„Tanzt, tanzt… sonst sind wir verloren.“ (Pina Bausch)
Ähnlich wie bei dem Titel von Wim Wenders Hommage an die verstorbene Choreografin Pina Bausch, fühle ich mich beim Anblick von Dries Van Notens Spring/Summer 2015 Menswear Kollektion euphorisiert: Auf geht’s, los geht’s! Durch die Bude steppen, Hühnerbrust zeigen und wild gestikulierend Tanzschritte durch intuitive Bewegungen ersetzen. Als musikalische Untermalung muss Jun Miyakes „Lillies Of The Valley“ herhalten, jetzt fehlt nur noch das passende Outfit …
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Dries Van Noten setzt diese Saison auf jede Menge nackte Haut und sportlichen Einfluss der etwas anderen Art. Inspiration Sport? Meine saisonbedingten Suchsensoren sind eingeschaltet: Diesmal lassen sich jedoch nicht Sneaker, die gegenwärtig selbst bei Haute-Couture-Défilés von Chanel bis Dior anzutreffen sind, sondern Ballettschlappen und Tanzhosen finden. Ausgestattet mit (Obacht, die „chen“-Verniedlichung nutze ich einmalig als metaphorischen Gegensatz) Seidenmäntelchen, ausladenden Hosen und einer Ästhetik vergangener Tage, wirken die Männermodels wie von der Probebühne einer Tanzkompanie gegriffen.
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Der belgische Designer scheint an seine jahrelange Zusammenarbeit mit der Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker anzuknüpfen und hüllt die trainierten Körper in Outfits, die selbst einem Spagat standhalten würden: Fließende Stoffe werden von geschirrähnlichen Gürteln und Hosenträgern eingerahmt, seidene Doppelreiher auf nackter Brust versprühen mindestens genauso viel Erotik wie beim weiblichen Geschlecht und auch der markenübergreifende High-Waist-Trend wird konsequent umgesetzt. Richard Haines, einer der interessantesten Mode-Illustratoren unserer Zeit, durfte ausgewählte Oberteile mit Lettern, nackten Tänzern sowie Print versehen und sorgt so für mottogetreue Detailverliebtheit.
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Das Schuhwerk bildet meiner Meinung nach eine spannende Symbiose aus Ballettschlappe und Espadrilles, ob es dabei auch straßentauglich ist!?
Natürlich steht immer die Frage im Raum, inwiefern eine Tragbarkeit gewährleistet ist: Klar, Dries Van Noten ist der modische Dekonstruktivist schlechthin und definitiv nicht jedermanns Sachen, jedoch finde ich diesmal fast alle Teile sehr gut in den Alltag übertragbar. Die Hemden können nach Belieben höher geknöpft, freie Rückenansichten durch ein leichtes Shirt ergänzt und die Gürtelgeschirre von den Mutigsten unter uns kombiniert werden.
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Was haltet ihr von den Outfits und vor allem, würdet ihr in Dries Van Noten SS 2015 auch durch den Alltag tanzen?
PeterKempe
7. Juli 2014 at 10:48Das Nureyev Thema gefällt mir total gut als Inspiration – Dries van Noten ist diese Saison wieder großartig !
Gérard
7. Juli 2014 at 11:06Dries van Noten gelingt es in meinen Augen immer wieder aufs Neue, Mode meisterlich unbeschwert aussehen zu lassen. Ohne verkopften kulturphilosophischen Überbau, ohne Plattitüden, ohne verkrampfte Coolness, ohne lächerlich anmutende Überzeichnungen. Fabelhaft.
vk
7. Juli 2014 at 11:20gerard sagt es.
Claus
7. Juli 2014 at 14:12Bis auf den „Brustschutz“ absolut top!
Siegmar
7. Juli 2014 at 14:48mir gefällt sogar der „Brustschutz“ ich wüßte nicht ob ich den tragen würde, find ich super und erinnert mich sehr an diverse „Helmut Lang – Teile“ die auch nur drapiert wurden.
Horst
8. Juli 2014 at 10:15Der Brustschutz erinnert mich daran, dass ich ein paar Jahre lang mit dem Bogen geschossen habe und eigentlich mal wieder anfangen wollte! 🙂
Die Schuhe sind mir zu speziell, alles andere natürlich wunderbar!