(Prada Resort 2019, James Ewing, Herzog & de Meuron, Courtesy of Prada)
Nur einen Tag nach der sensationellen Chanel „La Pausa“-Cruise-Show im Grand Palais in Paris ging die Tournee für die Resort-2018/19-Kollektionen mit Miuccia Pradas Kollektion in New York weiter. Prada, bekannt dafür, dass es wie kein anderes Modehaus Kunst & Architektur mit Mode verbindet, wählte die Location mit bedacht, weil hier, schon lange bevor die grandiose Fondation Prada in Milano gebaut wurde, mit dem renommierten Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron ein Projekt besonderer Art realisierte, das nun auch zum Schauplatz des Défilés wurde.
Prada Resort 2019, Courtesy of Prada
Die sogenannte „Piano Factory“ wurde im Jahr 2000 gemeinsam von Prada und Herzog & de Meuron von einer alten Klavierfabrik in das US-Headquarter von Prada mit großen Präsentationsflächen, auch für Ausstellungen, völlig entkernt. Roher Beton und bis auf die Grundlinien reduzierte Architektur gibt dem Gebäude einen rohen Charme, der mit der Stadtsilhouette und den umliegenden Industriegebäuden aus der Gründerzeit im reizvollen Dialog steht. Eine ideale Location um die Prada Cruise zu zeigen.
Doch was dann in der 7. Etage des Gebäudes inszeniert wurde, war nicht dem Zufall überlassen – an diesem 4. Mai 2018 sollte der Sonnenuntergang um exakt 19.55 Uhr den flamboyanten Abschluss des Défilés bilden. Dazu wurden, um die Wechselwirkung von Natur und fast laborhafter Atmosphäre zu erzeugen, rote Panneaus vor die Fenster gesetzt, die so Außen- und Innenlicht reizvoll verschmelzen ließen. Streng symmetrisch defilierten die Models vor diesen Panneaus, die semi-transparent den Innenraum wie eine Bühne vor den rohen Betonteilen erscheinen ließen und Natur von Architektur teilten.
Prada Resort 2019, Courtesy of Prada
Um 18.30 Uhr kamen die Gäste im Tageslicht, ohne zu ahnen, welches grandiose Schauspiel ihnen bevorstand.
Gleichzeitig übertrug Prada die Schau auf die berühmten, schrill leuchtenden
Werbetafeln, für die der Times Square mitten in New York weltberühmt ist und Werbungen mehr wie Kunstinstallationen wirken lässt. Prada wollte ein Statement setzen zwischen der quirligen Stadt, die niemals schläft und der fast meditativ wirkenden Präsentation ihrer Mode. Sichtbar und unsichtbar, transparent und opaque, das silbergrau, rot und schwarz, alles auch Farben, die sich in der dann folgenden Kollektion widerspiegeln.
Die Cruise-Kollektionen der meisten Häuser verbindet in dieser Saison eine Eigenschaft, nicht nur, dass sie sehr auf die Codes ihrer Marken eingehen und diese stark signalisieren, sondern auch, dass diese im November und Dezember in die Läden kommenden Modelinien überraschend tragbar und alltagstauglich sind. So auch Miuccia Pradas Ressort-Kollektion, der wir, manchmal wird es vergessen, ja überhaupt die sensationelle Einführung von synthetischen Hightechfasern und Nylonmaterialien zu Beginn der 90er-Jahre zu verdanken haben.
Prada Resort 2019, Courtesy of Prada
Das gewählte Motto, „Der Verlauf von Zeit“, symbolisiert durch den Sonnenuntergang und den Lichtwechsel dann auch die Eigenschaften dieser exzellenten Kollektion. Und da ist es alles wieder, in der updated Version, was Miuccias Mode groß machte: Hosenanzüge mit gerade geschnittenem Beinverlauf oder Flairoptik, dazu A-Silhouetten und gezippte kurze Jacken. Die „ugly prints“, à la amerikanischer Motelgardine, in leicht steif wirkenden Stoffen, dazu sixties Pullis mit grafischen Mini- und Maxi-Jaquards, blickdichte Strümpfe und College-Schuhe mit festen Blockabsätzen. Große farbige Horn- und Bakelitketten, dazu spitze, sizilianische fifties Pumps, alles gute Prada Bekannte.
Einst 1994 defilierten damit die Supermodels über den Runway und ließen uns den Atem anhalten. Jetzt schafft es Miuccia Prada das Ganze mit Strick- und Häkeltops zu layern, darüber Chiffon, Federn und Stickereien wie einen Schleier zu werfen, um das plakative Instagramzeitalter wie eine Reflexion erscheinen zu lassen. Klare Schnitte und weibliche Klarheit in den Formen, dazu Velcro, Athleisure-Polos und ganz simpler Strick, der mit dem Glamour von Lurex- und Brokatstoffen kontrastiert. Die schlaue italienische Modeheroine weiß genau, wie sie mit typischen Prada-Codes spielt und immer wieder überraschend Neuigkeiten bietet.
Slip-on-Kleider und die typischen Tailor-Mäntel werden zur neuen femininen Uniform, die sofort begeistert. Riesige Trappermützen, Meshtops und Logos verdeutlichen, das wir in einem Zeitalter der Mode sind, in dem mehr, mehr bedeutet.
Doch Miuccia Prada zeigt auch, dass logischerweise demnächst wieder das Weglassen auf der Agenda der Kollektionen stehen wird – einige Looks lassen deutlich spüren, dass trotz Material- und Mustermix, die Schlichtheit schon wieder aus der Zukunft schaut.
Prada at it’s best – „It’s a kind of fantasy of reality“ bezeichnete sie selbst diese Show und das ist sie wahrhaftig, denn eins ist heute wichtig, die Wiedererkennbarkeit von Label und Style und gleichzeitig das Selbstverständliche zum täglichen Tragen – und das vereint diese Cruise perfekt.
Siegmar
26. Mai 2018 at 21:51Prada eben, sehr toll und lieber Peter tolle Reportage