(Aufblasbarer Hocker von Verner Panton / Verpan für Prada; Bild: Courtesy of Prada/Verpan)
Vor einigen Monaten sprachen wir schon am Rande einer Prada-Schau über die aufblasbaren Hocker von Verner Panton. Die Denkfabrik AMO, die an das Architekturbüro des niederländischen Architekten und Pritzker-Preisträgers Rem Koolhaas, OMA, angeschlossen ist, verantwortete damals das Setdesign der Prada Frühling/Sommer-Kollektion für 2019.
Der gesamte Raum in der Mailänder Via Fogazzaro wurde mit lichtdurchlässigen Folien bedeckt, um so der Schau eine psychedelische, ja, mystische Atmosphäre zu verleihen. Um das Set zu vervollständigen, wählte AMO die aufblasbaren Hocker von Verner Panton, die nun in einer Neuauflage von Verpan für Prada produziert wurden.
Der Anfang der 1960er-Jahre eingeführte Hocker von Verner Panton war eines der ersten Möbelstücke aus aufblasbarem Material. Noch heute steht er für Pantons Neugier, seinen äußerst mutigen Umgang mit neuen Materialien und dem Blick über den Tellerrand: Die Würfel wurden so konzipiert, dass sie einzeln oder in mehreren Stufen zu einer Lounge oder Schlafcouch verwendet werden können.
Hier einige Bilder aus den 1960er-Jahren:
Der aufblasbare Hocker bestand aus einer transparenten Folie, die miteinander verschweißt und zu einer kubischen Form aufgeblasen wurde. Das leichte und transparente Material überzeugte damals Panton, da es eine große Mobilität, Flexibilität und Kreativität bei der Gestaltung und Nutzung der Produkte ermöglichte und es leicht machte, die Teile zu bewegen und an unterschiedliche Gegebenheiten und Räume anzupassen. Allerdings gab es ein Problem: Damals konnte Panton die Schweißmethode nicht perfektionieren, was eine Serienproduktion ausschloss.
Die Neuauflage wird nicht das Problem haben – die Schweißnähte werden sicherlich halten. Aus der Puste wird man übrigens nicht kommen: der aufblasbare Hocker mit einem Kompressor ausgeliefert.
Der Preis liegt bei 650 Euro.
Sarah
13. November 2018 at 12:48Super Design, obwohl sich über den Preis streiten lässt 😉 Für die Prada-Schau einfach wunderschön!
thomash
13. November 2018 at 13:38Der Hocker ist natürlich eine Sensation. Aber einen solchen Fantasie-Preis dafür aufzurufen, ist in Wahrheit schon Image- und Marken-schädigend. Deutlicher kann man nicht signalisieren, dass die Preise einen extrem hohen Verarschungsanteil haben. Schade, Prada wirkt ja eigentlich immer so überlegt und jetzt so ein Ausfall.
Horst
13. November 2018 at 13:44@Thomash Findest Du den Preis zu hoch? Ich war etwas überrascht, da ich mehr erwartet hätte. Klar ist es viel, wenn man nur die Materialkosten bedenkt, aber einen Panton-Prada für so einen Preis find ich okay…
fred
13. November 2018 at 17:11Ich stimme den anderen zu. Der Preis ist viel, viel zu hoch. Es ist ja nicht wirklich ein Panton. Panton lebt ja schon lange nicht mehr. Es ist ein Lizensobjekt. Wieviel Panton da wirklich noch drin ist, das ist da ja fraglich. Von dem her würde ich es nicht unbedingt mit Panton in Verbindung bringen. Es ist ein Sitzobjekt von Prada, das ich auch gerne hätte, das auf die Idee von Panton zurückgeht. Die Grundidee aus den 60er Jahren ist ja einfaches und erschwingliches Wohnen. So waren die Utopien damals. Wir denken hier nur an Enzo Mari mit den Möbeln zum selberbauen. Wohnen sollte billig und erschwinglich sein. Plastik und Kunststoff war da natürlich das Material der Stunde. Ich hatte als Kind sogar noch einen aufblasbaren Sessel. Das hat aber damals schon nicht geklappt.
Das Pradateil ist sehr toll, es entspricht aber nicht dem Grundgedanken des günstigen Wohnens. Es wäre toll gewesen, man hätte sie für 50 Euro kaufen können. Dann hätte ich jetzt einen!
