Dass ihr in der letzten Woche so wenig von mir gelesen habt, liegt daran, dass ich mich auf dem Salone del Mobile in Mailand herumgetrieben habe, um mich im zauberhaften Stadtteil Brera, dem Designdistrict, und auf der Möbelmesse umzuschauen. Zum einen, weil es ja mein Hauptberuf ist, Kollektionen zu entwickeln und zu entwerfen. Zum anderen, um neue Dinge und Designer für Interieurprojekte und nicht zuletzt für interessante Berichte auf unserem Blog zu entdecken …
Bild: Courtesy of Fendi
Dass Modefirmen immer mehr in den Interieurbereich vordringen, ob mit eigenen Kollektionen oder in Partnerschaften mit Experten aus diesem Bereich, zeichnet sich immer mehr als Trend ab. Viele Modenhäuser verteilen Lizenzen oder haben sogar eigene „Home“-Abteilungen. Der Erste, der dieses in fast allen Bereichen machte, war der Amerikaner Ralph Lauren. In den Neunziger Jahren zogen dann Labels wie Versace oder Fendi nach. Mittlerweile gehört es fast zum guten Ton, eine Kooperation mit einem Möbel-, Teppich- oder Tapetenhersteller einzugehen. Dabei fragt man sich manchmal, was die eigentliche Marke dann mit den Produkten zu tun hat. Wenn es sich um Installationen oder Kunstprojekte handelt, also um erweitertes Sponsoring, fällt einem die Assoziation oft leichter, als wenn es sich um klare Verkaufsprodukte handelt. Dort hat man dann, wenn keine stilistische Verbindung zu erkennen ist, eher seine Schwierigkeiten, diese Erweiterung als sinnvoll oder gar erkennbar wahrzunehmen.
Bild: Courtesy of Fendi
Zwei ganz große Player aus dem Bereich „Design“ treffen bei einem meiner Lieblingsobjekte des diesjährigen Salone del Mobile aufeinander: Das Mode- und Pelzhaus Fendi und die brasilianischen Brüder Campana. Die Campanas haben vor über zwanzig Jahren mit einer Linie von Sesseln aus recyceltem Holz, das ein wenig an die Favelas ihrer Heimat Brasilien erinnerte, gestartet und gehören heute zu den bedeutendsten Möbeldesignern der Welt. Lange vor der Welle von Nachhaltigkeit und Recycling verarbeiteten sie in ihren Objekten eher „arme“ Materialien.
In Europa, als sie Ende der Neunziger Jahre das erste Mal in Paris ausstellten, führte eine Freundin von mir das erste Interview der beiden Designer überhaupt und zeigte mir Bilder ihrer Objekte. Ich war sofort schockverliebt und habe seitdem jedes ihrer Teile mitverfolgt. Der Sessel aus Plüschtieren, der Schrank, der wie eine Watussi-Hütte aus Stroh aussieht – keiner bringt so Humor und Funktionalität im Möbelbereich zusammen, wie die beiden Brüder. Sie sind, vergleicht man es mit Mode, die Schiaparellis ihrer Branche.
Bild: Courtesy of Fendi
Aktuell präsentierte Fendi auf dem Salone Del Mobile den Sessel, der gleichermaßen schon jetzt Designklassiker und It-Piece ist – nur eben in „fendisierter“ Form mit meinen heiß geliebten „Fellmonstern“, die offiziell Bag Bugs heißen: „The Armchair of Thousand Eyes“. Der Stuhl ist völlig losgelöst von der normalerweise eher klassischen Fendi Casa Kollektion, die vor allem für Einrichtungen ganzer Hotels oder großer Projekte geeignet ist.
Bild: Courtesy of Fendi
„The Armchair of Thousand Eyes“ ist ein Designobjekt, was sicherlich seinen Platz im Fendi-Museum bekommen wird und weniger als Verkaufsobjekt taugt. Die Monster sehen nämlich aus, als wenn sie, wenn man sich auf sie setzt, auch gern mal in den Hintern beißen.
Für den Stuhl recyceln sie bei Fendi die „Bag Bugs“. Vielleicht genau der richtige Schritt, wenn ein neuer Trend entsteht: Die kleinen Monster nicht mehr nur von den Mädels an den Taschen tragen lassen, sondern sie an seine Stühle hängen … Humor inklusive – das ist das Markenzeichen der Campanas.
Siegmar
20. April 2015 at 11:16Die Nachhaltigkeit bei den Brüdern Campana ist bemerkenswert, meist sind aber ihre Entwürfe für mich als Freund der Sachlichkeit zu laut.
Monsieur_Didier
20. April 2015 at 12:03@ Siegmar: …zu laut ist gut, die entwürfe schrein ja, um nicht zu sagen dass sie kreischen…
aber zum anschauen finde ich sie wunderbar…
vielleicht nicht gerade poetisch, aber besonders und bemerkenswert…!
Horst
20. April 2015 at 17:48Bei dem Sessel bin ich ganz hin und weg, würde ihn mir allerdings nicht in die Wohnung stellen wollen
Monsieur_Didier
20. April 2015 at 18:03@ Herr Horst: …genau das hab ich auch gedacht 😀
Horst
20. April 2015 at 18:16@Monsieur das liegt bei mir aber auch irgendwie an der zu kleinen Wohnung. Wenn die Räume ca 5m hoch wären und das Wohnzimmer 100m2 hätte, wär der Stuhl zumindest als Objekt ne Option … 😀
Tim
21. April 2015 at 20:23Mir zu verspielt
Die Woche auf Horstson – KW 17/2015 | Horstson
26. April 2015 at 13:17[…] in Italien. Mitgebracht hat er uns seinen Bericht über diesen farbenfrohen Stuhl: Fendi x Campana Brothers. 2) Mon Dieu, Montblanc! Julian erzählte am Freitag von seinem Ausflug für das Label und […]