Männermode

Ralph Lauren Winter 2018 – Die Sehnsucht nach einer besseren Welt

(Courtesy of Polo Ralph Lauren)

Wenn man sich das Lookbook der Polo Ralph Lauren Kollektion für die Herbst/Winterkollektion 2018 anschaut, stellt man fest, dass es im totalen Gegensatz zu dem steht, was uns die aktuellen Luxusmarken zurzeit täglich präsentieren.
Keine ständigen Nachrichten von Kooperationen, keine kurzfristigen Trends und auch nicht das Aufspringen auf das, was andere Marken gerade erfolgreich macht oder sich besonders gut bei Designer X oder Y, oder der zum gleichen Konzern gehörenden Marke, verkauft. Das heischen nach Aufmerksamkeit durch Influencer oder auch das ständige Einspannen jeglicher Art von prominenten Persönlichkeiten, bei Ralph Lauren eine Fehlanzeige.

Das mag mancher für rückständig halten oder unzeitgemäß, doch eigentlich ist es genau das, was die Vision, den Stil und die Mode des Mannes ausmacht, genau das verkörpert, was Highfashion ausmacht, „Die Vision vorzugeben, von Schönheit und Perfektion eines Lifestyles, von dem man nicht zu träumen wagt“! Dieses etwas abgewandelte Zitat von Diana Vreeland scheint fast vergessen, denn auch die meisten Couture Häuser versuchen sich den Fastfashion Labels anzupassen und drohen sich selbst zu überrunden, ignorieren ständig ihre Wurzeln, werfen ihre Heritage über Bord oder versuchen sich mit kurzfristigen Hypes oder dem Aufspringen auf vermeintliche Shooting Stars, ein jüngeres Klientel herbeizuschaffen, zu profilieren.
Der Trend und die totale Kehrtwendung in der Mode zur Streetwear soll nun auch die altehrwürdigen Marken retten und die Umsatzverluste der Formalwear auffangen. Bei einigen geht es gut, in den meisten Fällen wirkt es eher konstruiert und lächerlich. Der Bezug von Marke und eigenem Stil gelingt selbst bei großem Wohlwollen kaum noch. Die Proportion von Preis und Produkt ist dann auch gar nicht mehr herzustellen. Ein Sweatshirt, das 800 oder 900 Euro kostet, unterscheidet sich letztendlich nur noch durch den Aufdruck des Designers, vom Material oder der Verarbeitung eh schon seit Langem nicht mehr von einem, das für 170 oder 200 Euro angeboten wird. Und das habe ich jetzt mal bewusst diplomatisch ausgedrückt, denn viele kann man durchaus auch mit günstigeren Produkten vergleichen.


Courtesy of Polo Ralph Lauren

Nur wenige Marken scheinen alles richtig zu machen, werden dafür aber natürlich sofort von den Shareholder-Value Marken getadelt, denn langfristige Denke scheint heute in Firmen keine Beachtung mehr zu finden, schnelle Monats- oder Quartalsziele müssen erreicht werden.
Häuser wie Chanel oder Hermès, die langfristige Strategien fahren und äußerste Zurückhaltung beim Thema E-Commerce üben, werden als Einzelfälle dargestellt und als Sonderfälle, die nur aufgrund ihrer strikten Produktpolitik so erfolgreich sind. Neider sind meistens nicht weit, und das Rezept, bei seinem Stil und seinen Stärken zu bleiben, seine Heritage und Codes zu verfolgen, diese in den Zeitgeist umzusetzen, wird von kurzfristigen Managern mit Zeitverträgen und Bonus orientierten Strategien völlig ignoriert. Die Kollektionen werden dadurch zu Marketinginstrumenten, die frei von jeder Kreativität, entweder ständige Verkaufserfolge der letzten Saisons rekapitulieren und neu interpretieren, oder durch lächerliche, auf Effekt setzende Kreationen, die das vermeintlich am weitesten entfernteste unmögliche kombinieren sollen, um das Rad neu zu erfinden und für einen kurzen Aufschrei des Modevolkes zu sorgen, gewürzt.


Courtesy of Polo Ralph Lauren


Courtesy of Polo Ralph Lauren

Vielleicht, weil Polo Ralph Lauren genau das alles nicht ist, sondern, wie ein fernes Land auf dem Planeten Mode erscheint, das sehnsuchtsvoll auf die Werte setzt, die für Ralph Lauren seit 1967 den Inbegriff von Stil und Lifestyle bilden. Die Welt von Long Island, College und University Romantik, der American Way of Life, einer „Es war einmal in Amerika“ Welt à la Sergio Leone, die Welt von Polo erscheint immer wie eine Insel mit eigenen Gesetzen und schwimmt damit in vollkommener Ästhetik komplett zurzeit gegen den Strom. Das Ausstatten des Filmes „Der große Gatsby“ 1972 schwingt immer noch in jeder Kollektion mit.

