Apropos, Apropos: Wie war das damals, als sich noch nicht gefühlt jeder Store „Concept Store“ geschrien hat und luxusversierte Modeliebhaber schnell ahnten, dass das Geschäftsmodell von Klaus Ritzenhöfer und Daniel Riedo bahnbrechend sein würde? Die angesagten Kollektionen vom internationalen Runway? Gab es plötzlich in Köln, bestens in Szene gesetzt, und das ohne durchdringende Google-Recherche und hundertfacher Online-Konkurrenz! Eine feine Auswahl der vielversprechendsten Designer, Gespür für Trends+Zukunftsprognosen sowie jede Menge modisches Know-How, genau das macht das Duo von der „APROPOS The Concept Store“-Geschäftsführung aus.
Der Store wurde ursprünglich 1984 in Gummersbach, einer Kreisstadt etwas außerhalb von Köln gegründet und entstand aus dem Wunsch der beiden, sich voll und ganz ihrer Leidenschaft für Mode zu widmen. Zehn Jahre später ging es dann in die Kölner Großstadt, ein Store in der Mittelstraße 3 wird eröffnet. Weitere zehn Jahre später wird dieser mit einer zweiten, größeren Filiale in der Mittelstraße 12 erweitert. Dem ein oder andere von euch wird der über 3.000 Quadratmeter große Store sicher ein Begriff sein, es bildet bis heute das Herzstück des Unternehmens. Diesmal keine zehn, sondern vier Jahre später, wird 2008 ein weiterer Store in Düsseldorf eröffnet. In einer ähnlichen Zeitabfolge kommt es 2013 zu den Standorten in Hamburg und München. Eine einzigartige Erfolgsgeschichte im deutschen Modehandel. Ich möchte das folgende Gespräch dazu nutzen, den sympathischen Profis etwas genauer auf die Finger zu schauen, vielleicht lässt sich der ein oder andere Rat entlocken.
Erst einmal interessiert es mich brennend, wie es zu den verschiedenen Standorten von APROPOS kam. Mittlerweile habe ich die Übersicht verloren: Köln, Düsseldorf und Hamburg. Sind das alle? Nein! Selbst in München gehört ein Store zum festen Mode-Etablissement von Mann und (seit geraumer Zeit auch) Frau. Ein grandioser Start, um genauer nachzuhaken.
Hallo Ihr Lieben, wir fangen direkt mit einer Frage an, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge liegt: Warum Köln als Standort und erst anschließend die Expansion in andere Städte?
Die Intention 1994 nach Köln zu gehen ist dem Wunsch geschuldet, die Marken Donna Karan und Calvin Klein zu führen. Zwei zu dieser Zeit wahnsinnig angesagte Kollektionen, die es bis dato in Deutschland nicht zu kaufen gab! Diese beiden Linien wollten sehr gerne mit uns arbeiten, stellten sich aber für den Start auf dem deutschen Markt die Präsenz in einer Großstadt vor. Und so kamen wir dann mit zwei Kollektionen nach Köln. 2004, nach Consultingjobs für das Quartier 206 oder Joop!, wurde der Concept Store in Köln eröffnet. Die weiteren Stores entstanden dadurch, dass wir zum einen Angebotslücken in den einzelnen Standorten schließen wollten. Zum anderen dadurch, dass uns wunderschöne Immobilien angeboten wurden, wie im Fall vom Hamburger Store. Und aktuell planen wir eine Vergrößerung unseres Konzepts in der Kölner Mittelstraße.
Stichwort Vergrößerung: Wie groß ist Euer Team heute und mit wie vielen Mitarbeitern habt Ihr damals angefangen?
Zu Beginn waren wir zu zweit, heute haben wir ein Team von 110 Mitarbeitern.
Nur ihr beide… Könnt Ihr euch, jeder für sich, noch an den Moment erinnern, an dem Ihr das erste Mal mit Mode in Berührung gekommen seid?
