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Shitstorm nach Ansturm

(Statement von Balenciaga vom 27.04.2018; Quelle: Facebook/Balenciaga)

Diskriminieren Printemps und Balenciaga chinesische Kunden? Ein Vorwurf, den aktuell das Kaufhaus und das Modelabel so schnell wie möglich aus der Welt schaffen möchten. Balenciaga hat mittlerweile sogar zwei Statements verbreitet, in denen sich das Unternehmen klar gegen Rassismus äußert.
Den Grund für die Vorwürfe lieferte ein Streit im Balenciaga-Shop des Kaufhauses Printemps, der entstanden ist, weil sich fünf Personen an einer Warteschlange vorgedrängelt hätten – in Anbetracht limitierter Balenciaga-Schuhe ist das regelrecht eine Kriegserklärung, die dann für Unmut bei den anderen Wartenden sorgte. Eine Chinesin, die sich im Laden kritisch zu Wort meldete, wurde daraufhin von einem der Vordrängler angegriffen. Ihr Sohn eilte ihr zur Hilfe, der sich im ersten Schritt „nur“ den Zorn der kompletten Gruppe einfing und anschließend von der Printemps-Security aus der Situation äußerst unschön gezogen wurde.

Laut der Beschreibung des Videos schrie daraufhin das Verkaufspersonal alle Chinesen an, also auch die, die brav in der Schlange gewartet haben, sie sollen den Store verlassen und nie wieder kommen, um Schuhe zu kaufen …

Ob sich die ganze Situation wirklich so zugetragen hat, kann ich natürlich nicht sagen – ich war schließlich nicht dabei. Auch würde ich mich niemals wegen irgendwelcher Schuhe irgendwo anstellen. Reagiert hat Balenciaga allerdings mit folgenden Statements:

Was ich etwas befremdend finde, ist der Shitstorm, der sich aktuell auf den Social-Media-Plattformen von Balenciaga und Printemps ergiesst: Von Boykottaufrufen und Rassismus ist dort zu lesen. Ja, rassistisch war das Verhalten der Security bzw. des Verkaufspersonals auf jeden Fall, aber was können die Unternehmen für die Äußerungen einzelner Mitarbeiter?

Printemps reagierte übrigens auch mit einem Statement: „Wir haben uns entschlossen, die Mitarbeiter weiterzubilden, damit sie mit diesen Situation optimal umgehen können. Wir werden alles daran setzen, dass sich solche Auseinandersetzungen nicht wiederholen.“
Irgendwann ist dann auch mal gut, oder sehe ich es zu locker? Wie sollten Balenciaga und Printemps sonst reagieren?

  • thomash
    4. Mai 2018 at 19:28

    die leute haben nicht mehr alle beisammen. sowohl die anstehenden, als auch die vordrängler und das personal. wie sinnentleert und oberflächlich muss man sein für so einen zirkus?
    wenn die marken deswegen jetzt allerdings trainings für ihre leute anbieten, finde ich das immerhin noch einen gutes resultat. rassismus ist nicht nur ein problem in den usa.

  • fred
    7. Mai 2018 at 17:10

    Ja, du siehst es leider etwas zu locker. Wie die Mitarbeiter, so das Unternehmen. Wenn es im Unternehmen „ein paar Rassisten“ gibt, dann ist das eine Sache des ganzen Unternehmens, denn das Unternehmen stellt die Leute ein. Ebenso wie „ein paar Homophobe“. Generell finde ich es nicht lustig und es zeigt, dass der Mensch für diese Leute nichts zählt, sondern nur deren Kreditkarte. Boykottaufrufe halte ich für sinnvoll. Menschenrechte gehen vor Kommerz.

