Das Arbeiten mit Holz liegt dem in der Südtiroler Stadt Meran geborenen Designer Martino Gamper sehr. Schon als Kind faszinierte ihn die Arbeit der Schreiner aus seiner Nachbarschaft und die vielen interessant und anders gemaserten, wohl duftenden Holzarten. Tirol hat einen engen Bezug zu Landschaft und Natur und die organischen Formen strömten auf Gamper tiefe Prägungen für seine Ästhetik aus.
Bild: Prada; PR
Martino Gamper studierte in Wien, wo er an der Akademie der bildenden Künste seinen Abschluss machte. Anschließend arbeitete er für kurz Zeit in Mailand, wo er italienisches Design vertiefte und ging anschließend nach London. Die britische Möbelfirma Ercol bot ihm einen Arbeitsplatz an. Doch nur Produktdesign war Gamper zu wenig – ihn interessierte die Evolution des Designs und die Veränderung.
Bilder: Prada; PR
Der Grad zwischen Design und Kunst ist schmal und die Grenzen dazwischen auszuloten machte Gamper Spaß und so entstand die Idee, mit der er der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde.
2007 veröffentlichte Gamper sein 2005 begonnenes Projekt „100 Chairs in 100 Days and its 100 Ways“. Hierbei verwandte er 100 auf den Sperrmüll geworfene Sitzmöbel und baute sie in neuen Kombinationen zusammen. Das Projekt wurde zuerst in London gezeigt, ging dann zur Triennale in Mailand des Jahres 2009. Bereits Designtes wurde so zu neuem Design. Recycling und Metamorphose – wiederrum aus der Natur entlehnte Motive …
Bild: Prada; PR
Die Stadt Bozen ließ ihn mit seinen Designs öffentlichen Raum und Passagen bespielen und gestalten. Möbel entstanden, Objekte, Untersetzer … er kuratierte Ausstellungen und entwickelte sich immer weiter und gilt heute in der Nachfolge von Ettore Sottsass oder Michele de Lucchi als einer der berühmtesten italienischen Designer. Holz bleibt sein Hauptmaterial und dieses spielt er jetzt auch in der Kooperation mit Prada voll aus und führt es zu einer faszinierenden Meisterschaft. Die Modernität Londons, wo Gamper Tutor am Royal College of Art doziert und auch lebt, die Codes des Prada Stils und das Material Holz – ein Dreiklang, der die Basis des Projekts „Corners“ gibt.
Bild: Prada; PR
Das Besondere ist auf jeden Fall auch der Ausstellungsort: Alle Prada-Schaufenster weltweit (unsere Bilder zeigen die fabelhafte Inszenierung in der Galleria Vittorio Emanuele). „Corners“ ist mehr als ein Schaufenster-Display, weil alleine das Entdecken der vielen verschiedenen Maserungen und Furnierungen an Renaissance Kunstwerke der Ebenisten erinnert.
Bild: Prada; PR
Die Idee hinter den dreidimensionalen Installationen ist dabei denkbar einfach: Es geht darum, die perspektivischen Möglichkeiten einer ganz gewöhnlichen Ecke herauszuarbeiten. Holzmaserungen laufen zum Beispiel auf einen Fluchtpunkt zu, dort scheint sich plötzlich ein Fenster zu einer abstrakten Waldlandschaft zu öffnen. Ein optischer Trick, um Tiefe zu erzeugen – und die Mode im Vordergrund trotz der ähnlichen Farbgebung in Brauntönen spektakulär unauffällig-auffällig zu inszenieren.
Die Prada Frühjahrskollektion mit seinen Stitchings und seinen auch aus der Natur entlehnten Farben, die eher neutral sind, scheint wie perfekt geeignet für diese spektakuläre Kulisse.
Bild: Prada; PR
Schaufenster, wie ich in der Berufsschule schon gelernt habe, sind die Visitenkarte des Geschäftes und das direkte Werbemittel am Kunden – auch in Zeiten von Online- und Digitalwerbung faszinieren sie immer noch.
Martino Gamper und Prada haben wirkliche Augenweiden geschaffen, die Lust auf mehr Design des Südtirolers und auch auf die Prada-Kollektion machen …
Siegmar
12. Januar 2015 at 17:30ganz toller Artikel und die Schaufenster sind grandios. Prada ist da absolut toll.
New York: The PRADA Iconoclasts 2015 by Michael Wilkinson & Tim Martin | Horstson
17. Februar 2015 at 09:54[…] selbst die Schaufenster der Flagshipstores in den Metropolen der Welt zur Kunstbühne – erst vor wenigen Wochen berichteten wir über die Schaufensterinstallation “Corners”…. Da Miuccia Prada ihre Inspirationen gern aus Filmen oder Bühnenstücken entleiht und ihre […]