Ich verweise hier kurz auf den Architekten Hans-Walter Müller, der ein Pionier der aufblasbaren Häuser ist. Auch eine Idee dieser Zeit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Walter_Müller
Mit ihm habe ich mal zusammengearbeitet. Ich hoffe, Frau Prada entdeckt ihn nicht und er gerät nicht auch in den Vermarktungsstrudel.
JayKay
13. November 2018 at 17:34Selbst als Prada und als Kanton Fan finde ich den Preis viel zu hoch.
Das Objekt ist richtig toll, keine Frage. Ich würde ihn mir sofort ins Wohnzimmer stellen.
Das ist meine persönliche Wertigkeitsrechnung:
Der Freischwinger Vitra Panton Chair kostet in der einfachen Ausführung um die 250 Euro.
Und hier stecken auch der Name „Vitra“ und „Panton“ drin. Auch hier sind alle Entwicklungs und Tantiemenkosten, Material etc enthalten. Und er besteht aus Voll-Kunststoff.
Jonathan De Pas, Donato D’Urbino, and Paolo Lomazzi haben auch einen inflatable Armchair (1967) entworfen. Dieser wurde von Supreme vor wenigen Wochen angeboten (Bitte hierzu keine unsachlichen Kommentare an den Start bringen) Dieser lag um die 250/300 Euro.
In Anbetracht meiner Vermutung, das auch der Prada/Panton Chair Luft verlieren wird, wenn man (als Normalgewichtiger mit nicht mehr als 75kg) länger darauf sitzt, würde ich ihn nicht als vollwertiges Sitzmöbel bezeichnen.
Herstellungskosten unter 5 Euro.
Begehrlichkeitsaufschlag 300 Euro
Bei einem Preis von 400 Euro wäre er immer noch meiner Ansicht nach übertrieben teuer.
650 Euro ist hier Vollverarsche.
vk
13. November 2018 at 18:15gentlemen, what are we talking about?
es ist doch klar, dass prada nicht den weltmarkt fuer aufblasbare stuehle erobern moechte.
das ding ist ein conversation piece. fuer mich ist es rund.
wers kaufen will, kann ja drauf warten, dass chinesen es demokraisieren
ich sach nur panton chair an jeder ecke fuer eur25
Horst
13. November 2018 at 18:45Na, ihr seid ja kritisch hier, i like!
Es wird ja niemand auf die absurde Idee kommen, sich wirklich auf den Hocker zu setzen. Ich glaube auch nicht, dass es sonderlich bequem ist. Machen wir uns nichts vor: es wird aufgeblasen und steht dann in irgendeiner Ecke, als Objekt sozusagen. Bei dem Supreme-Sessel wird es vielleicht so sein, dass die in irgendwelchen Jugendzimmern stehen und auch benutzt werden 😉
Für eine Nylontasche von Prada zahlen einige ja auch 800 Euro ohne mit der der Wimper zu zucken 🙂
fred
13. November 2018 at 18:58Verrückt. Eben heute habe ich wieder mit einer Frau gesprochen. die morgens um 3h aufsteht, um die Uni zu putzen. Alle zwei Jahre muss sie hoffen, dass der Vertrag verlängert wird. Wir leben in einer üblen Zeit. Und da kaufen Leute Plastiktaschen für 800 Euro. Wie sag ich immer: „auch die müssen sterben.“
fred
13. November 2018 at 19:50@JAYKAY
Obwohl kein Supremefan, habe ich mir den Sessel eben angeschaut und er gefällt mir gut und erinnert mich an meine Kindheit, in der es tatsächlich noch diese Sessel gab. ich befürchte nur, bei all dieses Sesseln geht die Luft raus.
Ich habe ja vor ein paar Jahren eine Prouve/G-Star/Vitra Lampe gekauft. Die ist sehr schön und hat 150Euro gekostet, was ich für angemessen halte:
https://qvest.de/jean-prouve-lampe-de-bureau-raw-edition?sPartner=google&number=VIIN01063-1&gclid=EAIaIQobChMI9pHoloTS3gIVy-d3Ch3h0QIvEAQYBCABEgJzW_D_BwE
Mehr hätte ich aber auch hier für übertrieben befunden.
vk
13. November 2018 at 21:49@fred – die lampe ist toll. – erinnerst du schroer in duesseldorf und krefeld? die haben damals ganz NRW mit designobjekten und kultur versorgt und oft ganz tolle events und austellungen betrieben. die lampe ist eigentlich son typisches schroer-objekt. ganz konzentierte, fast museale energie. tolles stueck.
fred
13. November 2018 at 23:42@VK
Ich muss gestehen, ich war noch nie in Düsseldorf und noch nie in Krefeld. Ich denke, beides sollte ich mal machen!