  • Horst
    7. Mai 2018 at 17:50

    @ Fred „Menschenrechte gehen vor Kommerz“ – ich bin da zu 100 % bei Dir. Aber die Frage ist meiner Meinung nach, wie Printemps und Balenciaga anders hätten reagieren können?
    Dass in vermutlichem jedem Betrieb Arschlöcher arbeiten, entspricht – leider – einer Lebensrealität und steht ganz außer Frage und ist alles andere als lustig, nur kann selbst der beste Personalchef nicht in den zukünftigen Mitarbeiter reinschauen…

  • fred
    7. Mai 2018 at 20:38

    @ horst

    Ja, wie hätten sie anders reagieren können? Zuerst. Wenn ich bei Printemps einen laden habe, weiss ich, dass es, vor allem bei limitierten Dingen einen „Premiummarke“ zu Aufständen kommen kann. Es muss deeskalierend vorgegangen werden. Ich darf nicht alle Chinesen aus dem Laden werfen und vor allem auch keinen „Bahnfluch“ aussprechen. Das geht nicht. Wenn ich First Class sein will als Unternehmen, dann muss ich mich auch so benehmen,
    Bei H&M oder Benetton würden alle auf die Barrikaden gehen. Bei Balenciaga aber geht misst man das mit anderen Maß. Das darf nicht sein. Es muss genügend Personal da sein, um die Dinge zu regulieren. Man muss die Personen „einkreisen“, die das verursacht haben und darf nicht pauschal auf alle losgehen. Stellen wir uns mal vor, es wäre eine Gruppe Homosexueller aus einem Laden geworfen worden, nur weil ein anderer Homosexueller sein Sektglas auf ein Hemd gekippt hätte. Wäre das ok? Nein.
    Oder erinnern wir und ans „Täschligate“ in Zürich. Das war nicht ok. Menschen dürfen in der Öffentlichkeit weder nach ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Anschauungen oder ihren sozialen oder finanziellen Möglichkeiten beurteilt oder verurteilt werden. Das geht nicht und ist abzulehnen.
    Ich halte Balenciaga auch nicht für so bedeutend, dass ich mich (und hier schliesse ich mich Thomash an) für Schuhe anstellen würde. Das finde ich entwürdigend. Neulich wollte ich in einen Louis Vuitton-Laden gehen und durfte nicht rein, weil er zu voll war. Ich hätte mir dann in einem grossen goldenden Buch einen Termin geben lassen können für später an dem Tag. Bei aller Liebe zu den Dingen. Es handelt sich um Klamotten. Es geht nicht um einen Termin beim Papst.

  • fred
    7. Mai 2018 at 20:54

    @ horst

    Was wir auch nicht vergessen dürfen. Es ist uns hier in Deutschland auch nicht so bewusst. In Frankreich gibt es einen ziemlich „offenen“ Rassismus, den wir hier in dieser Form nicht so kennen. Vor einigen Jahren habe ich eine („schwarze“) Freundin in Paris besucht und wir sind nach St Germain gegangen, um zu essen. Irgendwann sagte ich, dass es mich wundert, dass ich keine „schwarzen“ sehe. Daraufhin sagte sie zu mir „They dont want to have us here, when we dont clean their appartments“. Das hat mir zu denken gegeben. So etwas haben wir in Deutschland in der Form nicht, dass es „Grenzen“ innerhalb eines Stdtgebietes gibt. Wir haben Ecken oder Strasse, in die bestimmte Gruppen nicht gehen oder gehen sollten, weil sich bestimmte andere Gruppen dort aufhalten könnten. Aber generell haben wir die Schranke nicht im Kopf. Es gibt einen gewissen „Alltagsrassismus“ in Frankreich und das ist nicht unproblematisch. Ich denke daher auch, dass man sich daher so über diese Sache empört.

  • Horst
    8. Mai 2018 at 09:45

    @Fred Ich gebe Dir ja recht, allerdings bleibt die Frage, wie Printemps und Balenciaga im Nachgang hätten anders reagieren sollen? Beide haben sich vom Verhalten der Mitarbeiter distanziert. Was würdest Du konkret vorschlagen?

    Dass es in Frankreich Rassismus gibt, steht außer Frage.