Für mich eine Wohltat fürs Auge und das, was auf den ersten Blick klassisch erscheint, wird wirkungsvoll gegensätzlich kombiniert, immer Formal Wear mit Sportswear entgegengesetzt und, auch wenn es nicht jeder mag, einfach formvollendet präsentiert. Die Trends niemals laut, immer in der Tradition und super-oldschool in den Zeitgeist adaptiert. Das Rugby Shirt der zwanziger Jahre, das zu den Grundcodes von Polo gehört, kommt diesmal sogar in Leichdaune daher, Workwear wird mit Tweed Sakkos, Westen und Blazermänteln gemixt. Selbst destroyed Denim und mit Patches à la Gucci versehende Strickjacken wirken hier eher elegant und stilvoll. Der Ralph Lauren Mann ist etabliert und will es auch sein, die Perfektion ist sein Leitbild und das Modischsein drückt sich durch ein fast aristokratisches Understatement aus, das trotzdem auffällig ist.
Polo High Tech ist diese Saison ein Sportswear-Thema, das mit grafischen starken Colourblockings spielt und an die Welt des Admirals Cup und der Segler anschließt. Die Kollektion will sich niemals verstellen, überrascht durch immer tragbare Details und der sportliche Dandy steht immer im Vordergrund. Gestylt und betont perfekt, die Lässigkeit behält immer Eleganz und Haltung. Die Nachlässigkeit und Coolness von Kardashians & Co. haben in dieser Welt so gar nichts an Schäden angerichtet. Ralph Lauren Herbst 2018 – eine wunderbare Alternative für Männer, die nicht dem Hype von It-Pieces und pseudo-shabby oder all-over-labeled Avantgarde verfallen sind.


Courtesy of Polo Ralph Lauren

Ralph Lauren bildet so etwas wie das nationale Kulturerbe der amerikanischen Mode und das Paradebeispiel, dass man seinen Lebenstraum als Self-Made-Man in den USA realisieren konnte. Die gute und romantisierte Seite von New York und der East Coast steht für ihn lebenslang im Fokus.
Der Traum, des in der Bronx als Ralph Lifshitz geborenen Sohnes aschkenasischer Juden, die mit keinerlei Kapital aus Weißrussland in die USA kamen, war so stark, dass er sich schon sehr jung nach Stil und schöner Kleidung sehnte. Bereits früh verkaufte er Krawatten an seine Mitschüler und investierte den Erlös in teure Anzüge. Später, nach der Armee, arbeitete er bei Brooks Brothers und entwarf auch gleich eine eigene Krawattenkollektion für das Haus. Seine große Liebe traf er bei seinem Augenarzt, die Rezeptionistin Ricky Anne Low-Beer heiratete er 1964 und sie sollte lebenslang auch das Bild seiner Damenmode inspirieren. Seine Kult-Tasche, die Ricky Bag, ist nach ihr benannt.
1967 machte er sich selbstständig und war einer der Pioniere, der als Modeschöpfer nicht nur Damen- und Herrenkollektionen, sondern die komplette Welt drum herum gleich mitlieferte. Ob Home Collection, Möbel, Geschirr oder selbst Wandfarben, alles sollte seinen Hunger nach Harmonie und eine perfekte Ralph Lauren Welt vervollkommnen.

Höhepunkt und absoluter Wallfahrtsort des gesamten Einzelhandels aus aller Welt wurde dann die „Rhinelander Mansion“, das Polo Ralph Lauren Hauptgeschäft in der Madison Avenue in New York. Das Idealbild der Polowelt und Vorbild für die Distribution und das Polo Ralph Lauren Bild in aller Welt. Lifestyle wurde als weltweites Schlagwort durch ihn kreiert und er steht für einen Stil, den man ähnlich wie bei Chanel , sofort vor Augen hat, wenn man seinen Namen nur hört. Etwas was heute leider sehr selten geworden ist, in den Zeiten in denen ständige Designer, und auch Stilwechsel, bei Labels und Konzernen an der Tagesordnung sind. Der Polo Stil will keine Trends setzen, sondern sich immer treu bleiben und das macht ihn für mich moderner denn je, denn es ist eine gute Alternative der Entschleunigung der Mode, die dringend notwendig ist. Nach Avantgarde kommt Klassik und der Traum nach Schönheit stirbt eh niemals aus. Und in einer Zeit, die uns vermeintlich immer mehr die Sucht nach Neuem suggeriert, eine wunderbare Alternative und Insel mit eigenen Gesetzen.

  • Elke Kempe
    12. August 2018 at 14:34

    Hast Du sehr gut geschrieben.! Die Marke gefällt mir seit Jahren!!

  • vk
    13. August 2018 at 10:49

    jungbrunnen indeed.
    my 80s are back!

  • stephan meyer
    14. August 2018 at 12:08

    Wenn Vêtements schon den Proll von der Strasse zitiert, ist RL ja echt eine reine Wohltat! Eigentlich ging es ja beim Thema MODE mal um eine Idealisierung, wie auch bei Chanel oder YSL. Die Welt hat sich allerdings schon irgendwie so an das Hässliche gewöhnt!

  • fred
    15. August 2018 at 16:34

    RL. Mag ich. Es wurde lange viel über die Krise von RL geschrieben. Endlich mal wieder was positves. ich mag es sehr. Kauf es allerdings so gut wie nicht mehr. Seit langem. Mich stösst seit Jahren das „made in China“ Schildchen ab.
    Aber den Look mag ich sehr sehr gerne.