtig tolle Gedanken entstehen und Du bist da immer irgendwie auch mitten drinnen … wenn Dir irgendwas einfällt, schreib einfach kurz an Horsts Mailadresse, im Impressum, der verteilt dann die Aufgabe, Dir zur Verfügung zu stehen, wenn Du das willst. Man kann aber auch gleich den Text an Horst schicken, der freut sich 🙂 und ich sage Dir und allen nochmals Merci!
PS: Unabhängig davon würde ich gerne mal mit Lesern so einen Diskussionsbericht organisieren, in den ich mich auch einbringe. Da fallen mir auf Anhieb zirka 19 Themen ein …