Auf Christopher Bailey ist Verlass: Für Burberry Prorsum kreieren Bailey und sein Team in jeder Saison das, was den traditionellen Erfinder des Trenchcoats eben nicht nur zu einem Hersteller von Klassikern macht, sondern in der ersten Reihe der Designer-Defilees erscheinen lässt. Den Trenchcoat gibt es natürlich auch in der Winterkollektion, diesmal aber mit knallbunten Patches. Die strenge Form verschwindet fast unter der Romantik, die Bailey dem nächsten Winter verpasst.
Bild: Burberry; PR
Seit einem Jahr ist Christopher Bailey nicht nur Head of Design, sondern sitzt auch im Vorstand des mittlerweile größten britischen Luxuslabels. Dass dieser Spagat seiner Kreativität keinen Abbruch tut, hat er bereits mit seiner Herrenkollektion bewiesen. Bailey startete im Januar unter dem Titel “Classically Bohemian” ein Feuerwerk von Mustern und Kombinationen, die wie eine Mischung aus Ererbten und Neuem wirken soll. Oscar Wilde – wenn er heute leben würde – hätte die Kollektion sicherlich zu einer langen Wunschliste inspiriert. Fantasie, typischer Brit Chic, ein bisschen Portobello Road – das ist die Mischung, die wir an England so lieben und die Baileys Erfolgsrezept ausmacht. Die logische Konsequenz ist das Motto „Patchwork, Patterns & Prints“, unter dem die Womenswear der Prorsum Linie anschließt. Parallel zu den Frauen schickte Bailey korrespondierende Männerlooks über den Runway geschickt. Der Grund dafür ist nicht nur, dass die Linien zusammenpassen: Bei immer mehr werdenden Kollektionen ist es die logische Konsequenz, dass parallel die Stoffe und Themen für beide Geschlechter genutzt werden, allein schon weil die Entwicklungszeiten immer kürzer werden.
Bilder: Burberry; PR
Ein Feuerwerk von Fransen, Crochets und Muster- und Materialmix erwartet die „Burberry-Frauen“ im nächsten Winter. Doch diesen Look schlicht als ‚Hippie‘ zu bezeichnen, wird dem Niveau der Kollektion nicht gerecht. Viele der Wurzeln liegen eher bei der Jahrhundertwende und der Arts & Crafts Bewegung in Englands glorreicher Edwardianischer Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Die Quilt-Techniken stammen aus der Nähe von East Yorkshire, Baileys Geburtsort.
„Durham“ ist fast mehr eine Kunst als simples Patchwork. Die Spiegel-Pailletten, auch schon bei den Jungs an die Zeit des Swinging London anknüpfend, zieren Chiffonkleider oder Zipfel- und Fransenröcke. Die frühen Hippies ließen sich von den ersten Indienreisen inspirieren und schmückten mit mitgebrachten Seiden und Textilien ihre Denimjacken oder kombinierten Sari-Stoffe und Gewürzfarben zu Jeans und britischen Kleidungsstücken.
Bilder: Burberry; PR
Übrigens nicht nur die Looks, sondern auch die Frisuren und das Make-up ließen einen permanent an die Lieblingssängerin meines Kollegen Blomquist denken: Joni Mitchell. Engelshaar war damals die große Mode. Doch viele sahen nicht unbedingt nur wie Engel aus: bei falschem Styling geht es auch als – Pardon – Sauerkraut-Haar durch. Live Musik von Clare Maguire mit „House of the rising Sun“ und „My Sweet Lord“ untermauerten die Stimmung der Zeit, die Bailey offenkundig als Inspiration liebt und die mir auch niemals langweilig wird, weil Frauen lässig, sexy und selbstbestimmt wurden. Die Taille rutscht bei Burberry merklich höher und ‚Floral‘ wird munter mit grafischen Mustern, wie Tierpattern, gemixt, die aber neue Optiken haben. Gesmokte Ponchos und „Miss Marple“-Umhänge dürfen natürlich – typisch britisch – nicht fehlen.
Bilder: Burberry; PR
Burberry Prorsum bekommt immer mehr eine völlig eigenständige Linie, die mit dem, was in den Stammkollektionen des Hauses über den Ladentisch geht, nichts zu tun hat. Der klassische Trenchcoat, der Karoschal oder die Tartan-Tasche lassen in manchem Store kaum Platz für diese wirklich großartige Kollektionen, die in den Schauen so überzeugen. Personalisierungen sind bei vielen Kleidungsstücken mittlerweile schon Tradition, wodurch einzelne Teile von Prorsum noch mehr zu Lieblingsstücken werden.
Prorsum ist Burberrys Kür und verbindet das, was die Hand von Christopher Bailey koordiniert: moderne High Fashion und die Heritage des Hauses – und das schon ziemlich lange ziemlich gut. Dabei ist er bodenständig geblieben und immer noch der Brit Guy wie früher.
Bilder: Burberry; PR
Kate Moss, Cara Delevingne und Naomi Campbell sowie Mario Testino halten ihm die Treue und verfolgten wie immer seine Schau. Tradition ist in England halt immer hip, nur muss es exzentrisch sein.
Die „Fransen-Poncho-Pyramiden-Frauen“ werden sicherlich im nächsten Winter zahlreich in der Burlington Arcade gesichtet – schön spleenig und schön britisch!
Siegmar
27. Februar 2015 at 13:12Ich mag es 🙂
PeterKempe
27. Februar 2015 at 14:07@ Siegmar Ja super klasse!
Frooonk
27. Februar 2015 at 14:48Hi,
die Outfits gefallen mir und will von deiner Fashion noch mehr sehen 😉
In diesen Sinne:
Mode ist die Nachahmung derer, die sich unterscheiden wollen, von denen, die sich nicht unterscheiden.
LG Frooonk
Sven
27. Februar 2015 at 17:49me like 😀
Elias
27. Februar 2015 at 18:11Wunderschöne Mode, sehr interessanter Beitrag!
Für moderne Gentleman würde ich gerne die brandneue facebookseite „The Gentleman’s Choice“ empfehlen!
https://www.facebook.com/Thegentlemanschoice
Monsieur_Didier
27. Februar 2015 at 19:51…wunderschön, ich dachte bei jedem Bild: „…ach ja…“ ich bin wirklich sehr angetan…!
Horst
27. Februar 2015 at 19:55Das ist schon alles ganz toll und ich mag ja auch den Bailey, aber warum auch immer haut es mich nicht vom Hocker und erinnert mich – sorry, sorry – zu sehr an Hippie … 🙁
Die Jungs fand ich übrigens hingegen super!!