Klaus: Da habe ich eine Breitcordhose mit Schlag vor Augen. Die Leibhöhe war so niedrig – das lässt Dsquared2-Jeans von heute blass aussehen.
Daniel: Mein Samtblazer zur Kommunion. Ich kam mir wahnsinnig chic vor.
Niedrige Leibhöhe trifft Samtblazer, Ihr scheint euch auch stilmäßig wunderbar zu ergänzen! Sind Eure Arbeitsbereiche unterteilt oder macht Ihr alles gemeinsam?
Wir haben uns organisiert. Klaus macht zusammen mit Henning Korb den Einkauf für die Mode. Ich betreue die Kosmetik und den Home-Bereich und kümmere mich zusammen mit einer Mitarbeiterin um den PR-Part. Alle kreativen Entscheidungen bezüglich des Unternehmens treffen wir gemeinschaftlich.
Wenn wir noch einmal auf die ersten Jahre Eurer Geschäftsidee zurückblicken: Lassen sich bestimmte Business-Vorbilder nennen?
Wir haben viel Inspiration aus den verschiedensten Bereichen gezogen. Sicherlich aber hat uns der konsequente Luxus von Bergdorf Goodman in NY beeindruckt und geprägt.
Bei dem Namen Goodman erinnere ich mich an Fifth Avenue-Momente mit plattgedrückter Schaufensternase. Welche Labels habt Ihr zu Beginn für euern Store geordert?
Begonnen haben wir ausschließlich mit Herrenmodekollektionen. Cerruti, Iceberg, Zegna, Versace, Romeo Gigli – und die erste Herrenmodekollektion von Jil Sander.
Erinnert Ihr euch noch an DIE Trends im Gründungsjahr?
Die Peanuts von Iceberg.
Was hat sich zu der Zeit am Besten verkauft?
Ebenfalls die Peanuts von Iceberg.
Wie hat sich der Modemarkt seit der Gründung des Geschäfts verändert bzw. hat er sich eklatant verändert?
Enorm! Mode ist nicht mehr ein luxuriöses Mysterium. Heute weiß jeder, was in der nächsten Saison in die Stores kommen wird. Jeder weiß, wer was wann getragen hat. Alles ist immer und überall verfügbar. Heute ist es nicht mehr die Mode an sich, die Begehrlichkeit weckt, sondern das Drumherum: etwa die Inszenierung.
Beim Thema Inszenierung wissen die beiden Selfmade-Männer ganz genau, wie man auf sich aufmerksam macht: „Fashion goes in only one direction – forward“ leuchtet es in einem handgefertigten Neonschriftzug von den Wänden des Kölner Stores in der Mittelstraße 12, in dessen Gebäude sich ebenfalls das Headquarter von „APROPOS The Concept Store“ befindet. Das ist keinesfalls mit Ironie oder Selbstverherrlichung verbunden, vielmehr suggeriert besagter Neonschriftzug einen mehr als erfolgreichen Weg im deutschen Modehandel. Nach mehr als 30 Jahren gehört der Concept Store mit fünf Standorten zu einem der erfolgreichsten Luxushändler Deutschlands.
APROPOS Store Mittelstraße 12 in Köln; Bild: APROPOS The Concept Store
Apropos Inszenierung: Rückblickend die aufregendste Modewoche für Euch?
Das waren die ersten Besuche auf der Pitti Uomo in Florenz.
Da war ich noch im letzten Sommer zugegen und habe mich sehr lange mit einer befreundeten Pressekollegin über den Stellenwert von E-Commerce unterhalten: Wie geht Ihr mit dem Online-Verkauf um? Spielt er eine entscheidende Rolle für Euch?
Er ist wahnsinnig wichtig. Trotzdem versuchen wir den Kunden eine Bühne zu bieten, einen Grund all die schönen Sachen zu tragen, die Sie online geshoppt haben. Stores müssen heute mehr bieten als die simple Bedarfsdeckung. Sie müssen Meetingpoints sein.
