Kampagne

Punks im Park von Selinunt

(Gucci Pre-Fall-Kampagne 2019; Foto: Glen Luchford)

Ich gebe zu, der Header täuscht. In der neuen Pre-Fall-Kampagne von Gucci steht nicht Punk im Mittelpunkt, sondern die Tempelruinen des archäologischen Parks von Selinunt in Sizilien, die man auf obigem Bild – wenn überhaupt – erst auf den zweiten Blick entdeckt. Sei es drum, es gehört zur Strategie von Alessandro Michele, den Betrachter auf’s Glatteis zu führen und selbst in Kampagnen zu einer Zwischenkollektion zu unterhalten. Bei anderen Marken merkt man in diesem Genre oftmals, wie stiefmütterlich die Pre-Fall-Kollektionen behandelt werden. Doch nicht so bei Gucci – da wird das komplette Team, bestehend aus Fotograf (Glen Luchford), Art Director (Christopher Simmonds), Hair Stylist (Paul Hanlon), Make-up Artist (Thomas De Kluyver) und jeder Menge Models vom fernen Mailand an diesen antiken Ort gefahren, um den Geist des klassischen Symposiums heraufzubeschwören, das Zusammensein nach dem Bankett, bei der sich die Menschen zur Begleitung von Musik und Tanz treffen, Gedichtvorträge hören und lange Gespräche führen würden.

Warum Alessandro Micheles Wahl auf die Parks von Selinunt fiel, ist schnell erklärt: Guccis Kreativdirektor führt einen kontinuierlichen kreativen Diskurs mit antiken Welten und die Entscheidung, um ein zeitgenössisches Tableau Vivant, also eine Art „lebendes Bild“, zu kreieren.
Dabei greift Michele wieder zu der Methode, verschiedene, konträr agierende Popkulturen nebeneinanderzustellen – im Fall der Pre-Fall-Kampagne 2019 sind es Gruppen, die man normalerweise am Venice Beach in Kalifornien sieht und nur sehr selten in den Parks von Selinunt: Punks, Rollerblader, Bodybuilder und Surfer. Dieser durchaus spannende Clash zeitgenössischer Jugendkultur mit den Ruinen einer klassischen Zivilisation führt zu surrealen Kompositionen, die antike Darstellungen in der Kunst wiedergeben.

Selinunt war übrigens eine antike griechische Stadt, die in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts vor Christus an der südwestlichen Küste Siziliens gegründet wurde und durch neun Tempel auf einer Akropolis und drei außerhalb der Mauern auf dem östlichen Hügel, einschließlich des Tempels der Hera, der in der Kampagne zu sehen ist, gekennzeichnet ist. Da sag mal jemand, dass Mode oberflächlich ist …

  • Hannes
    17. April 2019 at 19:14

    Ich kann diese Alessandro-Michele-Luxusresterampenästhetik nicht mehr sehen.

  • Stephanberlin
    18. April 2019 at 00:28

    Disgusting!