Es ist eine sehr tolle Lampe, aber ich habe sie im Lager liegen, zusammen mit meinen Ferdinand Kramer Sachen und meinen Arne Jacobsen Stühlen. Ich kauf immer Möbel und Lampen und stell sie dann gleich ins Lager, weil ich sie eigentlich gar nicht brauche. Was ich allerdings gekauft habe und sehr mag sind zwei George Nakashima Stühle. Einer meine Lieblingsdesigner. Kennst du den? ich habe die beiden Stühle in meinem Arbeitszimmer.
Vk
14. November 2018 at 11:02Schröer in D und KR gibt es leider schon lange nicht mehr.
Nakashima kenn ich und hab auch gerad nochmal gegoogelt. Gefaellt mir sehr. Bin juengst ebenfalls auf American Arts n crsft eingeschwenkt. Ein sehr schönes und inspirierendes Feld.
fred
14. November 2018 at 11:47@VK
An Nakashima mag ich, dass es sehr amerikanisch ist und gleichzeitig japanisch. Es bringt das japanisch leichte und das amerikanisch wuchtige zusammen. Wie gesagt, es sind meine Schreibtischstühle. Frühe 50er Jahre von Knoll.
https://www.vntg.com/4874/set-of-4-straight-dinner-chairs-by-george-nakashima-for-knoll-1940s/
Vk
14. November 2018 at 11:56Praezise gesagt. Und sehr schoene stuehle.
fred
14. November 2018 at 12:31@VK
Ja, sehr schöne Stühle. Ich freue mich immer, wenn ich sie sehe. Wie neulich schon geschrieben. Ich mag meine Sachen immer sehr und hänge an ihnen. (Wie am alten Armani Pulli, den ich tatsächlich Montag abend beim essen
gehen anhatte.)
vk
14. November 2018 at 13:53@fred – klar. geht mir genauso. ich hab allerdings auch durch sehr viele umzuege – man nimmt dann nicht alles mit. laesst manches bei freunden, manches im lager. einiges geht verloren – auch wirklich oft abschiedgenommen, und das tut auch gut. gibt ein paar ganz wenige dinge, die ich echt sehr gerne wieder haette. aber die sind in erinnerungen auch gut aufgehoben.
fred
14. November 2018 at 17:23@VK
Diese Dinge, die man wieder hätte, muss man sich wieder besorgen. egal, wieviel es kostet. Ich habe vor kurzem ein Jeanshemd, das ich vor 30 Jahren hatte, auf Ebay wieder gefunden. Ich habe ich immer geärgert, dass ich es nicht mehr hatte. Ich habe es dann für einen wahnsinnigen Preis wieder ersteigert. Was man gerne wieder will, muss man wieder haben. Mir wurde in der Schule ein tolles Sweatshirt von Henry Cottons geklaut. Das ärgert mich bis heute und ich schau noch immer, ob es irgendwo auf Ebay mal wieder auftaucht.
Vk
14. November 2018 at 20:03@fred – ich weiß komplett, was du meinst. Vereinzelt hab ich das auch gemacht. manche Dinger sind einfach Begleiter, es ist gut, sie um sich zu haben. – es gilt allerdings nach wie vor der alte Spruch: you can never step in the same river twice.
thomash
14. November 2018 at 21:05bei den taschen aus kunststoff bezahlt man prada für die prada- idee, dagegen kann man nichts sagen. aber pradas idee, einen irren preis für pantons idee aufzurufen, das finde ich – wie gesagt – eine ganz schlechte aktion der marke.
fred
14. November 2018 at 21:59@VK
Für mich gilt der Satz von SJP in SATC 1: „Man kann immer wieder zurück. Es kostet nur.“
vk
14. November 2018 at 22:59@fred – wer wuerde ihr widerspechen wollen