Meinung

Nike setzt den Rosa Winkel für „BETRUE“-Kollektion ein

(Bild: Nike)

Nike richtet sich auch in diesem Jahr mit einer „BETRUE“-Kollektion an die LGBTQ-Community. Der an sich sehr löbliche Hintergrundgedanke der Initiative war, etwas zu entwerfen, mit der Nike die Unterstützung für LGBTQ-Athleten zeigen kann, wie damals Robert Goman, der Sprecher des LBGTQ-Netzwerkes des Unternehmens, erklärte.
Während in den vergangenen Jahren mit den Farben des Regenbogens gespielt wurde, zitiert der Sportartikelhersteller dieses Mal ein anderes Symbol der LGBTQ-Geschichte: den Rosa Winkel.

Zur Erinnerung: Der Rosa Winkel diente während der Zeit des Nationalsozialismus der Kennzeichnung von Häftlingen in den Konzentrationslagern, sofern sie aufgrund ihrer Homosexualität dorthin verschleppt worden waren, wie Wikipedia erklärt. Die Stoffaufnäher mussten an der KZ-Häftlingskleidung auf der linken Brust getragen werden.
Ich finde diese Vereinnahmung des Symbols mindestens schwierig, wenn nicht sogar geschmacklos, insbesondere dann, wenn es zwar der Einsatz des Rosa Winkels auf der Kollektion ein „Zeichen“ (wofür überhaupt?) setzen soll, es aber nur die wenigsten Menschen, die nicht mit der Thematik vertraut sind, dechiffrieren können.

Nike erklärt zwar, dass der Rosa Winkel ursprünglich zur Identifizierung von LGBTQ-Personen während des Zweiten Weltkriegs verwendet (wobei „Identifizierung“ etwas untertrieben ist) wurde und das Dreieck in den 70er-Jahren von Aktivisten zurückerobert und später von der AIDS Coalition to Unleash Power (ACT UP) in ihrer „Silence = Death“-Kampagne aus den 80er-Jahren übernommen wurde. Aber rechtfertigt das den Einsatz des Rosa Winkels auf Turnschuhen?
Schlussendlich geht es Nike darum, Umsatz zu generieren, von denen zwar ein Teil an gemeinnützige Organisationen gespendet wird. Aber ob da NS-Symbolik angebracht ist? Nein.

  • Peterkempe
    29. Mai 2018 at 15:21

    Ich finde es unglaublich das dieses Symbol auf einem Produkt ist! Was ist bloß in die Menschheit gefahren so etwas zu machen ….

  • fred
    29. Mai 2018 at 15:59

    OHO! Das finde ich ganz krass. Ähnliches hatten wir vor Jahren bei Comme des Garcons mit KZ Uniformen.
    Der Vergleich mit ACT-UP ist lächerlich. Bei ACT-UP war der Winkel Pink. Und es war eine Pyramide. Es war ausserdem als Protest zu sehen und als Aufruf. Mit dem Symbol wurde aggressiv umgegangen und gezeigt, dass eine Minderheit sich wehrt. Der Winkel, so es denn einer war, und nicht einfach nur ein 80er Jahre Symbol (alles bestand damals aus Dreiecken oder Pyramiden) wurde da eher persifliert und als aggressiveres Medium verwendet. Es war auch nicht nur die Form, sondern es gab noch den Schriftzug und evtl. (wie bei Keith Haring) einen künstlerischen Beitrag um das Symbol herum. Das sehe ich hier nicht. Es wird als Gestaltungselement genutzt und im Grunde macht es das gleiche, was es früher gemacht hat, es stigmatisiert die Menschen, die es tragen. Es fehlt der kritische Bezug in Form einer Erklärung oder Formulierung, wie wir sie beim ACT-UP hatten.
    Meine Befürchtungen sind hier „Gays“ auf dem CSD, die in zu kurzen Hosen rumhüpfen und die Schuhe tragen. Dann haben wir genau das Bild, gegen das man aufstehen sollte. Meiner Meinung nach ist diese ganze Solidarisierungssache Kacke. Einfach von den Milliarden, die man macht, einen Teil abgeben und keine Symbole verwenden. Was macht das Symbol? Es drängt Homosexuelle in die Nische einer Randgruppe. Es zeigt, dass sie anders sind und integriert werden müssen. Es ist der falsche Weg. Es geht nicht darum, dass eine Akzeptanz für Randgruppen oder Teile von Randgruppen geschaffen wird. Es geht darum, die Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Mit all ihren Eigenschaften, ungeachtet ihrer Sexualität. Ein rosa Winkel bedeutet für mich Ausgrenzung. Egal, wie gut die Sache gemeint war. Und wenn ich dann Geld dafür bekomme, indem dass vorher gezeigt wird, dass ich anders bin, dann möchte ich das Geld nicht. Ich denke, von den Homosexuellen unter uns wollen die meisten „normal“ leben (was meiner Meinung nach auch weitgehend möglich ist im Moment) und wollen nicht als „Karikatur“ ihrer Sexualität dargestellt werden und auch nicht darauf reduziert werden. Ein rosa Winkel sagt aus, mit wem ich ins Bett gehe. Er sagt aber nicht aus, was ich im Kopf habe, was ich arbeite, für was ich mich einsetze, was meine Ziele sind usw. Das alles macht mich aus. Der rosa Winkel nimmt hier nur ein extrem kleines Minimum ein, von dem, was ein Mensch wirklich ist. Es reduziert und es grenzt aus.

  • Jonas
    30. Mai 2018 at 22:46

    Vielleicht hat es ja auch mit der “ Pink Triangle Issue“ zu tun. Jedenfalls gab es da ein paar Medienberichte und vor kurzem kam auch mal ein Werbespot im Tv… weiss nur nicht mehr exakt wo. Ist wohl eine Kampagne des Kz Mauthausen und des Vangardist Magazins… kann man natürlich immer noch über die Sinnhaftigkeit streiten.. ..http://www.pinktriangleissue.com/

  • vk
    31. Mai 2018 at 20:34

    klar. der rosa winkel im historischen bezug ist ausgrenzung, stigmatizierung und auch ‚warnhinweis‘ im sinne des reichsicherheitshauptamtes. inwieweit das heute identitaetsstiftend interessant sein kann, mag ich nicht vollends beurteilen. theoretisch gesprochen ist ein „sittlich moralischer“ oder „hygenischer“ warnhinweis natuerlich auch unglaublich cool. – aber, hey, this is 2018. – und was FRED sagt, hier ist es gestaltungselement, damit vollstaendig dehistorisierend und neutralisierend. das ganze funktioniert nicht. in keine richtung. auch nicht auf dem CSD. ein weiters symbol dem kommerz geopfert? ich weiss es nicht. die aktion ist bloed. aber die geschichte – das ist meine meinung – bleibt unberuehrt.
    zeirgenoessische belanglosigkeit.