(Bild: Courtesy of Gucci)
Auch wenn es vermeintlich altmodisch erscheint und sich viele Geschäfte längst den Schaufensterdekorateur sparen, liebe ich es – besonders an Sonntagen, wenn die Geschäfte geschlossen sind – mir die Nase an den Scheiben platt zu drücken und einen Schaufensterbummel zu machen. Da wir aber nicht alle ständig nach Mailand oder Paris kommen, nehme ich Euch einfach mit und zeige Euch heute die Schaufenster, die Alessandro Michele für die Präsentation seiner Gucci Pre-Fall-Kollektion entworfen hat.
Bild: Courtesy of Gucci
Das Lookbook des Designdarlings haben wir schon ausgiebig vorgestellt. Seit Michele im Januar 2015 seinen Posten bei Gucci angetreten und dort das ganze Haus und die Kollektionen auf den Kopf gestellt hat, erlangt das Wort Humor wieder an Bedeutung in der Highfashion. Neben Hochkultur, inspiriert aus Literatur und Mythologie – die Schlange ist einer der Hauptmotive der neuen Kollektion – mixt er fröhlich Materialien und Farben und verbindet Vintagelooks mit den Codes von Gucci.
Bild: Courtesy of Gucci
Die Toile-de-Jouy erfindet Michele als „Gucci Herbarium“-Motiv und überzieht fast alles damit. Dagegen setzt er Samt in Edelsteinfarben wie Smaragd, Karmin oder Dottergelb. Überhaupt liebt Michele den Stil von Napoleon III. und der Dekolegende Madeleine Castaings und ihren Farben und kombiniert diese Einflüsse mit Klassikern von italienischen Designern des Mid-Century. Hirten- und Perserteppiche in verblassten Farben gelten, seitdem er die Gucci-Stores umgestaltete, als en vouge. Michele verändert nicht nur die Mode und unsere Sichtweise darauf, sondern nach und nach auch den Interieurgeschmack.
Bild: Courtesy of Gucci
Die neuen Schaufensterdekorationen kann man bereits in Paris und in Mailand bewundern; im Laufe des Monats werden dann auch alle anderen Gucci-Stores mit den neuen Displays versorgt.
Dabei mischt Michele wie bei den Kollektionen Altes mit Neuem. Die Kollektionen bauen aufeinander auf und können kombiniert werden. In den Schaufenstern stehen die Paravents, die als Bühnenbild für die Spring/Summer-Schau 2016 dienten – allerdings wurden sie mit den Stoffen der Pre-Fall-Kollektion überzogen. Die Tigerköpfe, die sonst Gürtelschließen zieren, werden in Übergröße zu Taschen- und Accessoires-Haltern, während die großen Nägel, die normalerweise für Polstersessel verwendet werden und typisch für Chesterfield Sofas sind, als Dekor dienen.
Bild: Courtesy of Gucci
Die Kleiderbüsten sind bei den Damen mit kirschrotem Herbarium-Stoff bezogen und bei den Männern in einer Smaragd Variante des Druckes ausgeführt. Dazu – wie in Puccinis „La Bohème“ – die kapitonierten Wände und Fußböden in goldgelbem Samt bezogen. Als Tapete bei den Frauenaccessoires der „Pink Heron“-Paradiesvogel-Druck, der schon die Modenschau zierte und sofort per Instagram und Twitter um die Welt ging. Weiße Paradiesvögel auf altrosa Grund als Bühne für die Accessoires – vor ein paar Saisons hätte man es noch für unmöglich gehalten.
Bild: Courtesy of Gucci
In Zeiten, in denen immer weniger Geld in aufwendig dekorierte Schaufenster gesteckt wird, die eigentlich die Visitenkarte des Geschäfts und der Marke sein sollten, wirken die Auslagen bei Gucci wie opulente, melancholische Bühnen, die einen Rausch an Ideen und dandyhaft kombinierten Farben präsentieren.
Darf es ein bisschen mehr sein? Ja, bei Gucci darf es das sein, denn Michele möchte, dass wir auch alle zu hoffnungslosen Romantikern werden. Vielleicht wecken solche Dekorationen auch bei anderen Firmen das Bedürfnis, sich mehr Mühe bei ihren Fenstern zu geben. Dann macht ein Schaufensterbummel auch Spaß und er kommt wieder groß in Mode …
Siegmar
12. Mai 2016 at 12:18sehr, sehr schön, das schönste von allen habe ich vor 3 Wochen in Florenz gesehen, das war grandios, selbst der Teppichboden und die Tapeten in dem gleichen,tollen floralen Muster.