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Remembering – 08:45 Uhr BST – ein Jahr nach dem Einsturz des Rana Plaza in Savar

Man kann mit Willensbekundungen und den ersten richtigen Schritten leider keines der 1.127 Opfer wieder lebendig machen. 2.438 Fabrikarbeiter wurden gerettet. Niemand kann sagen, wie viele Arbeiter genau in den fünf Fabriken waren, als das Gebäude in sich zusammenstürzte. Es gab Monate nach dem Unglück noch immer fast 100 Vermisste. Nicht alle Opfer konnten identifiziert werden. Reshma, die letzte lebend gefundene Fabrikarbeiterin, sie war damals 19 Jahre jung, hatte siebzehn Tage unter den Trümmern in völliger Dunkelheit, Kälte und trotz der Angst, lebendig begraben zu sein, überlebt. Hier ihr sehr kleiner Bericht „I did not have any food to eat. I had four biscuits and some water in 17 days,“ „The people who were with me under the rubble died. I heard people screaming. ‚Save me, save me,‘ they screamed. But I couldn’t find them. I tried.“

Heute ist nicht der geeignete Tag, die scharfe Bilanz zu ziehen, was die Textilindustrie in der Folge dieses größten Unglücks daraus gelernt und bereits geändert hat. Dem Fond zur Unterstützung der Familien der Opfer und zur Bezahlung von Behandlungen fehlt noch immer wahnsinnig viel Geld. Die Reparationszahlungen der Firmen, die im Rana Plaza produzierten, schleppen sich mehr dahin, als sie fließen, so wie sie das eigentlich ganz selbstverständlich sollten.

Rana Plaza Collapse Documentary: The Deadly Cost of Fashion

Mehr Schwung haben da die Gedenkaktivitäten und die Aufklärung. Heute ist wie Horst schon berichtete der erste Fashion Revolution Day. Und im Film „The Deadly Cost of Fashion“ halten der Filmemacher Nathan Fitch (und Fotograf, lebt in NY) und sein Co-Director Ismail Ferdos (ein Photojournalist und Filmmacher aus Bangladesch) in ihrem Video die Eindrücke zwischen dem Einsturz und verzweifelt nach Angehörigen suchenden Menschen, die Bilder der Etiketten, die im Schutt des Rana Plaza vor sich hin rotteten und Bilder der Shops in Manhattan fest, die vermutlich Klamotten von dort bezogen … irgendwie gespenstisch. Man fragt sich sofort: Haben wir diesen Schuss wirklich gehört? Oder wird durch die Unübersichtlichkeit der Warenströme in unserer globalisierten Welt auch über dieses größte, mittelbar durch die Gier von Menschen produzierte Unglück, irgendwann saftig grünes Gras wachsen?

Einige Initiativen machen erste Hoffnung: Companies wie Walmart, The Gap, Primark und andere haben sich klar zu ihrer Verantwortung bekannt. Waren lange vor Ort, haben genau hingesehen und gelernt, dass es so auf keinen Fall weitergehen kann und soll. Erste Sicherheitsabkommen mit Farbriken in Bangladesch wurden geschlossen. Dass da noch weit mehr an Taten folgen muss, ist klar. Auch die Initiative „Cost Of Fashion“ klärt auf und verlangt nach dem ganz selbstverständlichen: nach fairer „Entschädigung“ der Opfer (so viele Verletzte) und deren Familien und nach der Änderung der Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in den Fabriken.

Wir werden das Thema groß mit Interviews und allem Drumherum auf die Horstson Agenda setzen. Aber eben ganz bewusst nicht heute, weil heute der Trauertag für die Opfer der Katastrophe ist. Mögen die Seelen von Gottes vergessenen Kindern den verdienten Frieden gefunden haben.

  • Fashion Flash! « Mangoblüte | Life & Style Blog
    24. April 2014 at 19:00

    […] SEHR Lesenswerter Artikel bei Horstson. Husch, husch, […]

  • Siegmar
    25. April 2014 at 11:11

    Habe mir gestern im TV einige Beiträge dazu angesehen und war doch sehr überrascht wie wenig passiert ist und mit welch scheinheiligen Argumenten sich aus der Verantwortung gezogen wurde und besonders widerlich war der Beitrag von Adler Textilhandel der mittlerweile zu Steilmann gehört, ein kleiner Beitrag hier wer immer noch nicht gezahlt hat:
    “ Fast ein Jahr nach dem Fabrikeinsturz verweigern viele Textilfirmen weiterhin die Einzahlung in den Entschädigungsfonds für die Überlebenden und Hinterbliebenen der Katastrophe vom 24. April 2013. Im von der ILO koordinierten Entschädigungsfonds fehlen noch immer substantielle Beträge: Erst 7 Millionen US-Dollar von den benötigten 40 Millionen sind eingezahlt worden. Deutsche Textilunternehmen wie Adler Modemärkte, NKD, Kids for Fashion, Güldenpfennig oder Benetton aus Italien, die sich mit Ware aus Rana Plaza beliefern ließen, haben noch nicht bezahlt. Gestern konnte die ILO endlich die Einzahlung von 500.000 US-Dollar durch KiK bestätigen. Angesichts der notwendigen Entschädigungssumme ist KiK jedoch aufgefordert, ein Vielfaches von dem in den Fonds einzuzahlen, das ist die Realität. Die Pressemitteilung ist von der Kampagne für saubere Kleidung.

  • Daisydora
    25. April 2014 at 11:29

    @Mangoblüte

    Merci! und toll, dass Du auch über den ersten Fashion Revolution Day berichtet hast. das war ja ansonsten nicht gerade der Bringer auf Modeblogs. Könnte ja immer sein, dass man sich damit das Geschäft verhagelt 😉

    @Siegmar

    Du sagst es. dem muss man nichts mehr hinzufügen. das ist echt bitter. dabei geht es in Relation zu den Werbeetats, um nur diese Größenordnung zu zitieren, um Portokassebeträge. Und die wollen und wollen nicht kommen. Wir werden dazu Anfragen starten und Interviews erbitten und dann das Thema mit Hintergründen auf unsere Agenda setzen.

    Ein Schande, dass KIK sich getraut, einen in Relation zum angerichteten Schaden und der Größenordnung des Unternehmens lächerlichen Betrag von 500.000 US Dollar locker zu machen.

  • Butch
    7. Mai 2014 at 05:34

    If you wrote an article about life we’d all reach ennthgienmelt.