(Paul Smith x Josef und Anni Albers Foundation; Bild: Paul Smith)
In diesem Herbst wird die Londoner Galerie „Tate Modern“ die erste große Retrospektive des Werkes von Anni Albers (1899-1994) in Großbritannien präsentieren. Die Ausstellung, die – mir etwas unverständlich – ein Jahr vor dem hundertsten Jahrestag des Bauhauses eröffnet wird, versteht sich als eine längst fällige Anerkennung für Albers‘ Beitrag zur modernen Kunst und zum modernen Design.
Anni Albers verband das alte Handwerk des Handwebens mit der Sprache der modernen Kunst und fand viele Möglichkeiten, das moderne Leben auszudrücken.
Die um die Jahrhundertwende in Berlin geborene Annelise Else Frieda Fleischmann wurde 1922 Schülerin am Bauhaus, wo sie ihren Mann Josef Albers und andere bedeutende Persönlichkeiten der Moderne, zum Beispiel Wassily Kandinsky und Paul Klee, traf. Obwohl das Bauhaus die Gleichstellung der Geschlechter anstrebte, wurden Frauen immer noch davon abgehalten, bestimmte Bauhaus-„Disziplinen“, wie die Malerei, zu erlernen, was für Albers der Grund war, sich der Weberei zu widmen.
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus und der Schließung des Bauhauses verließ Albers 1933 Deutschland und ging in die USA, wo sie über 15 Jahre lang am experimentellen Black Mountain College lehrte. Von da an reiste sie regelmäßig Mexiko, Chile und Peru, sammelte Artefakte und tauchte in eine alte Kultur ein, die ihre Karriere und ihre Werke entscheidend beeinflusste.
In den 1950er Jahren zog Albers nach New Haven in Connecticut, nachdem ihr Mann an die Fakultät für Design der Yale University berufen wurde. In ihren späteren Jahren begann Albers auch mit der Druckgrafik und übersetzte ihre Ideen in eine zweidimensionale Form.
Mit über 350 Objekten, darunter kleine Studien, große Wandbehänge, Schmuck aus Alltagsgegenständen und Textilien für die Massenproduktion, wird die Ausstellung in der „Tate Modern“ die vielen Aspekte von Albers‘ Praxis untersuchen – angefangen von der Schnittstelle zwischen Kunst und Handwerk, bis hin zur Handweberei und Maschinenproduktion.
Anlässlich dieser Retrospektive des Werkes der Künstlerin gibt Paul Smith in Zusammenarbeit mit der „Josef und Anni Albers Foundation“ eine Minikollektion heraus, die von Anni Albers Textildesign inspiriert wurde.
Für die Kollektion interpretiert Paul Smith das klassische Tapisserie-Design von Anni Albers neu und verarbeitet es zu bunten Strickwaren und Accessoires. Doch schaut einfach selbst:
Paulus‘ Interesse an der Arbeit von Anni Albers ist nicht neu – ganz im Gegenteil. Für seine Herbst/Winter-Kollektion 2015 entwarf Paul Smith eine Laufstegkollektion mit Karomustern und dezenten Farben, die von Josef und Anni Albers‘ Reisen nach Mexiko inspiriert war. Eine Kollektion, die auch drei Jahre später sehenswert ist, wie ich finde:
Die „Paul Smith x Anni Albers“-Kollektion ist ab 24. September online und ab 11. Oktober 2018 in den Boutiquen des Designers erhältlich.
Wer sich hingegen einen Überblick über das Schaffen von Anni Albers verschaffen möchte, kann das – ebenfalls ab dem 11. Oktober – in der „Tate Modern“ tun. Die Ausstellung läuft bis zum 27. Januar 2019.
Tate Modern
„Anni Albers“
11. Oktober 2018 bis zum 27. Januar 2019
Adresse
Bankside, London SE1 9TG
Öffnungszeiten
Sonntag bis Donnerstag von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet; Freitag und Samstag von 10 Uhr bis 22 Uhr.
Vk
12. September 2018 at 08:12Das Bauhaus Jahr ist eröffnet. Etwas lapidar allerdings.