(Pringle of Scotland Frühling/Sommer 2020; Foto: Courtesy of Pringle of Scotland)
Bei Pringle of Scotland gab es einen Designerwechsel, Giuseppe Marretta folgte auf die Vorgänger Massimo Nicosia, Alistair Carr und Clare Waight Keller. Das Label muss, ähnlich wie alle traditionell aufgestellten Modemarken, einerseits seine Marken-DNA, die seit 1815 auf Gestricktem basiert, nutzen und vor allem auffrischen und gleichzeitig überraschend-moderne Akzente eines High-Fashion-Labels im Wettbewerbskanon der mit Marken überbelegten Branche setzen, wie das zum Beispiel damals mit Christopher Bailey bei Burberry gelang. Für dieses Kunststück muss man Giuseppe Marretta sicher noch etwas Zeit lassen, wobei die Pringle-of-Scotland-Erneuerung bemerkenswert ist – und das nicht nur, wenn man im Hinterkopf hat, dass zwischen Bekanntgabe des Designerwechsels und der Präsentation der Frühling/Sommer-Kollektion 2020 nur wenige Wochen lagen. Es lohnt also doppelt, sich durch das Lookbook zu klicken:
Giuseppe Marretta ließ sich für die Frühling/Sommer-Kollektion 2020 von David Hockney inspirieren – Kenner des Künstlers werden bei dem Headerbild dieses Beitrages eh schon das Hockney-Werk „The Diver“ dechiffriert haben: „Meine künstlerische Referenz für die Kollektion lieferte einer meiner Lieblingsmaler, David Hockney, und seine ikonischen malerischen Motive“, wie Marretta erklärte. Neben „The Diver“ erinnern einige Muster auf Shirts und Hosen an die berühmten Swimmingpools des Künstlers mittels Laser konnte die Reflexion von Wasser imitiert werden, sodass auf Denim und Strickwaren ein gebleichter Effekt simuliert wird. Das gleiche Muster wird über einen handgestrickten Pullover vergrößert – ein traditionelles Stück mit einem modernen und grafischen Finish.
Neben Hockney liefern die schönen sportlichen Traditionen der altehrwürdigen Hochschulen von Oxford und Cambridge die für die Kollektion notwendige Inspiration. Kräftige und kontrastreiche Farbstreifen, inspiriert von Rugby-Trikots, Cricket-Krawatten und dem Farbschema, das die Oxbridge Colleges üblicherweise für College-Schals, -Krawatten, -Sportkleidung etc. nutzen.
Nicht fehlen dürfen natürlich Zitate an die rebellische Seite der britischen Mode und die traditionelle Tartan- und Argyle-Struktur – immerhin können die Schotten bei der Verarbeitung von Strickwaren schon seit Jahrhunderten ihren Platz behaupten (fairerweise muss erwähnt werden, dass das auch Barrie immer wieder auf’s Neue beweist). „Mir gefiel die Idee eines Schmelztiegels dieser Elemente des Kulturerbes, und ich wollte mit neuen Möglichkeiten experimentieren, wie man die Signaturgarne und Hauscodes von Pringle verwenden kann, um ein neues Vokabular für die Marke zu erstellen“, erläutert Giuseppe Marretta.
Alles Britische, wie Harris Tweed und Donegal oder auch Tartan, erlebt zurzeit ein Comeback. Kein Wunder, nichts ist so nachhaltig wie gute Qualität, Handwerk und klassisches Design. Wenn es dann noch einen so modischen Drive bekommt, wie bei der Frühling/Sommer-Kollektion 2020 von Giuseppe Marretta für Pringle of Scotland, kann man sich in der Zukunft auf einiges gefasst machen …
Peter Kempe
18. Juli 2019 at 14:29Irgendwie mag ich Pringle schon immer!