(Marquis Emilio Pucci und Laudomia im Palazzo Pucci, Florenz, 1986. Foto: © Emilio Pucci Archiv, Florenz)
Denke ich an Pucci, kommt mir Karl Lagerfeld in den Sinn: “I think tattoos are horrible. It’s like living in a Pucci dress full-time!” Zumindest wäre damit das Verhältnis des Designers zu Tätowierungen geklärt. Wie Lagerfeld aber zu den Entwürfen des italienischen Labels stand, dürfte nicht final geklärt werden können.
Der Gründer des Hauses, Emilio Pucci, präsentierte seit Ende der 1940er-Jahren farbenfrohe Musterfantasien und galt spätestens seit den 1960er-Jahren für viele Modefans als stoffgewordenen Inbegriff von Dolce Vita.
Geboren 1914 in Florenz in einer Familie aus altem Adel, dessen Ahnenreihe bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, war Pucci ein begeisterter Skifahrer und sogar Teil des italienischen Skiteams für die Olympischen Winterspiele.
Nach Kriegsende verfolgte Pucci seine Leidenschaft für Modedesign und versuchte sich mit der Kreation von Skibekleidung. In dieser Zeit begann Pucci, Stretch-Stoffe zu verwenden, mit denen in Europa vor dem Krieg zwar experimentiert wurde, die aber nicht weit verbreitet waren. Den Stoff setzte Pucci bei Bademode ein.
Erinnerungen an Twiggy, Audrey Hepburn, Marilyn Monroe, Jacqueline Kennedy und Jane Fonda als Barbarella kommen dem Betrachter der eigenwilligen Designs in den Sinn – nur Männer schauten bei Pucci in die Röhre: Seit einigen Jahrzehnten (wenn man von einem kleinen Exkurs in die Männermode im Sommer 2012 absieht) sind Herren nicht mehr in den Genuss einer eigenen Pucci-Kollektion gekommen. In den Sechziger Jahren war das noch anders und Männer wie Baron Albrizzi und Patrick Lichfield prägten in ihren Samtanzügen das Image von Puccis Männerlinie.
Puccis Silhouetten waren grundsätzlich feminin und die Farben kräftig, doch den eigentlichen Reiz machten immer die Muster aus. Das Label ist bis heute ein Lehrstück der Innovation, denn Pucci war eine der ersten Marken mit eigenem Logo und Vorreiter der Diversifizierung in Wohnen, Sportkleidung und Accessoires. Frei fließende, leichte Stoffe, Pop-Art-Designs und eine neue Farbpalette hielten Einzug in die Damenmode, wobei man die Web- und Drucktechniken beständig weiterentwickelte.
Ähnlich legendär wie die Entwürfe von Emilio Pucci zeigt sich die Hommage des Taschen Verlages an das einzigartige Modehaus.
Diese aktualisierte Ausgabe im XL-Format vereint Hunderte von Fotos – darunter ca. 60 neue Aufnahmen sowie seltenes Material aus dem Archiv der hauseigenen Stiftung von Emilio Pucci – zu einer beispiellosen Sammlung der besten Arbeiten des Designers. In ihrem Text stellt Vanessa Friedman die Leistungen Emilio Puccis in den Kontext der Modegeschichte und bietet Einblick in die bemerkenswerte Pucci-Dynastie. Jedes Buch ist in ausgewählten bedruckten Stoffen aus der Emilio-Pucci-Kollektion eingebunden – sozusagen ein Buch-gewordener Pucci-Entwurf, von dem die gleiche Magie ausgeht, wie bei den Kleidern: Man bekommt schon beim Durchblättern gute Laune …
Pucci. Updated Edition
Taschen Verlag
Vanessa Friedman, Alessandra Arezzi Boza, Armando Chitolina
Hardcover, 36 x 36 cm, 5,45 kg, 448 Seiten
ISBN 978-3-8365-8276-6 (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch)
200 Euro