Dior Finale; Foto: © Adrien Dirand; Artist: © Shakuntala Kulkarni
Wir sind spät dran, es gilt, keine weitere Zeit zu vertrödeln: Maria Grazia Chiuri zeigte letzte Woche ihre Dior-Entwürfe für die Herbst-Winter-Saison 2024–2025 (hier geht’s zur Aufzeichnung der Modenschau).
Die Inspiration für die Kollektion lieferten die späten 1960er-Jahre – also eine Zeit, in der die Mode die intimen Ateliers der französischen Grand Couturiers verließ, um fortan mit jährlich zwei Prêt-à-porter-Kollektionen die Welt zu erobern. 1967 führte das Haus Dior mit „Miss Dior“ eine Damenlinie ein: Es handelte sich um Konfektionskleidung, die von Marc Bohan und seinem Assistenten Philippe Guibourgé verantwortet wurde. Heute undenkbar, aber die eigentliche Herausforderung für die Mode bestand damals darin, Kleider herzustellen, die reproduziert werden konnten und vor allem für einen Lebensrhythmus geeignet waren, in dem die Fantasie im Vordergrund stand.
Im Kontext einer immer komplexeren und sich ständig verändernden Gesellschaft kam es zu einer Verschiebung von Sichtweisen – so spielten zukünftig Kultur, Kunst, Mode, Architektur und Musik miteinander statt nebeneinander.
Die italienische Künstlerin Gabriella Crespi, eine der Inspirationsquellen für Marc Bohan, symbolisiert heute für Maria Grazia Chiuri die Pioniergeneration unabhängiger Frauen, die entschlossen war, sich durch ihre Arbeit einen Namen zu machen. Viele ihrer Objekte und künstlerischen Stücke trugen in den 1960er- und 1970-Jahren zum Dior-Erfolg bei. Die Herbst-Winter-Kollektion 2024-2025 rückt die Formen und Materialien in den Fokus, die bei der Eröffnung der Miss Dior-Boutique in Paris den Startschuss für eine neue Art der Kleidung – der Prêt-à-porter – gaben.
Der Schal, der sich wie ein roter Faden durch die Kollektionen von Maria Grazia Chiuri zieht, dürfte auch im Herbst wieder Must-Have-Accessoire avancieren. Freie und fließende Silhouetten, wie die der A-Linie, erleichtern die Bewegung zu neuen Horizonten und betonen den Körper, ohne ihn einzuengen.
Die Farben spiegeln die Palette von Marc Bohan wider: Weiß, Orange, Pink, Neongrün, mit an das Make-up angepassten Tönen. Ausgewählte Stücke sind sowohl aus doppeltem Kaschmir als auch aus Gabardine, darunter kleine Kleider, Hosen, Mäntel, Jacken und Röcke, die – typisch für die 1960er-Jahre – über das Knie reichen. Das Miss Dior-Logo wird als Manifest-Signatur in einer Palette aus Blau-, Rot- und Brauntönen dargestellt. Nieten werden durch Perlen ersetzt und Stickereien sorgen für einen auffälligen Look.
Die Komplexität der Kollektion wird spätestens beim genaueren Blick auf das Savoir-faire deutlich – hier am Beispiel von Look 68 der Dior Herbst-Winter-Kollektion 2024–2025.
Für das beeindruckende Dekor war übrigens Shakuntala Kulkarni verantwortlich. Die indische Künstlerin beschäftigt sich mit dem weiblichen Körper und seine Beziehung zu verschiedenen Räumen.