Von Bedarfsdeckung kann bei Eurer feinen Auswahl keine Rede sein, was verkauft sich momentan am besten?
Kollektionen, die sehr selektiv distribuiert sind und die es nicht überall zu sehen gibt.
Ein Besuch in einer der „APROPOS The Concept Store“-Boutiquen lohnt sich bestimmt, ganz gleich ob auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken oder Investitionen für einen selbst. Es bleibt einem die Qual der Wahl zwischen exklusiver Mode, Designobjekten, Accessoires, Schuhen oder Beauty-Produkten – bestenfalls findet man(n) und frau in allen Bereichen etwas. In Hamburg lassen sich zudem auch noch die Illustrationen der talentierten Künstlerin Kera Till bestaunen (und erstehen). Ich sichte so lange noch den zweiten Teil des Interviews und werde mich hierzu in Kürze zurückmelden. Bis dahin gibt es aber schon einmal ein paar visuelle Eindrücke in Form von Store-Fotos und aus dem letzten Jahr Gratulanten-Zeichnungen anlässlich des 30-jährigen APROPOS-Jubiläums.
Fortsetzung folgt in Kürze!
Serven
4. Januar 2016 at 10:51Toller Beitrag. In den 80er Jahren wurden sehr viele sehr gute Geschäfte gegründet. Darunter Auch „Lilo’s“ in Frankfurt, oder die „Hysterie“ in Frankfurt. „Peter Katz“ in Heilbronn, oder die legendäre „Factory“ in Pforzheim, die Kunden aus ganz Europa hatte.
Leider ist bei den meisten die Erfolgsgeschichte weniger glücklich verlaufen und sie mussten schliessen. Beim Interview kommt aber noch deutlich der Gedanke dieser Leute von damals zum Ausdruck. Schade, dass es diese Läden nicht mehr gibt! Viele haben die 90er Jahre mit ihren Krisen nicht übersanden. Auch waren dann viele Designer nicht mehr gefragt, wie Romeo Gigli oder Comme des Garcons. Das wolte man irgendwann nicht mehr tragen.
Heute weine ich Gigli nach. Ein toller Designer!
Ich freue mich schon auf den zweiten Teil des Interviews!
Siegmar
4. Januar 2016 at 12:16Mein 1. Teil war ein Pullover von Romeo Gigli den ich in Köln bei Apropos kaufte. Lilo´s und Hysterie waren tolle Läden und selbstverständlich Rudi Albrechts “ Filiale „. Viele davon gibt es leider nicht mehr. Aus “ Corner “ hier in Berlin finde ich die meisten sogeannten Concept Store eher langweilig.
PeterKempe
4. Januar 2016 at 15:08Großartige Unternehmer, die das hohe Risiko privatgeführter Multibrandstores eingehen! Chapeau!
Serven
4. Januar 2016 at 21:18@ Siegmar
Filiale und Zentrale. Das war toll!
Gibt es das noch?
@ PK
Privat geführte Multibrandstores. Gibt es kaum noch. Aber eine tolle Sache. Früher Braun & Co. in Baden-Baden oder Beate Mössinger, Stuttgarts grosse Modefrau, die damals Chanel verkauft hat.
Damals haben sie mehrere Läden zusammengeschlossen und in der Vogue Anzeigen für ihre Marken geschaltet. Sowas gibt es heute nicht mehr und keiner weiss es mehr! 🙂
Siegmar
5. Januar 2016 at 14:40@ Serven
gibt es beide nicht mehr, wohne auch schon lange nicht mehr in Ffm bin ab und an da, mein Bruder lebt dort.
Nachgefragt bei … Klaus Ritzenhöfer und Daniel Riedo – Teil 2 des Interviews | Horstson
6. Januar 2016 at 17:54[…] die Fortsetzung des Gesprächs mit echten Modeprofis (den ersten Teil des Interviews gibt’s hier zum Nachlesen). APROPOS Store in Hamburg; Bild: APROPOS The Concept […]